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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht
Autoren: Mary Higgins Clark
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einem zum andern. Sie verstehen, wie schwer es für mich an diesem Abend gewesen ist, dachte sie. Da entdeckte sie Jake Perkins, der an der Rezeption stand.
    Sie machte ihm ein Zeichen, worauf er eilig herbeikam. »Jake«, sagte sie, »ich war so durcheinander heute Nachmittag, dass ich nicht weiß, ob ich Ihnen überhaupt gedankt habe. Wenn Sie nicht gewesen wären, dann wären Meredith, Laura und ich jetzt nicht mehr am Leben.« Sie legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn auf die Wange.
    Jake war sichtlich gerührt. »Dr. Sheridan«, sagte er, »ich wünschte, ich wäre ein bisschen schlauer gewesen. Als ich diese Eulen-Anhänger auf der Kommode neben der Leiche gesehen habe, habe ich Mr Deegan erzählt, dass ich genau so einen auf dem Grab von Alison Kendall gefunden hab. Wenn ich ihn gleich darauf hingewiesen hätte, dann hätte man Ihnen vermutlich sofort einen Leibwächter zugeteilt.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, sagte Sam. »Sie konnten nicht wissen, dass diese Eule etwas bedeutete. Dr. Sheridan hat Recht. Wenn Sie nicht herausgefunden hätten, wo Laura war, wären sie alle jetzt tot. Und jetzt sollten
wir hineingehen, bevor uns der Tisch doch noch durch die Lappen geht.« Er überlegte einen Moment, dann seufzte er. »Sie kommen mit, Jake.« Da bemerkte er, dass Jakes Worte Alice, die neben ihm stand, erschreckt hatten.
    »Sam, am Jahrestag letzte Woche habe ich so eine Eule auf Karens Grab gefunden«, sagte sie. »Ich habe sie zu Hause in die Vitrine neben dem Kamin gelegt.«
    »Das war es also!«, sagte Sam. »Irgendetwas war mir in Ihrer Vitrine aufgefallen, was mich irritiert hat, Alice, aber ich bin nicht darauf gekommen, was. Jetzt weiß ich’s.«
    »Gordon Amory muss sie auf ihr Grab gelegt haben«, sagte Alice traurig.
    Sam legte einen Arm um ihre Schulter, als sie in die Bar gingen. Auch für sie war dies ein schwerer Tag gewesen. Er hatte Alice berichtet, dass die Eule Laura erzählt hatte, Karen aus Versehen umgebracht zu haben. Alice hatte zu ihrem Entsetzen erfahren müssen, dass Karen nur ermordet worden war, weil sie zufällig in dieser Nacht im Elternhaus geschlafen hatte. Aber sie hatte auch gesagt, dass jetzt wenigstens kein Verdacht mehr auf Karens damaligem Freund, Cyrus Lindstrom, ruhe und sie mit der ganzen Sache nun auf eine gewisse Weise abschließen könne.
    »Ich werde die Eule aus Ihrer Vitrine entfernen, wenn ich Sie später nach Hause fahre«, versprach er. »Ich will die Dinger nicht mehr sehen.«
    Sie standen jetzt am Tisch. »Für Sie ist die Sache auch abgeschlossen, nicht wahr, Sam?«, fragte Alice. »Zwanzig Jahre lang haben Sie versucht, den Mord an Karen aufzuklären.«
    »In diesem Sinne ist sie abgeschlossen, aber ich hoffe, es ist trotzdem in Ordnung, wenn ich von Zeit zu Zeit auf einen Besuch vorbeikomme.«
    »Das möchte ich Ihnen auch geraten haben, Sam. Sie haben mich durch die letzten zwanzig Jahre gebracht. Sie können mich jetzt nicht einfach im Stich lassen.«

    Jake wollte sich gerade neben Jean an den Tisch setzen, als ihm jemand auf die Schulter tippte. »Darf ich?«
    Mark Fleischman ließ sich auf dem Stuhl nieder. »Ich war im Krankenhaus, um nach Laura zu sehen«, berichtete er Jean. »Sie fühlt sich besser, obwohl sie emotional natürlich ziemlich mitgenommen ist. Aber sie wird drüber hinwegkommen.« Er grinste. »Sie hat gesagt, sie würde gern eine Therapie bei mir machen.«
    Jake setzte sich auf die andere Seite von Jean. »Ich glaube, dass sich diese qualvolle Erfahrung am Ende als ein Wendepunkt in ihrer Karriere herausstellen könnte«, sagte er. »Mit all dem Medienrummel wird sie garantiert eine Menge Angebote bekommen. So läuft’s nun mal im Showgeschäft.«
    Sam blickte ihn an. Mein Gott, wahrscheinlich hat er Recht, dachte er. Und mit dieser Überlegung beschloss er, sich einen doppelten Scotch zu genehmigen und nicht nur ein Glas Wein, wie er zuerst erwogen hatte.
    Jean hatte von Sam erfahren, dass Mark auf der Suche nach ihr kreuz und quer durch die Stadt gefahren war. Als Sam ihn schließlich angerufen hatte, war er sofort zum Krankenhaus geeilt, wohin sie, Meredith und Laura gebracht worden waren. Er war wieder weggefahren, nachdem man ihm versichert hatte, dass sie in Kürze entlassen werde. Sie hatte ihn den ganzen Tag weder gesehen noch gesprochen. Jetzt schaute sie ihm in die Augen. Die Zärtlichkeit in seinem Blick ließ sie glühende Scham empfinden, weil sie ihm misstraut hatte. Und gleichzeitig war sie
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