Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz
Autoren: Martin Kat
Vom Netzwerk:
kann mein Mädchen in der Küche warten, während wir uns unterhalten.“
    „Natürlich.“ Rebecca rief nach dem Butler. „Mr. Flitcroft, geleiten Sie Miss Holbrook freundlicherweise in die Küche und bieten ihr eine Erfrischung an. Und bringen Sie uns Tee und Gebäck.“
    Corrie behielt ihr Lächeln bei. Sie hatte gehofft, mit dem Earl zu sprechen. Schließlich würde Lord Tremaine darüber entscheiden, ob sie bleiben durfte. Aber sie durfte natürlich die Dame des Hauses nicht brüskieren, die Gattin ihres vermeintlichen zweiten angeheirateten Vetters Charles. Deshalb sah sie sich gezwungen, ihr die Geschichte zu präsentieren und hoffte, ihre Sympathie zu gewinnen.
    Allison warf ihr einen besorgten Blick zu und folgte dem Butler aus dem Salon. Corrie nahm wieder Platz auf dem Sofa, und Rebecca setzte sich neben sie.
    Die blonde Frau lächelte. Sie war wunderschön, etwa fünf Jahre älter als Corrie, mit einem üppigen Busen und sehr schmaler Taille. Der weite Rock ihres türkisfarbenen Seidenkleides war verschwenderisch mit Rosengirlanden bestickt.
    „Leider habe ich Vetter Cyrus nie kennengelernt“, begann Rebecca.„Aber wenn ich nicht irre, kennt Charles seinen Vater flüchtig. Wo, sagten Sie, wohnen Sie?“
    „Cyrus und ich haben uns in York niedergelassen. Aber bedauerlicherweise habe ich ihn seit zwei Jahren nicht gesehen. Das ist auch der Grund meines Besuches.“
    „Ich fürchte, ich verstehe nicht.“
    Der Gedanke an Laurel half Corrie, eine Träne hervorzupressen. Sie nestelte nach einem Taschentuch in ihrem Retikül und betupfte sich die Augen. „Ach, das ist alles so schrecklich peinlich.“
    „Nur Mut, lassen Sie sich getrost Zeit“, ermunterte Rebecca sie.
    „Ich lernte Cyrus durch Freunde meiner Eltern kennen, und zu Anfang unserer Ehe waren wir sehr glücklich. Er ist nahezu zwanzig Jahre älter als ich und verwöhnte mich über die Maßen. Vielleicht liebte er mich zu sehr. Cyrus hatte nicht viel Geld, nur die kleine Hinterlassenschaft seines Vaters, aber das Geld rann ihm nur so durch die Finger. Nun ja, Cyrus vergötterte mich und las mir jeden Wunsch von den Augen ab.“
    Rebeccas Blick flog über Corries abgetragenes Kleid. „Und wo ist dieser Göttergatte?“
    „Nun, das ist der springende Punkt. Cyrus wollte immer nur das Beste für mich. Vermutlich entschloss er sich deshalb, England zu verlassen, um in Amerika sein Glück zu machen. Mein Gemahl hatte große Pläne und erhoffte sich Unterstützung von Freunden in Amerika.“
    „Ich glaube mich zu entsinnen, dass Charles einmal einen entfernten Vetter erwähnte, der nach Amerika ging, um das große Abenteuer zu suchen.“
    Corrie nickte heftig. „Das ist Cyrus. Und er ist wohlbehalten dort angekommen, wie er mir schrieb. Doch bald erhielt ich keine Briefe mehr. Seit beinahe zwei Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört.“
    „Tut mir leid, das zu hören, Mrs. Moss.“
    „Schlimm genug, dass Cyrus verschollen ist, aber mittlerweile sind all meine Rücklagen dahingeschmolzen. Offen gestanden, Mrs. Forsythe, ich bin völlig mittellos. In meiner Not sehe ich mich gezwungen, den Earl zu bitten, mich bei sich aufzunehmen. Wenn er mein Gesuch ablehnt, weiß ich nicht, was ich tun soll.“ Das Taschentuch kam wieder zum Einsatz, und Corrie war bereit, haltlos loszuschluchzen, um ihrer Bitte Nachdruck zu verleihen.
    Auf Rebeccas glatter Stirn bildete sich eine steile Falte. Das war kein gutes Zeichen. „Sie wollen uns doch nicht bitten, hier im Schloss zu wohnen?“
    „Nun ja, ich …“
    Aus der Eingangshalle waren Stimmen zu hören. Die des Butlers erkannte Corrie. Die andere war tiefer, volltönender.
    „Ich denke, der Earl ist zurück“, sagte Rebecca und erhob sich anmutig. Während sie mit raschelnden Röcken durch den Salon schwebte, klopfte es leise, und der Butler öffnete die Tür.
    „Seine Lordschaft“, verkündete der grauhaarige Diener. „Ich habe ihm die Besucherin gemeldet.“
    Corrie blieb auf dem Sofa sitzen.
    Und das war gut so.
    Der Mann, der den Raum betrat, entsprach nicht im Geringsten ihrer Vorstellung. Dieser Mann hatte sein langes Haar im Nacken gebunden, trug keinen Gehrock, sondern lehmbespritzte schwarze Reithosen, schwarze, gleichfalls lehmbespritzte Stiefel und ein weites Leinenhemd. Mit seinen dunklen, undurchdringlichen Augen wirkte er eher wie ein Räuberhauptmann aus dem achtzehnten Jahrhundert als ein vornehmer englischer Lord.
    „Gray! Gut, dass du kommst. Wir haben Besuch – die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher