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Mein ist die Stunde der Nacht

Mein ist die Stunde der Nacht

Titel: Mein ist die Stunde der Nacht
Autoren: Mary Higgins Clark
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mich?«, fragte sie. Irgendetwas drückte gegen ihren Rücken. Sie rutschte auf dem Sitz etwas vor, aber es war immer noch da. Was war das?
    »Meredith, ich habe dich angelogen, als ich gesagt habe, ich hätte einen Freund deiner Mutter auf dem Klassentreffen gesehen. Ich habe deine Mutter selbst dort gesehen. Und ich bringe dich jetzt zu ihr.«
    »Meine Mutter! Jean! Sie bringen mich zu ihr?«
    »Ja. Und dann werdet ihr beide deinen leiblichen Vater im Himmel besuchen. Das wird bestimmt ein wunderbares Wiedersehen werden. Du siehst ihm sehr ähnlich, weißt du das? Wenigstens sah er so aus wie du, bevor ich ihn über den Haufen gefahren habe. Weißt du, wo das passiert ist, Meredith? Auf der Straße in der Nähe des Picknickgeländes in West Point. Dort ist dein richtiger Vater gestorben. Es wäre schön gewesen, wenn du noch eine Gelegenheit gehabt hättest, sein Grab zu besuchen. Sein Name steht auf dem Grabstein: Carroll Reed Thornton jr. Eine Woche später hätte er seinen Abschluss gefeiert. Vielleicht werden sie ja dich und Jeannie neben ihm begraben. Wäre das nicht schön?«
    »Mein Vater war in West Point, und Sie haben ihn umgebracht?«
    »Sicher habe ich das. Findest du, dass es gerecht von ihm und Jean war, so glücklich miteinander zu sein und mich im Regen stehen zu lassen? Findest du etwa, dass das gerecht war, Meredith? «
    Er drehte den Kopf und starrte sie voller Hass an. Seine Augen blitzten. Seine Lippen waren so fest aufeinandergepresst, dass sein Mund unter den aufgeblähten Nasenlöchern verschwunden zu sein schien.
    Er ist verrückt, dachte sie. »Nein, Sir. Das war wohl nicht gerecht«, antwortete sie mit fester Stimme. Ich darf ihm nicht zeigen, dass ich Angst habe.

    Er schien etwas besänftigt zu sein. »Ah, der West-Point-Drill. Ja, Sir. Nein, Sir. Ich habe dich nicht gebeten, mich mit ›Sir‹ anzureden. Ich habe dir gesagt, du sollst mich ›Eule‹ nennen.«
    Sie hatten die Abkürzung Richtung Storm King Mountain passiert und befanden sich am Stadtrand von Cornwall. Wohin fährt er nur?, dachte Meredith. Bringt er mich wirklich zu meiner Mutter? Hat er meinen Vater wirklich umgebracht, und will er uns jetzt auch umbringen? Was kann ich tun, um ihn aufzuhalten? Nicht in Panik geraten, ermahnte sie sich. Schau dich um. Sieh nach, ob du etwas findest, womit du dich verteidigen könntest. Vielleicht ist irgendwo eine Wasserflasche. Damit könnte ich ihm ins Gesicht schlagen. Das gibt mir vielleicht genug Zeit, um den Zündschlüssel zu erreichen und den Wagen zum Stehen zu bringen. Es kommen jetzt genug Autos entgegen, ein Kampf müsste jemandem auffallen. Aber als sie vorsichtig um sich blickte, konnte sie nirgends etwas entdecken, womit sie sich hätte verteidigen können.
    »Meredith, ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht. Es hat keinen Zweck, Aufmerksamkeit auf dich zu lenken, denn wenn du das tust, wirst du auf der Stelle tot sein. Ich habe eine Waffe, und ich würde sofort Gebrauch davon machen. Wenigstens gebe ich dir die Gelegenheit, deine Mutter kennen zu lernen. Es wäre doch schön dumm, das zu verpassen.«
    Meredith presste ihre Hände aneinander. Was war das an ihrem Rücken? Vielleicht etwas, womit sie sich und ihre Mutter retten konnte. Mit größter Vorsicht löste sie ihre Hände und bewegte die rechte langsam zur Seite. Sie richtete sich im Sitz auf und glitt mit der Hand hinter ihren Rücken. Ihre Finger berührten die Kante eines schmalen Gegenstands, der sich vertraut anfühlte.
    Es war ein Handy. Sie musste ziehen, um es loszubekommen, aber die Eule schien nichts zu bemerken. Sie fuhren
jetzt durch Cornwall, und er blickte nach allen Seiten, als ob er befürchtete, angehalten zu werden.
    Meredith zog ihre Rechte, die das Handy umklammert hielt, langsam zurück. Sie klappte es auf, schielte hinunter und drückte mit dem Finger die erste Ziffer des Notrufs …
    Sie hatte seine Hand nicht kommen sehen, plötzlich war sie an ihrem Hals und griff an ihre Kehle. Bewusstlos sackte sie zusammen, während die Eule sich das Handy schnappte, das Fenster herunterließ und es hinauswarf.
    Wenige Sekunden später fuhr ein Lieferwagen darüber und zermalmte es.

    »Sam, wir haben ihn verloren«, sagte Eddie Zarro. »Er ist in Cornwall, aber wir empfangen kein Signal mehr.«
    »Wie konnte das passieren? Wie konntet ihr ihn verlieren?« , brüllte Sam. Es war eine dumme, nutzlose Frage. Er kannte die Antwort – das Handy war entdeckt und zerstört worden.
    »Was machen wir
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