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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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verwundert nach. Jeder vernünftige Mensch ging ihnen scheu aus dem Wege.
    „Rascher!“ keuchte Frank Gillet atemlos. „Wir wollen uns nicht noch in letzter Sekunde die Tour vermasseln lassen. Los, nimm die Beine in die Hand!“
    Mit letzten Kräften hetzten sie über den weiten Hafenplatz. Gespannt und lauernd spähten sie zum Pier hinüber.
    „Da ist sie ja“, schrie Budd Ruxton erleichtert, als er die ,Schanghai Maru' mit qualmenden Schornsteinen an der Reede liegen sah. „Wir halben verdammtes Glück gehabt. Hoffentlich kommen wir noch zurecht, bevor sie das Fallreep einziehen.“
    Sie schafften es. Mit ein paar langen Sätzen hatten sie die Gangway erreicht. Budd Ruxton wollte eben seinen Fuß auf die Planken setzen, als er eine laute Stimme in seinem Rücken hörte.
    „Hallo!“ rief jemand laut über den Kai. „Sie haben etwas vergessen, meine Herren.“
    Rudd Ruxton kehrte unsicher um. Frank Gillet machte es ihm nach. Da standen sie nun und warteten, bis der Herr gemächlich zu ihnen herankam. „Was ist denn?“ rief Budd Ruxton ungeduldig. „Mensch, das ist ja Morry“, sagte Frank Gillet mit flackernder Stimme. Er wurde aschfahl im Gesicht. Seine Begeisterung sank wie ein Häuflein Asche in sich zusammen.
    „Was ist, Kommissar?“ fragte er verstört. „Wollen Sie uns etwa nicht abreisen lassen?“
    „Genau das“, bestätigte Morry lächelnd. „Ich habe mir in den Kopf gesetzt, Sie noch vor Einbruch der Dämmerung ins Wandsworth Gefängnis einzuliefern. Was halten Sie davon?“
    „Der Teufel soll Sie holen“, knirschte Frank Gillet erbost.
    „Warum wollen Sie ausgerechnet uns ins Handwerk pfuschen? Die Gelben halben den Koks genauso verschoben wie wir. Warum lassen Sie dann diese Halunken ungehindert abdampfen?“
    „Sie befinden sich dauernd im Irrtum“, sagte der Kommissar trocken. „Hier dampft niemand ab, verstehen Sie? Die Gelben, von denen Sie sprechen, sitzen längst hinter Schloß und Riegel.“
     
    20
     
    Am nächsten Morgen war Mara Revell auf dem Markt in Gubitt-Town, um verschiedenes zum Mittagessen einzukaufen. Sie wollte Ray Mortimer ein Hähnchen braten und nahm bei einer Gemüsefrau noch ein paar Salatköpfe mit. Sie befand sich in zuversichtlicher Stimmung. Es wird sicher noch alles gut, dachte sie. Die Polizei .hat uns bisher in Ruhe gelassen. Der gefährliche Verein aus der Sodom Bar hat sich aufgelöst. Wir werden also in Zukunft in Ruhe leben können, Ray und ich. Sie hatte ihre Gedanken noch nicht richtig ausgeträumt, da stand plötzlich wie aus dem Boden gewachsen Kommissar Morry vor ihr. Sie zuckte ängstlich zusammen.
    „Was wollen Sie denn von mir, Kommissar?“ fragte sie gepreßt. „Haben Sie es auf mich abgesehen? Oder auf Ray Mortimer? Wollen Sie uns etwa auch verhaften?“
    „Fühlen Sie sich einer Schuld bewußt?“ fragte der Kommissar dagegen.
    „No, Sir! Bestimmt nicht. Seit ich mich damals von John Dallas lossagte, habe ich auf den rechten Weg zurückgefunden. Auch Ray Mortimer, glaube ich, ist zu keiner schlechten Tat fähig.“
    Sie wunderte sich, daß der Kommissar trotzdem hartnäckig an ihrer Seite blieb.
    „Wenn man auf Marktplätzen ist“, meinte er lächelnd, „soll man auf seine Taschen und Netze aufpassen. Es gehen Diebe herum, die es auf die Geldbörsen abgesehen haben.“
    Mara Revell blickte erschreckt auf. Mit einem raschen Griff überzeugte sie sich, daß ihr Geldbeutel noch vorhanden war.
    „Mir hat niemand etwas genommen“, sagte sie erleichtert.
    „Stimmt“, gab Morry trocken zu. „Sie haben im Gegenteil etwas bekommen. Ich sah, daß Ihnen ein Mann etwas in die Tasche schob. Darf ich einmal sehen?“
    Er wühlte die Salatköpfe durcheinander und hielt kurz darauf einen Zettel zwischen den Fingern. Es war ein abgerissener Zeitungsrand. „Mara Revell“, stand darauf zu lesen. Und auf der Rückseite: „Du bist die nächste.“
    „Mein Gott“, stöhnte Mara Revell erbleichend. „Das ist ja schrecklich, Sir. Ich dachte, alle Gefahren wären längst vorüber. Sie haben doch Pancras Eversley verhaftet. Ist er denn nicht der Mörder?“
    „Nein, er verteilte früher nur diese Zettel. Seit er hinter Gittern sitzt, muß der Mörder dieses traurige Amt selbst ausüben.“
    „Sie kennen ihn?“ fragte Mara Revell schaudernd.
    „Ja, jetzt kenne ich ihn. Deshalb konnte ich ihn ja auch beobachten. Ich werde ihn von dieser Stunde an nicht mehr aus den Augen lassen.“
    „Sie werden mir also helfen?“ fragte das Mädchen in
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