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Mein Leben als Superagent

Mein Leben als Superagent

Titel: Mein Leben als Superagent
Autoren: Janet Tashjian
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auf dich aufpassen.«
    »Susan James?«
    Die Stimme meiner Mutter wird immer leiser. »Ja. Sie war in ihrem ersten Studienjahr an der University of Maine, verbrachte aber gerade die Sommerferien bei ihren Eltern auf Martha’s Vineyard.«
    Ich gebe mir alle Mühe, still zu sitzen, aber es fällt mir superschwer, sie nicht mit tausend Fragen zu unterbrechen.
    »Wir hatten ihr gesagt, sie soll mit dir im Haus bleiben, aber sobald wir weg waren, packte sie dich ins Auto und fuhr mit dir nach South Beach.Als die Dame vom Babysitter-Dienst uns anrief, warst du längst wieder zu Hause und hast tief und fest geschlafen. Wir konnten es kaum glauben, als die Frau sagte, Susan wäre ertrunken.«
    Ich brauche mehr Details. »Aber wie ist das passiert?«
    Meine Mutter scheint zu überlegen, wie viel sie mir erzählen soll. »Vielleicht bist du ins Wasser gegangen«, sagt sie dann. »Und Susan ist dir hinterher, um dich rauszuholen. Sie hat dich ans Ufer geschoben, aber dann muss eine heftige Strömung sie zurück aufs offene Meer gezogen haben. Ich hab dir das nie erzählt, weil ich nicht wollte, dass du denkst, es wäre deine Schuld gewesen.«
    heftige
Strömung
    Wieso hatte ich diesen blöden Zeitungsartikel bloß gefunden? Hätte ich gewusst, dass dieser Unfall etwas mitmir zu tun hatte, ich hätte nie auch nur eine einzige Frage gestellt! Ich hätte es wissen müssen – freiwillige Lektüre stellt ein extremes Risiko für Leib und Leben dar.
    Risiko für Leib und Leben
    Meine Mutter geht aus der Küche und kommt mit einem Ordner wieder. »Susans Mutter und ich haben uns jahrelang Briefe geschrieben.«
    Ich schaue den Ordner durch, finde eine Weihnachtskarte mit einem Schneemann auf Skiern.
    »Ich weiß, dass es weder unsere noch deine Schuld war – Susan hätte nicht das Haus mit dir verlassen dürfen –, aber ich hatte trotzdem ein schlechtes Gewissen.« Mom legt ihre Hand auf meine, in der ich immer noch die Weihnachtskarte halte. »Ich kann mir kaum vorstellen, wie schrecklich es sein muss, sein Kind zu verlieren.«
    Auf einmal fällt mir ein, dass wirDonnerstag haben – heute Abend wollten meine Eltern doch ausgehen. »Willst du Amy nicht lieber absagen?«, frage ich. »Sie ist zwar nicht gerade mein Lieblings-Babysitter, aber nicht dass ich sie aus Versehen auch noch umbringe …«
    Mom nimmt mir die Karte weg. »Du konntest nichts dafür. Du warst zwei Jahre alt, du hast nichts falsch gemacht.« Als sie Amy anruft, um ihr zu sagen, dass sie und Dad beschlossen hätten, heute nicht auszugehen, weiß ich, dass sie das nicht aus Sorge um Amys Leben macht, sondern weil sie mich heute nicht aus den Augen lassen will. Ich kann’s ihr nicht verdenken; im Moment ist mir auch nicht danach, allzu weit weg von zu Hause auf Wanderschaft zu gehen. Mom bittet Dad, etwas vom Griechen am Pier zu holen.
    Wanderschaft
    Dann sitzen wir alle drei hinter dem Haus und schauen zu, wie Bodi am Zaun auf und ab rennt und den Terrier von nebenan verbellt. Während ich mein Lamm-Schaschlik esse, sickert mir langsam die Erkenntnis in den Kopf, warum Mom mir bisher nichts von Susan erzählt hat. Seit einer Woche nerve ich sie damit, und jetzt, wo ich die Informationen habe, geht’s mir schlechter als je zuvor. Diesmal hat mir meine Neugierde nichts Gutes gebracht. Diesmal hätte ich die Sache vielleicht wirklich mal auf sich beruhen lassen sollen. Ich pikse mir den Holzschaschlikspieß in die Handfläche, bis mein Vater sagt, ich soll das endlich bleiben lassen.
    Schaschlikspieß

Vergessen ist gar nicht so leicht
    In den folgenden Tagen versuche ich den Zeitungsartikel zu vergessen, aber es klappt nicht. Und obwohl ich jetzt die wahre Geschichte kenne, kann ich nicht anders, als Mom mit immer noch mehr Fragen zu löchern. Wie hat Susan James ausgesehen? Wo genau haben wir auf Martha’s Vineyard Urlaub gemacht? Irgendwann reicht es Mom mit der Fragerei und sie sagt, das Thema sei jetzt endgültig abgeschlossen.
    irgendwann
    Vor ein paar Jahren haben meine Eltern das Bürogebäude nebenan gekauft und Moms Praxis darineingerichtet. Sie arbeitet seit über zwölf Jahren als Tierärztin. Außerdem hat sie eine Tierpension namens »Pet Camp« und einen Hundepflegeladen namens »Pet Spa«. Ich stelle mir immer vor, wie dort Hunde massiert werden oder mit Gurkenscheiben auf den Augen herumliegen. Aber in Wirklichkeit geht es da mehr darum, Zecken aus dem Pelz und Dreck aus Hundeohren zu pulen.
    Tierärztin
    Ich freue mich so über die Ferien, dass
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