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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Dallas?“
    „Ich war es“, sagte Mara Revell herb. „Ich war es, bis ich sein dreckiges Handwerk durchschaute. Seither habe ich nichts mehr mit ihm zu tun. Du verstehst schon.“
    „Es hat keinen Sinn“, murmelte Ray Mortimer leise. „Ich kann nicht mit dir weglaufen. Wir kämen nicht weit.“
    „Und warum nicht? Willst du hier abwarten, bis man dich wie einen Hund niederknallt?“
    „Ich weiß nicht, wo sich das geraubte Kokain befindet. Ich habe keine Ahnung von dem Versteck. Ich weiß nicht einmal, ob ich je dieses verdammte Pulver in den Händen hatte.“
    „Na schön! Dann nicht“, meinte Mara Revell enttäuscht. „Es wäre die letzte Chance für dich gewesen. Jetzt kann dich niemand mehr retten.“
    Sie tat ein paar Schritte auf den Ausgang zu. Dann blieb sie noch einmal stehen. „Vielleicht überlegst du es dir doch noch“, raunte sie. Damit huschte sie geräuschlos aus dem düsteren Verließ.
    Der Schlüssel drehte sich wieder im Schloß. Der eiserne Riegel klirrte. Dann trat eine tiefe, bedrückende Stille ein.
     
    3
     
    Am nächsten Morgen war John Dallas schon früh auf den Beinen. Sein häßliches Gesicht zeigte den angespannten Ausdruck eines witternden Raubtieres. Verstohlen schlich er an den Werften und Docks entlang, bis er die Themse erreichte. Am Millwall Pier blieb er stehen. Über den Hafenanlagen brauten die Morgennebel. Der Verladebetrieb hatte noch nicht begonnen. Der Kai lag verhältnismäßig still und einsam. John Dallas starrte zu einem plumpen Trampschiff hinüber. Es trug einen chinesischen Namen auf dem Bug. An der Reling rekelten sich ein paar Gelbe und gähnten mißmutig in den kalten Herbstmorgen hinein. Sie müßten längst da sein, dachte John Dallas unruhig. Für sechs Uhr waren wir verabredet. Wo also bleiben diese schläfrigen Burschen? Ob die Polizei Wind von der Sache bekommen hat? Oder ob die Chinks nicht mehr zuverlässig sind?
    Seine Blicke schärften sich. Ungeduldig und lauernd bohrten sie sich in das zähe Gebräu aus Nebel und Ruß.
    Seine Nerven vibrierten wie überspannte Saiten. Er konnte die fiebernde Ungeduld kaum noch zügeln. Es ging hier schließlich nicht um einen Pappenstiel. Dieser Morgen sollte ein großes Geschäft für ihn bringen.
    Jetzt! John Dallas zuckte unwillkürlich zusammen. Ein kleiner, schmächtiger Chinese strich lautlos an der Kaimauer längs. Die schrägen Schlitzaugen schielten zu ihm herüber. In dem hohlwangigen Gesicht bewegte sich keine Miene. Nun bog er von der Kaimauer ab, kam geradeswegs auf John Dallas zu. Noch immer hörte man keinen Schritt. Auch die Begrüßung verlief fast lautlos. Der Gelbe holte ein verschnürtes Päckchen unter seinem weiten Kittel hervor und drückte es John Dallas in die Hände. Das war eigentlich alles. Von einer Sensation keine Spur. John Dallas riß eine Kante des Paketes ab, stocherte in dem weißen Pulver herum und führte eine Fingerspitze davon an die Lippen.
    „All right!“ murmelte er dann. „Die Sache geht in Ordnung. Hier haben Sie ein paar Scheine als Botenlohn. Das Zeug selbst ist schon bezahlt.“
    „Danke, Sir!“ lispelte der Gelbe und verschwand so leise wie er gekommen war. Schon Sekunden später zerfloß seine Gestalt im Dunst und löste sich in graues Nichts auf.
    John Dallas knurrte befriedigt vor sich hin. Das Geschäft war glatt gegangen. Der Verdienst behob zum Teil den Schaden, den ihm dieser verdammte Zinker zugefügt hatte. Eigentlich ein Grund zum Feiern. Die Hafenbar am Trockendock hatte schon auf. Ein guter Schluck konnte nicht schaden.
    Aber John Dallas kam nicht bis zur Hafenbar. Sein Weg endete schon nach wenigen Schritten. Ein schlanker, hochgewachsener Mann trat an seine Seite. Ein Mann mit braunem Gesicht und sympathischem Lächeln. Es war Kommissar Morry vom Sonderdezernat Scotland Yards.
    „Na, Mr. Dallas“, grüßte er freundlich. „Schon so früh unterwegs. Darf ich das Paket ‘mal sehen, das Ihnen der Gelbe übergab?“
    John Dallas zog ein Gesicht, als krepiere eine Atomgranate unmittelbar über seinem Haupte. Seine Stirnnarben schwollen blutrot an. Seine Haut dagegen verlor jäh alle Farbe.
    „Was soll das, Kommissar?“ würgte er stockend hervor. „Warum sind Sie immer wieder hinter mir her? Sie haben mich doch noch jedesmal wieder laufen lassen müssen.“
    „Stimmt“, gab Morry sanftmütig zu. „Leider hatten wir bisher immer Pech. Aber heute hoffe ich auf eine Chance. Geben Sie das Paket her!“ Ächzend und schweißtriefend vor Angst
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