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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod
Autoren: Peter James
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sich um. Dr. Oliver Cabot stand da, benommen, Blut strömte ihm aus dem Mund, der Nase und vom Kopf, auf dem Haarbüschel fehlten, als wäre er skalpiert worden.
    »O mein Gott, o mein Gott«, plapperte Ross, der nun fast selbst hysterisch war. »Alec. O mein Gott.« Er blickte zu dem Velux-Fenster hinauf, aus dem Licht drang.
    Er schob den Scharlatan zur Seite, lief nach rechts, dann nach links, während er verzweifelt am Haus hinaufsah und nach einem Weg Ausschau hielt, der frei von Flammen war.
    »Alec!«, rief er.
»Alec, ich bin’s, Daddy!«
    Er spurtete um das Haus herum, sprang über den Stacheldrahtzaun, rannte an der rückwärtigen Mauer entlang und rief wie verrückt: »Alec! Alec! Alec!« Im Erdgeschoss hatten sich noch keine Flammen ausgebreitet. Weiter um das Haus herum, auf die Pferdekoppel, an der Seite des Hauses entlang, dann kletterte er wieder hinein, durch das zerborstene Fenster zum Arbeitszimmer. Dann zur Tür, die er vorhin geschlossen hatte und jetzt öffnete.
    Er hatte Hunderte von Verbrennungsopfern operiert, die genau das Gleiche getan hatten: Sie hatten die Tür eines Zimmers bei offenem Fenster geöffnet und so das Feuer mit der benötigten Luft versorgt. Einen Tunnel aus Sauerstoff geschaffen.
    Die Feuerwalze rollte den Gang hinunter auf ihn zu, saugte Ross die Luft aus der Lunge und zog ihn, der vor Schock und Todesangst aufschrie, mitten in den sengenden, blendenden Strudel der Flammen hinein.
    Unter sich hörte Oliver, der eine Regenrinne hinaufkletterte, wie Glas splitterte, und blickte hinunter. Eine kreischende Erwachsenengestalt rannte, von Kopf bis Fuß in Flammen gehüllt, in irrem Zickzack über den Rasen. »Alec!«, kreischte die Gestalt.
»Alec! Alec! Alec!«
    Die Gestalt stürzte, wälzte sich, während überall Dampf von ihr aufstieg, wälzte sich erneut, versuchte verzweifelt, die Flammen auszuschlagen.
    »Helft mir, ich kann nicht sehen, ich kann nicht sehen. Wo bin ich? Helft mir. Helft mir, Alec zu finden!
Helft mir, meinen Sohn zu finden!
«
    Oliver wandte den Blick ab. Er musste weiter hinaufklettern. Durfte nicht innehalten.
    Alec, ich komme, halte durch, ich komme.
    Obwohl er wegen des dichten Rauchs hustete, der rings um ihn aufstieg, bekam er die Dachrinne zu fassen; gottlob hatte Gerry Hammersley solide gusseiserne Regenrinnen anbauen lassen, keinen Plastikkram. Er tastete nach einem Halt, fand einen schmalen Sims, zog sich daran hinauf, dann befand er sich irgendwo auf dem Dach und kletterte auf allen vieren, wie ein Affe, die rutschigen Dachziegel empor.
    Endlich erreichte er das Velux-Fenster, aus dem das Licht drang, das Dachzimmer, in dem Alec schlief.
    Verdammt.
    Durch das Fenster sah er Alec, der im Pyjama neben seinem Bett stand, während die Flammen durch die Luke züngelten. Wenn er das Fenster einschlug, könnte sich ein Feuerball bilden. Er riss einen Ziegel aus dem Dach und klopfte damit an die Fensterscheibe. Alec blickte auf.
    Wahrscheinlich konnte Alec ihn nicht sehen. Er drückte das Gesicht an die Scheibe und schrie: »Alec! Ich bin’s, Oliver! Kannst du die Dachgeschossluke schließen?«
    Den Mund offen vor Entsetzen, starrte Alec vor sich hin, aber er konnte ihn nicht hören.
    Er musste das Risiko eingehen, ein kleines Loch in das Fenster zu schlagen. Er hieb leicht gegen die Scheibe, bis ein kleiner Riss entstand, schob den Daumen hindurch und drückte den Mund auf das Loch. »Alec, du musst jetzt ganz tapfer sein. Hol einen Kopfkissenbezug, mach ihn im Waschbecken nass, leg ihn dir über den Kopf und zieh dann die Luke zu.«
    Alec schüttelte den Kopf. Vor Angst stotterte er: »Nein, nein, nein.«
    »Alec, komm her, leg dein Gesicht ganz nahe an meins.«
    Der Junge rührte sich nicht.
    »Alec, du kannst mir vertrauen, komm näher.«
    Er ging ein paar Schritte zurück in Richtung Luke.
    »Halt!«,
rief Oliver fast in Panik.
»Alec! Halt!«
    Noch ein Schritt, und er würde durch die Öffnung in die Flammen stürzen. Oliver überlegte verzweifelt. Die Fensterscheibe durfte nicht zerbrechen – der Feuerball würde den Jungen verschlingen.
    Plötzlich hörte er eine Explosion. Etwas – vielleicht ein Gasbehälter – detonierte, dann schoss ein Schauer aus brennendem Holz und Trümmerteilen durch die Luke und fiel rings um Alec zu Boden.
    Schreiend und brennende Holzscheite von sich abschüttelnd lief er zum Oberlicht, stellte sich auf die Fußspitzen und streckte die Hand nach Oliver aus, sein Gesicht eine Maske des Schreckens.
    »Komm
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