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Mein irischer Held

Mein irischer Held

Titel: Mein irischer Held
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Bevans Seite zu bleiben.
    In ihrem tiefsten Inneren zweifelte sie nicht daran, dass sie ihn längst verloren hatte. Sein Verhalten hatte nur zu deutlich gezeigt, dass sein Herz noch immer Fiona gehörte – sei sie nun tot oder lebendig. All die leidenschaftlichen Nächte, die sie in seinen Armen verbracht hatte, waren nur ein Ausdruck seiner Lust, nicht aber seiner Liebe gewesen. Dennoch hatten sie vielleicht etwas Wunderbares bewirkt. Ihr Herz schlug schneller, wenn sie daran dachte. Sie hatte die Hoffnung, dass sie endlich schwanger geworden war.
    „Ich möchte nicht, dass dir etwas zustößt“, sagte Bevan.
    „Wer sollte mich zuverlässiger beschützen als du?“, erwiderte sie.
    „Auf Dun Laoghaire wirst du sicher sein, bis dein Vater dich holen kommt.“
    „Ich bleibe nicht dort“, erklärte sie mit der gleichen Entschiedenheit wie zuvor.
    „Also gut.“ Bevan gab sich geschlagen. „Wir werden gemeinsam zu Somertons Burg reiten.“
    Der Besitz des Baron of Somerton glich in mancher Hinsicht Laochre. Die Burg war auf einem Hügel errichtet, und vom Turm aus konnte man weit über das umliegende Land schauen. Starke Mauern schützten die Ansammlung von Gebäuden, in denen gelebt und gearbeitet wurde.
    Bevan hatte sich als Bauer verkleidet. Sein kurzes Schwert hatte er so umgegürtet, dass der lange Kittel es vor neugierigen Augen verbarg. Wenn nötig, konnte er es jedoch rasch ziehen.
    Genevieve trug ein einfaches braunes Gewand und ein Kopftuch. So würde sie sich, wie sie hoffte, unauffällig unter die Mägde mischen können, während Bevan nach Fiona suchte.
    Es ging auf Mittag zu, als sie den Hügel zur Burg hinaufstiegen. Genevieve musste all ihre Selbstbeherrschung aufbieten, um nach außen hin einigermaßen ruhig und gelassen zu wirken. Die Angst, den geliebten Mann für immer zu verlieren, war in den letzten Stunden ständig gewachsen. Jetzt waren ihre Füße schwer wie Blei. Ihre Augen brannten vor zurückgehaltenen Tränen. Hilfe suchend streckte sie die Hand nach Bevan aus.
    Doch er entzog sich ihr, sah nicht einmal zu ihr hin, sondern schaute mit starrem Blick zur Burg.
    Niemand hielt sie am Tor auf. Sie überquerten den Hof, und Bevan wandte sich dem Wohngebäude zu. „Ich warte draußen auf dich“, sagte Genevieve.
    Da endlich schien Bevan aus seiner Erstarrung zu erwachen. Er drehte sich zu Genevieve um, betrachtete sie nachdenklich und drückte ihr dann, für sie völlig unerwartet, einen Kuss auf die Stirn. „Es tut mir so leid“, murmelte er. „Aber ich muss das tun.“
    Sie nickte. „Ich weiß. Geh nur.“ Dabei war ihr, als müsse ihr das Herz brechen.
    Ein letztes Mal drückte Bevan ihre Hand. Dann machte er ein paar Schritte von ihr fort, bückte sich nach irgendetwas und verschwand gleich darauf im Wohnturm.

15. KAPITEL
    Genevieve wartete.
    Nach einer Weile aber war ihr, als würde sie immer mehr neugierige Blicke auf sich ziehen. Beunruhigt schaute sie zu der Tür, hinter der Bevan verschwunden war. War der Grund für seine lange Abwesenheit, dass er Fiona gefunden hatte und mit ihr über ihre Rückkehr nach Rionallís verhandelte?
    Genevieve atmete tief durch. Bei allen Heiligen, sie konnte diese Ungewissheit nicht länger ertragen. Entschlossen verließ sie die Festung, schritt den Hügel hinab zu dem Wäldchen, in dem sie und Bevan ihre Pferde gelassen hatten, schwang sich auf den Rücken ihrer Stute und galoppierte davon.
    Sie musste bereits eine längere Strecke zurückgelegt haben, als sie plötzlich Stimmen hinter sich hörte. Besorgt wandte sie sich um. Doch es war bereits zu spät. Zwei normannische Krieger näherten sich ihr mit so großer Geschwindigkeit, dass an ein Entkommen nicht zu denken war. Weiter hinten war ein ganzer Trupp von Reitern zu sehen. Genevieve schickte ein stummes Gebet zum Himmel und brachte ihr Pferd zum Stehen.
    Wenn sie geglaubt hatte, man würde ihr Fragen stellen, so hatte sie sich geirrt. Brutal wurde sie von der Stute gerissen und gefesselt. „Bringt sie ins Lager!“, befahl der Anführer der Männer.
    Bevan hatte sich ein Bündel Brennholz auf die Schulter geladen und betrat den Wohnturm. Wie erwartet, befand er sich im großen Saal. Mit gesenktem Kopf schritt er auf den offenen Kamin zu und legte das Bündel ab. In diesem Moment wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass er Rionallís nicht verlassen hätte. Trotz aller Probleme war er mit Genevieve glücklich gewesen. Nun aber wusste er nicht, welches Leid und welche Prüfungen
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