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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte
Autoren: David Levithan
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Rucksack zu packen.
    »Ihr werdet Ariel immer auf dem Gewissen haben«, sagte sie. »Ich habe das alles nur getan, damit ihr spürt, wie sie sich gefühlt haben muss. Mein ganz persönliches Geburtstagsgeschenk für sie. Ihr habt ja keine Ahnung, wie viel ich an sie denke. Es vergeht keine Minute, ohne dass ich an sie denke. Und daran, was ihr ihr angetan habt. Ohne euch wäre sie immer noch hier. Sie war dabei, sich von euch zu lösen. Sie hat sich immer stärker mir angeschlossen. Das weiß ich. Und ich weiß, sie hätte nicht gewollt, dass ihr so einfach davonkommt.«
    »Nein«, rief Katie. Sie bückte sich und griff nach dem Foto von Ariel. »Du kannst nicht für sie sprechen. Keiner kann das. Das kann sie nur selbst tun.«
    »Gib es mir zurück«, sagte Dana.
    »Vorher musst du mir eine einfache Frage beantworten.«
    »Welche Frage?«
    »Hast du gewollt, dass sie stirbt? Du musst dich entscheiden. Tot oder lebendig.«
    »So einfach ist das nicht.«
    »Doch, ist es. Tot ist tot. Egal aus welchem Grund. Und bei einer Wahl zwischen Leben und Tod gibt es keine dritte Möglichkeit. Entweder Tod oder Leben. Punkt. Die beiden haben sich für das Leben entschieden. Und du? Willst du uns etwa sagen, dass du dich für den Tod entschieden hättest?«
    »Ich sag doch, so einfach ist das nicht. Ihr setzt euch einfach über das hinweg, was sie wirklich wollte.«
    »Sie wollte Hilfe. Nicht tot sein.«
    Du hast ständig deine Meinung geändert. Ich wollte, dass du Gelegenheit hattest, auch jetzt deine Meinung noch einmal zu ändern.
    »Sie wollte keine Hilfe. Sie wollte Freiheit.«
    Aber Tod ist nicht Freiheit. Einen Augenblick kann er vielleicht wie Freiheit wirken. Aber dann ist er einfach nur der Tod.
    Irgendwas.
    Etwas.
    Nichts.
    Ich machte einen Schritt nach vorn. Es fühlte sich fast so an, als wärst du jetzt ganz nah bei mir.
    »Wir haben richtig gehandelt«, sagte ich zu Dana. Ich musste es laut aussprechen. »Wir haben sie gekannt. Ja, sie wollte frei sein. Sie wollte frei von ihren Qualen sein. Aber sie wollte nicht sterben. Das ist ein riesengroßer Unterschied.«
    Jetzt sah ich dich nicken. All die Augenblicke, in denen du glücklich warst. All die Dinge, die du nicht aufgeben wollest.
    Vielleicht liebte Dana dich für deine Qualen.
    Ich liebte dich für alles.
    »Was weißt du denn schon?«, fragte Dana.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Du kannst uns nicht mehr verletzen. Deine Meinung ist mir so was von egal. Aber wenigstens habe ich jetzt noch mehr Fotos von Ariel. Vielen Dank dafür. Wir brauchen niemanden, der uns daran erinnert, was passiert ist oder wann ihr Geburtstag ist. Das wissen wir auch so.«
    Und in diesem Moment habe ich dich gespürt. Ich spürte, dass du bei uns warst. Nicht so, wie du an dem Tag damals warst – bettelnd und flehend, brüllend, wütend auf alles und jeden, voller Zweifel. Sondern anders. Die Ariel, die ich geliebt habe. Ich konnte spüren, wie du uns beobachtest. Einen Schnappschuss von uns machst. Davon, was aus uns geworden war. Vier Jugendliche im Wald, die sich wegen dir ein erbittertes Wortgefecht lieferten. Wie jeder sich an seine eigene Version von dir klammerte. Seine Unsicherheiten herausbrüllte. Und ich musste lachen, als ich dieses Bild sah. Weil ich weiß, dass du auch gelacht hättest.
    »Was ist so komisch?«, fragte Jack.
    »Schau uns an«, sagte ich. »Schau uns nur an.«
    Er musste nicht lachen. Auch nicht Katie oder Dana. Aber das war okay. Es war ganz in Ordnung, wenn ich der Einzige war, der verstand, was daran so komisch war.

23
    Als Dana, die Rächerin, verschwunden war, erzählte Katie uns, dass sie wusste, wo du bist.
    Sie hatte dir mehrmals geschrieben. Du hast ihr nicht geantwortet. Aber deine Eltern hatten Katie gesagt, du hättest die Briefe alle bekommen. Und dass du sie gelesen hättest. Dass es dir besser ging – an manchen Tagen mehr, an anderen Tagen weniger.
    Wir beschlossen, dass jeder von uns dir schreiben würde. Ich weiß nicht, was Katie dir geschrieben hat oder Jack. Und ich weiß, dass die Ärzte darüber entscheiden werden, ob du unsere Briefe bekommst oder nicht. Wir haben auch mit deinen Eltern darüber geredet. Ich hatte wirklich befürchtet, dass sie uns verbieten könnten, dir zu schreiben. Ich dachte, dass sie uns die Schuld an allem gaben. Aber sie gaben sich selbst die Schuld. Sie dachten überhaupt nicht daran, uns Vorwürfe zu machen.
    Dana hat weiter ihre eigene Version von allem. Sie wird uns weiter hassen. Aber daran können
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