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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Weshalb also sollten sie ihn beseitigen?“
    „Damit mögen Sie recht haben“, nickte Morry zustimmend. „Nur, mußte sich Dallas nicht das Gleiche sagen? Letztenendes arbeitete er seit Jahr und Tag mit dieser Gruppe zusammen und sollte sie eigentlich kennen!“
    „Begreiflicherweise ist Dallas nach dem Überfall mißtrauisch geworden, selbst oder in erster Linie gegen seine Genossen. Wenn aber auch die Art, wie er seine Opfer in den Tod trieb, auf reine Racheakte hindeutet, so ist es nach meinem dafürhalten trotzdem nicht völlig ausgeschlossen, daß er damit für die Zukunft etwaige Mitwisser auszuschalten gedachte, um den Gewinn für sich zu behalten. — Allerdings“, — Mortimer strich sich grübelnd über die Stirn — „klärt das noch nicht die Frage, wer an dem Abend in meinem Zimmer die Schüsse auf ihn abgab, oder von wem der Täter dazu veranlaßt...“
    „Stop!“ unterbrach ihn der Kommissar. „Das ist das Stichwort: Wer hat den Täter dazu veranlaßt?! Und ich will Ihnen die Antwort darauf geben: sein Freund!“
    Ray Mortimer sah Morry, der in der Erregung aufgesprungen war und mit schnellen Schritten die kleine Küche durchmaß, verständnislos an. „Wie meinen Sie das?“
    „Alles der Reihe nach“, schmunzelte der Kommissar und blieb stehen.
    „John Dallas war es, der schon vor Jahren die Verbindung mit Singapore herstellte. Er knüpfte die Fäden zu Pancras Eversley, er zog den lohnenden Rauschgiftschmuggel auf. Dann wurde er verwundet, und als Eversley wenig später nach London zurückkehrte, setzte sich Dallas heimlich mit ihm in Verbindung. Er mußte im Dunkel bleiben. Erstens einmal, weil ihn die Polizei jagte, und zweitens, weil er als ,Toter' seine einstigen Freunde besser vernichten konnte. Eversley unterstützte ihn bei seinem grausigen Werk, und bestärkte ihn nur noch in der Annahme, daß sein Feind in den eigenen Reihen zu suchen sei. Passen Sie auf, Mortimer! Hier beginnt nun meine Theorie, die, wie ich gern zugebe, und wie Sie gleich selbst erleben werden, äußerst vage und vorläufig durch nichts zu beweisen ist.
    Warum kam Eversley nach London? Warum verließ er Singapore? Na, können Sie es sich nicht erklären? Weil er dort einen Mittelsmann mit der Erledigung der sonst von ihm durchgeführten Aufgaben betraut hatte und sich nun in London ganz dem Vertrieb des Kokains widmen wollte! Dabei stand ihm Dallas jedoch im Wege, denn er hätte ja den Hauptprofit mit ihm teilen müssen. Daher kaufte er noch während seines Aufenthaltes in Singapore ein williges Subjekt — wahrscheinlich einen chinesischen Matrosen —, der seinen Kompagnon ermorden sollte. Der Anschlag mißlang, wie wir jetzt wissen. Eversley sah — jedenfalls bin ich davon fest überzeugt — darin eine neue Chance. Er schürte den Haß von John Dallas und schaltete so die Mitglieder der Bande aus, ohne direkt einen Finger dafür zu krümmen. Dallas selbst hätte, darüber besteht wohl kaum ein Zweifel, zuletzt über die Klinge springen müssen.
    Der aber vertraute ihm und ahnte nicht, daß sein Freund sein ,Mörder' war!“  
    Der Kommissar schwieg einen Augenblick und murmelte dann wie zu sich selbst „Hm, nur eine Theorie, doch ich möchte wetten, sie stimmt.“
    „Entsetzlich!“ sagte Mara Revell mit bleichen Lippen. „Und ich war mit John einmal befreundet, mit einem solchen Menschen!“
    „Deshalb standen Sie ja auf seiner Liste“, erwiderte der Kommissar ernst „Er konnte nicht mitansehen, daß Sie einen anderen Mann gefunden hatten. Seine Eifersucht war genauso groß wie sein Haß.“
    „Nun verraten Sie mir, bitte, noch das eine, Kommissar Morry“, meinte Ray Mortimer stirnrunzelnd. „Was hatte ich mit diesem Teufel zu tun? Habe ich wirklich früher mit ihm zusammengearbeitet? Helfen Sie doch meinem Gedächtnis etwas nach.“
    Morry zog lächelnd einen Umschlag aus der Tasche. „Es ist ein Telegramm aus Singapore“, erklärte er. „Ich habe es vorhin vom C.I.C. zugestellt bekommen. Sie arbeiteten früher bei der Geheimpolizei, Mr. Mortimer. Sie waren Inspektor. Ihre Behörde schickte Sie nach Singapore, um den dortigen Rauschgifthandel lahmzulegen. Später versetzte man Sie nach London. Sie sollten Verbindung zu John Dallas und seiner Bande aufnehmen, um die ganze Organisation zu zerschlagen. Dabei passierte Ihnen leider jenes Mißgeschick auf dem Hafenplatz von Woolwich. Sie verloren Ihre Fährte und Ihre ganze Erinnerung. Doch ich glaube, Sie werden eines Tages den schweren Schlag
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