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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Kuppe eines Hügels erreichte, entdeckte er endlich Marstowes Lager. Er stieg ab, band seinen Hengst an einen Baum an und schlich, immer wieder hinter Sträuchern Schutz suchend, in gebückter Haltung auf die Zelte der Normannen zu. Das letzte Stück legte er zurück, indem er sich auf dem Bauch liegend langsam vorwärts schob.
    In einem Umkreis von vielleicht hundert Metern wuchs um das Lager weder Baum noch Strauch. Nur ein einsamer Felsbrocken befand sich zwischen Bevan und den Zelten. Hinter dem Stein versteckt, blieb der Ire liegen und beobachtete, was die Normannen taten.
    Einige der Soldaten hatten offensichtlich den Auftrag erhalten, die Umgebung im Auge zu behalten. In regelmäßigen Abständen umrundeten sie das Lager. Andere waren anscheinend als Wachen vor einem Zelt abgestellt worden. Sie standen direkt vor dessen Eingang. Es war aber unmöglich festzustellen, ob Genevieve dort gefangen gehalten wurde.
    Bevan jedoch musste wissen, wo genau sie sich befand, ehe er etwas unternehmen konnte. Er runzelte die Stirn. Ein heimlicher Angriff war unter diesen Umständen ausgeschlossen. Und als Einzelner würde er das Risiko, gegen eine solche Übermacht anzutreten, nur auf sich nehmen, wenn er sicher sein konnte, dass Genevieve lebte. Was also sollte er tun?
    Er schlich zurück zu seinem Hengst, schwang sich in den Sattel und ritt ein Stück in Richtung des Lagers. Auf der Kuppe des Hügels hielt er an, nahm Pfeil und Bogens zur Hand und rief: „Marstowe!“
    Ein blonder Mann trat aus einem der Zelte und schaute zu Bevan hin. Diesem war, als zeigte sich ein triumphierender Ausdruck auf dem Gesicht seines Feindes. Dann hörte er, wie der Normanne ein paar Befehle rief. Und gleich darauf ritt einer der Soldaten, die Lanze zum Angriff bereithaltend, auf Mac-Egan zu.
    Bevans Pfeil schwirrte von der Sehne und blieb direkt vor den Füßen des Kriegsrosses im Boden stecken. Das Pferd bäumte sich auf. Schon hielt der Ire einen weiteren Pfeil bereit. „Ich will Genevieve sehen“, rief er. „Wenn es ihr gut geht, bin ich zu Verhandlungen bereit.“
    Hugh musste wissen, dass ein einzelner Mann nicht in der Lage war, gegen einen ganzen Trupp von Kriegern zu kämpfen. Dennoch rief er dem Lanzenträger zu, dass er warten solle. Vielleicht befürchtete er, dass Bevan Begleiter hatte, die sich noch im Hintergrund hielten. Vielleicht aber genoss er es auch nur, sein Spiel mit dem Iren zu treiben. Jedenfalls wandte er sich jetzt einem seiner Männer zu und erklärte ihm etwas. Dann gab er den Befehl, Genevieve ins Freie zu führen. Gleich darauf schlug einer der Soldaten die vordere Plane des bewachten Zeltes zurück, und eine gefesselte Frau trat in die Sonne hinaus.
    „Bevan“, schrie sie, „komm nicht näher. Sie werden dich töten.“
    Er sah, dass sie blutete. Jemand – vermutlich Hugh selbst – musste ihr heftig ins Gesicht geschlagen haben. Unbändige Wut wallte in Bevan auf. Doch seine Stimme klang ruhig, als er seine Forderung verkündete: „Lasst sie frei. Dann sollt Ihr bekommen, was Ihr wünscht.“
    Jetzt endlich löste Marstowe sich aus der Gruppe der ihn umgebenden Krieger und trat ein paar Schritte vor. „Ich habe nur einen Wunsch: Euch tot zu sehen, MacEgan.“
    In diesem Moment hörte Bevan hinter sich Pferdegetrappel. Er fuhr herum. War er in einen Hinterhalt geraten? Er stieß einen Fluch aus und spannte erneut seinen Bogen. Entschlossen, bis zum Letzten zu kämpfen, schoss er einen Pfeil nach dem anderen ab. Doch die Übermacht war zu groß. Als sein lederner Köcher leer war, zog Bevan sein Schwert, aber ihm blieb nicht mehr viel Zeit, es zu benutzen.
    Vom Lager her hörte er Hughs Lachen und dann den Befehl: „Bringt ihn mir lebendig!“
    Es war zwecklos. So heftig Bevan sich auch wehrte, er wurde überwältigt. Man band ihn an Händen und Füßen und schleppte ihn vor Marstowe. Dieser schaute zufrieden auf seinen besiegten Feind hinab. „Ehe Ihr sterbt“, verkündete er, „sollt Ihr Eure Gemahlin noch einmal sehen dürfen.“
    Einer der Wächter brachte Genevieve herbei. Sie bot ein Bild des Jammers, obwohl sie hoch aufgerichtet stand. Ihr Kleid war zerrissen, ihre Füße nackt, ihr Gesicht blutverschmiert und ihr Haar verfilzt.
    „Rührt sie nicht an“, schrie Bevan, seine Hilflosigkeit verfluchend und vor Zorn bebend.
    Hugh lachte. „Was wollt Ihr tun, wenn ich nicht auf Euch höre?“, spottete er.
    „Ich werde Euch umbringen, wenn Ihr ihr etwas antut.“
    „Ich habe ihr bereits
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