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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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tiefschwarzen Locken zurück und nahm ihre Handtasche an sich. Draußen dunkelte es schon. In den Werften und Docks brannten unzählige Lichter. Ihr heller Schein reichte bis zur Schleuse her.
    Mara Revell ging nervös auf und ab. Drei, vier Minuten mußte sie warten. Dann kam Ray Mortimer aus dem baufälligen Haus. Sein Gang war kraftlos und müde, das Gesicht eingefallen und von schwarzen Bartschatten umrahmt. Die vergangene Nacht war nicht leicht für ihn gewesen. Man hatte ihm weder zu essen noch zu trinken gegeben.
    „Komm!“ sagte Mara Revell leise. „Dieser Schuft spioniert uns nach. Wir werden jetzt in deine Wohnung gehen. Dort kannst du dich stärken.“
    „In meine Wohnung?“ fragte Ray Mortimer verständnislos. Sein Gesicht wurde blaß vor Erregung. „Hatte ich wirklich eine richtige Wohnung?“ Mara Revell nickte nur. Sie drehte sich ständig um. Ihre Nerven taugten nicht mehr viel. Als sie in einiger Entfernung zwei Chinesen entdeckte, zuckte sie erschreckt zusammen.
    „Rascher“, drängte sie. „Wir müssen schneller gehen. Reiß dich zusammen. Es ist nicht mehr weit.“ In Cubitt-Town auf der anderen Themseseite sahen sie Samsons Chinesenhotel vor sich liegen, ein primitives Backsteingebäude mit dunkler Fassade und schmierigen Fensterscheiben. Das Hinterhaus sah noch verwahrloster aus. Es bestand nur aus einem einzigen Stockwerk und wurde von einem dunklen Hof umgeben.
    „Hier hast du gewohnt“, erklärte Mara Revell. „Kannst du dich wirklich nicht mehr erinnern? Bist du jetzt enttäuscht?“
    Ja, Ray Mortimer war tatsächlich enttäuscht. Er blickte mißmutig auf den chinesischen Portier, von dem sich Mara Revell die Schlüssel geben ließ. Der Bursche war aalglatt und verschlagen wie die meisten seiner Sippe.
    „Lange fort gewesen, Mr. Mortimer“, lispelte er mit schrägen Blicken. „Dachte schon, Sie würden gar nicht mehr kommen. Wir haben Ihre Wohnung während Ihrer Abwesenheit nicht betreten. Ist noch alles beim Alten. Sie logieren jetzt ganz allein im Hinterhaus. Die anderen Herren sind ausgezogen.“ Mara Revell bezahlte schweigend die rückständige Miete. Dann gingen sie. Der Gelbe spähte ihnen lauernd nach. Sie durchschritten den finsteren Hinterhof und tappten vorsichtig an das primitive Gebäude heran.
    Mara Revell sperrte wortlos die Tür auf. Es ging eine flache Treppe empor und dann um eine Ecke. Wieder öffnete Mara Revell eine Tür. Sie machte Licht. Eine nackte Glühbirne erhellte den engen Flur. Unmittelbar dahinter befand sich der bescheidene Wohnraum. Ein wackeliges Sofa, ein Tisch mit vier Stühlen, ein einfacher Kleiderschrank — das war die ganze Einrichtung.
    Ray Mortimer blickte sich fröstelnd um. Hier also hatte er früher seine Tage und Nächte verbracht. Er konnte es kaum glauben. Wie primitiv das alles war! Und wie abstoßend häßlich. Hatte er sich denn wirklich keine andere Wohnung leisten können?
    „Ich werde dir etwas zu essen holen“, schlug Mara Reveli hastig vor.
    „Was willst du?“
    „Es ist mir gleich“, entgegnete Ray Mortimer müde. „Bring eine Flasche Bier mit! Ich habe Durst.“
    Als das Mädchen zurückkehrte, fiel Ray Mortimer hungrig über die Speisen her. Die Flasche leerte er in einem Zug. Dann lehnte er sich zurück, rauchte eine Zigarette und blickte sich forschend in der muffigen Kammer um.
    „John Dallas wird in zwei Stunden kommen“, berichtete Mara Reveli nervös. „Er wird dich wieder fragen, wo du das Rauschgift verborgen hast. Es wird hart auf hart gehen, fürchte ich. Hier, nimm diese Pistole. Sie ist durchgeladen. Wenn er dich an greift, hast du immer noch eine Chance.“ Ray Mortimer barg die Waffe umständlich in seiner Tasche.
    „Warum tust du das alles für mich?“ fragte er kopfschüttelnd. Mara Reveli wußte keine Antwort. Sie brachte keine Silbe über die Lippen. Unablässig blickte sie auf ihre Armbanduhr. Ihr Wesen war unstet und gehetzt.
    „Wir wollen die Wohnung durchsuchen“, meinte sie. „Vielleicht haben wir Erfolg. Wenn wir das Pulver in die Finger beikommen, türmen wir auf schnellstem Wege.“
    Sie begaben sich unverzüglich an die Arbeit. Sie klopften die Wände ab, räumten den Schrank aus, durchsuchten im angrenzenden Schlafraum die Matratzen und die herumliegenden Koffer. Ihre Mühe blieb jedoch vergebens. Sie fanden kein Stäubchen Kokain und auch sonst nichts, was ihre Arbeit belohnt hätte. Sie fanden weder Papiere noch Notizen. Keinen Paß, keinen Ausweis, — rein gar
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