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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte
Autoren: David Levithan
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Dinge gesehen, die ihr beide nicht sehen konntet. Wahrscheinlich hat euch das Angst gemacht. Aber mir hat es keine Angst gemacht. Und am Ende war ich die Einzige, die sie nicht verraten hat. Ihr beide habt sie nämlich verraten.«
    Jetzt war es raus.
    Sie hatte es ausgesprochen.
    »Du hast wirklich überhaupt keine Ahnung, wovon du redest«, sagte Jack.
    »Ich hab gesehen, wie ihr es getan habt. Wie ihr sie kaputtgemacht habt.«
    »Wir haben sie gerettet«, sagte ich.
    Dana schaute mich an, als wäre ich der größte Idiot auf der ganzen Welt.
    »Nein«, sagte sie. »Ihr habt sie kaputtgemacht. Sie wollte sterben und ihr habt sie nicht sterben lassen.«
    »Wie kannst du so was nur sagen?«, fragte Katie. »Das ist doch völlig daneben.«
    »Mach ein Foto von mir«, hast du gesagt.
    Also habe ich den alten Fotoapparat vor mir aufgebaut.
    »Ist da überhaupt ein Film drin?«, fragte ich.
    »Dann hast du auch später noch was von mir«, hast du gesagt.
    »Sie wollte eigentlich mit mir zusammen raus in den Wald. Ich hatte ihr meinen alten Fotoapparat gegeben. Dann konnte ich an dem Tag nicht und sie hat euch gefragt. Jedenfalls dich, Evan. Später stellte sich raus, dass ich doch Zeit hatte, deswegen bin ich euch gefolgt. Mit meiner richtigen Kamera. Ich dachte, sie findet das bestimmt geil – wenn ich Fotos davon mache, wie sie Fotos macht. Wir haben solche kleinen Spielchen beide geliebt. Aber sie hat an dem Tag gar kein Foto gemacht, dazu kam es nicht mehr. Weil es da nämlich einen ganz anderen Plan gab.«
    »Wir hatten überhaupt nichts geplant«, sagte ich.
    »Ihr vielleicht nicht, aber sie. Ich glaube, es sollte ein Test für euch sein. Und ihr habt versagt.«
    »Hör auf«, sagte Jack.
    Sie schüttelte den Kopf. »Zu spät. Du kannst mich nicht zum Schweigen bringen, so gern du das auch tätest.«
    »Wie konntest du nur danebenstehen und zusehen?«, fragte ich. »Wie kann man so etwas tun?«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich. Ich war mir nicht sicher, ob da überhaupt ein Film drin war.
    »Evan, ich kann einfach nicht mehr. Ich kann nicht mehr.«
    »Was?«
    »Mach das Foto.«
    »Ach ja, und was hätte ich tun sollen?«, erwiderte Dana. »Es gab keine Möglichkeit, sie zu befreien. Ihr habt ihr immer schon die Flügel stutzen wollen. Und dann habt ihr es getan. Alle miteinander.«
    Aber ich legte den Fotoapparat weg.
    »Erzähl«, sagte ich.
    »Ich will eine Pistole, Evan. Es ist so weit. Ich will eine Pistole.«
    »Wie kannst du so was sagen?«, brüllte Jack. »Wir haben sie nicht kaputtgemacht. Sie hat sich selbst kaputtgemacht.«
    »Ich besorg dir keine Pistole«, antwortete ich. Du hast es diesmal nicht im Scherz gesagt, das wusste ich.
    »Es ist egal, ob du es tust oder nicht. Ich kann nicht mehr.«
    »Hör auf damit«, sagte ich.
    »Ich kann nicht mehr.« Du hast angefangen zu weinen. »Ich kann einfach nicht mehr.«
    Und dann hast du angefangen zu schreien.
    »Du bist ja nicht normal«, sagte Jack.
    »Ach ja?«, erwiderte Dana. »So wie sie auch nicht normal war? Ich wette, das habt ihr oft genug zu ihr gesagt. Dass sie verrückt ist.«
    »Nein«, sagte ich.
    »Nein?«
    »Nein. Weil wir es nämlich erst gemerkt haben, als es schon zu spät war.«
    Ich hab dich nicht dazu bringen können, aufzuhören.
    Ich habe Jack angerufen.
    »Du musst mir helfen«, sagte ich zu ihm. »Wir müssen ihr beide helfen.«
    Du wolltest mich nicht in deine Nähe lassen. Du wolltest mich dich nicht berühren lassen. Du hast an dir gezerrt, als wolltest du dich entzweireißen. Als wolltest du dir die Seele aus dem Leib reißen.
    »Sie ist nicht verrückt«, sagte Dana. »Sie durchschaut nur eure ganze Falschheit und Verlogenheit. Sie sieht, wie die Welt wirklich ist. Und die Welt kann Mädchen wie sie nicht ertragen. Man muss sie kleinhalten, sie wegsperren. Ihr habt gewollt, dass sie ein fröhliches, unkompliziertes Mädchen ist. Ihr habt sie unbedingt zu einem solchen Typ Mädchen machen wollen, und dafür habt ihr sogar in Kauf genommen, dass sie kaputtgeht.«
    Als Jack kam, fragte er gar nicht erst, was los war. Er ist auf dich zu. Hat dich gepackt. Hat versucht, dich auf den Boden zu zwingen. Und du hast ihn geohrfeigt. Geohrfeigt geohrfeigt geohrfeigt.
    »Sie war völlig neben sich!«, brüllte Jack. »Sie war dabei, total durchzudrehen!«
    »Evan, hol Hilfe. Ich bleib hier. Du holst Hilfe.«
    Aber ich wollte derjenige sein, der bei ihr blieb.
    »Ihr habt ihr das Recht genommen, sie selbst zu sein«, schrie Dana. »Wenn
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