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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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vor ihm lagen. Fest stand nur, dass er Genevieve, der Frau, die ihm vertraute und die ihn liebte, wehgetan hatte.
    Kurz war er versucht, den Saal einfach wieder zu verlassen. Doch dann hob er den Blick und schaute sich um. Wenn Fiona sich tatsächlich hier aufhielt, würde sie vermutlich mit dem Burgherrn bei Tisch sitzen. Es war gerade Zeit fürs Mittagsmahl.
    Doch der Platz neben Somerton – er musste der Ritter sein, der am Kopf der Tafel saß – war leer.
    Dann plötzlich war ihm, als bliebe sein Herz stehen. Sein Kind! Brianna! Da stand sie. Seine geliebte Tochter lebte.
    Bevan vergaß alles um sich herum und rannte zu ihr hin. Er kniete sich vor sie, nahm ihre kleinen Hände in seine großen und schaute ihr ins Gesicht. Ein Funken des Erkennens blitzte in ihren Augen auf.
    „Du weißt, wer ich bin, Brianna?“
    Sie war gewachsen, und sie sah gesund und kräftig aus. Ihr Haar war zu Zöpfen geflochten und sie trug ein hübsches Gewand aus blauem Leinen.
    „Vater!“ Sie schlang ihm die Arme um den Hals.
    Jetzt konnte er seine Tränen nicht länger zurückhalten.
    Als er sich endlich gefasst hatte, sagte er: „Du hast mir so gefehlt, mein Schatz. Kannst du mir erzählen, warum du hier bist?“
    „Mama hat mich hergebracht.“
    Fiona hatte ihn also belogen, als sie behauptete, das kleine Mädchen sei an einer bösen Erkältung gestorben. Bevan konnte es nicht fassen. Wie hatte sie ihm das antun können? Brianna war doch auch seine Tochter. Fiona hatte gewusst, wie sehr er das Kind liebte.
    „Wo ist deine Mutter jetzt?“
    „Sie ist im Herbst gestorben.“
    Im Herbst? Das bedeutete, dass seine Ehe mit Genevieve doch rechtsgültig war. Eine Woge der Erleichterung schlug über ihm zusammen. Wahrhaftig, er war der glücklichste Mann der Welt. Er hatte seine kleine Tochter wiedergefunden, und er war mit einer wunderbaren Frau verheiratet.
    Dann wurde ihm klar, dass Brianna zweifellos noch um ihre Mutter trauerte. Das Kind war gerade fünf Jahre alt und verstand nicht, was Erwachsene einander antaten. „Mein Liebling.“ Er zog die Kleine fester an sich, strich ihr tröstend übers Haar.
    „Warum bist du nicht eher gekommen?“, fragte sie in leicht vorwurfsvollem Ton.
    „Ich wusste nicht, wo du warst. Aber ich bin sehr froh, dass ich dich endlich gefunden habe. Nun werden wir zusammenbleiben, nicht wahr.“
    In eben diesem Moment packte ihn eine kräftige Hand bei der Schulter und jemand befahl auf Englisch: „Lasst das Kind los!“
    Bevan richtete sich auf, wandte sich um und schaute Somerton fest in die Augen.
    Man hatte Genevieve in ein Zelt gebracht. Ihre Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden, ihr Körper schmerzte von den Stößen und Schlägen, die man ihr versetzt hatte. Mehr aber als alles andere schmerzte ihr Herz.
    Inzwischen war ihr klar geworden, was geschehen war. Hugh hatte seine Männer auf sie und Bevan angesetzt. Ihn verlangte nach Rache. Er würde Bevan töten und sie unterjochen, so wie es immer sein Ziel gewesen war.
    In diesem Moment betrat Marstowe das Zelt. Sein arrogantes Gesicht drückte größte Zufriedenheit aus. „Nun, meine Liebe, wie lange wird es wohl dauern, bis Euer Gemahl erscheint, um Euch zu holen?“, fragte er.
    Sie schwieg. Vielleicht, das hoffte sie jedenfalls, war Bevan glücklich mit Fiona vereint und kam überhaupt nicht, um nach ihr zu suchen.
    Hughs Faust traf sie unvorbereitet. „Antwortet!“, fauchte er.
    Sie kämpfte ihre Angst nieder und hob trotzig den Kopf.
    Marstowes Hand schnellte vor. Er riss ihr das Tuch von dem Kopf, bekam eine Haarsträhne zu fassen und zog so heftig, das Genevieve einen Schmerzensschrei ausstieß. Hugh hatte unterdessen begonnen, sie mit den abscheulichsten Ausdrücken zu beschimpfen.
    Sie zwang sich, kein Wort über ihre Lippen zu bringen.
    Nach einer Weile, als er ihr Schweigen nicht mehr ertragen konnte, versetzte er ihr eine Ohrfeige. Mit der Drohung, Bevan zu töten, verließ er schließlich das Zelt.
    Bevan und Somerton standen sich mit zornig blitzenden Augen gegenüber.
    „Ihr habt Euch einfach in meine Burg hineingeschlichen“, schimpfte der Normanne.
    „Ich bin nur hier, um meine Tochter heimzuholen“, gab der Ire zurück.
    Soldaten strömten herbei und warteten auf ein Zeichen ihres Herrn. Doch der winkte sie beiseite. „Dass Ihr überhaupt noch lebt“, spottete Somerton, „habt Ihr einer Frau zu verdanken. Ich hätte Euch sonst schon vor Jahren auf dem Schlachtfeld getötet.“
    „Dazu seid Ihr nicht
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