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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte
Autoren: David Levithan
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sie mit mir zusammen war, war sie nicht so.«
    »Ich brauche eure Hilfe nicht!«, hast du geschrien.
    »Doch, brauchst du«, sagte er. »Da sind Evan und ich uns einig.«
    »Ihr seid gegen mich! Ihr seid alle beide gegen mich.«
    »Fragt ihr euch nicht manchmal, warum sie euch nicht sehen möchte?«
    »Das stimmt nicht«, sagte ich. »Das stimmt nicht.« Aber ich wusste nicht einmal, ob du mich durch dein Schreien hindurch überhaupt hören konntest.
    »Fragt ihr euch nicht manchmal, warum sie euch hasst?«
    »Sie werden gleich da sein«, sagte Jack. »Es wird alles gut.«
    Ich war froh, dass er so zuversichtlich klang. Denn ich fing schon an, mich zu fragen, ob wir wirklich richtig gehandelt hatten.
    »Ich bring mich um. Ich schwör dir, ich bring mich um!«, hast du gedroht.
    »Wir lassen dich nicht allein«, sagte ich.
    »Fühlt ihr euch nie schuldig, weil ihr ihr das angetan habt?«
    Aber dann musste ich dich allein lassen. Ich ging weg. Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Weil ich dein Handy nicht finden konnte. Wie hätte ich sonst deine Mutter erreichen sollen. Ich rannte los. Rannte zu eurem Haus. Hämmerte an die Tür. Sagte deiner Mutter, dass sie sofort mitkommen müsse. Sie verstand erst nicht. Doch dann begriff sie.
    »Ihr solltet euch nämlich schuldig fühlen. Genauso gut hättet ihr sie auch gleich selbst in die Zwangsjacke stecken können.«
    Ich kam mit deiner Mutter zurück. Deine Mutter schrie auf. Es wirkte so, als würde Jack dir gerade etwas antun. Er hielt dich fest umklammert. Er drückte dich auf den Boden. Du hast versucht, ihn zu beißen. Hast ihn angeschrien, er solle dich sofort loslassen.
    Aber als du deine Mutter gesehen hast, hast du aufgehört zu kämpfen. Hast du aufgehört zu leben. Hast du dich geschlagen gegeben.
    Jemand packte mich. Katie.
    »Evan, hör auf. Bitte, hör auf.«
    Und erst da bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit geschrien hatte. Derselbe Schrei. Dein Schrei. Der laute, unartikulierte Aufschrei über die Ungerechtigkeit der Welt. Ein Aufheulen.
    Dana war verstummt. Jack auch.
    Dana, die dabei gewesen war. Dana, deine Rächerin.
    Ich erinnerte mich an deine letzten Worte:
    »Der Kreis schließt sich.«
    Ich wusste damals nicht, was du damit gemeint hast.
    Aber für dich, in deinem Kopf, war alles klar.
    Ich hab dir darauf geantwortet: »Ich liebe dich, Ariel.«
    Aber der Kreis hatte sich schon geschlossen.
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich.
    »Ihr habt sie kaputtgemacht«, sagte Dana. »Ihr seid verantwortlich dafür, dass man sie fortgebracht hat.«
    So war es auch. Aber die Frage war, ob es wirklich notwendig gewesen war oder nicht.
    Es war notwendig gewesen.
    Ich musste daran glauben, dass es notwendig gewesen war.
    Verrat oder Hilfe?
    Unrecht oder Rettung?
    Ich lebte im Raum zwischen diesen Möglichkeiten. In der Ungewissheit dazwischen.
    Ich blickte zu Dana. Welche Ariel hatte sie gekannt? Welches Ich von Ariel glaubte sie gekannt zu haben?
    Sie haben dich fortgebracht. Haben uns gesagt, dass wir dich nicht sehen dürften. Haben uns gesagt, du müsstest vergessen.
    Sie wollten uns nicht sagen, wo du jetzt bist.
    »Hast du sie besucht?«, flüsterte ich.
    Man konnte Dana ansehen, wie gern sie gelogen hätte. Sie wollte mir auf meine Frage unbedingt mit einem Ja antworten. Einem überzeugend klingenden Ja. Aber sie schüttelte den Kopf.
    Jetzt stand Jack neben mir. Jack, der die Hand auf meine Schulter legte. Jack, der sagte: »Tut mir leid, Evan. Tut mir wirklich leid.«
    Verletzt. Traurig. Durchgeknallt. Verrückt. Verletzt. Jeden Tag schließt sich der Kreis. Jede Stunde schließt sich der Kreis. Manchmal jede Minute.
    Verstehst du, Ariel? Ich wusste die richtige Antwort, aber das war es nicht, was ich spürte. Ich wusste, dass wir dich aufhalten mussten, aber das war es nicht, was ich spürte. Weil es nicht das war, was du gewollt hast. Du wolltest sterben, das wolltest du wirklich, und ich wollte dich nicht sterben lassen. Es war das Einzige, was ich dich nicht tun lassen wollte. Und seither fühle ich mich so egoistisch. So lächerlich egoistisch.
    Warum hast du dich denn nicht genauso fühlen können wie ich? Gerade wäre ich noch am liebsten von der Welt verschwunden, und jetzt klammere ich mich an den Nächstbesten, dem ich etwas bedeute. Ich halte mich buchstäblich an ihm fest. Ich finde dabei etwas von meiner eigenen Stärke wieder.
    Und Jack. Jack hält sich auch an mir fest. Jack tut es auch leid.
    Dana fing an, ihre Schulsachen zurück in den
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