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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume
Autoren: Jude Deveraux
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Wagen anrollte. Zu ihrem Entsetzen streckte Gloria ihren Arm aus einem Fenster heraus - und ihre Handtasche pendelte am Henkel in Glorias Hand.
    Dougless rannte ein Weilchen hinter dem Wagen her, den sie jedoch bald aus den Augen verlor. Wie vor den Kopf geschlagen und benommen ging sie zur Kirche zurück. Sie befand sich in einem fremden Land, ohne Geld, Kreditkarte und Paß. Aber am schlimmsten von allen war die Tatsache, daß der Mann, den sie liebte, sie soeben verlassen hatte.
    Die schwere Eichentür der Kirche stand offen, und sie ging in den Innenraum hinein. Es war kühl und feucht und schattig in der Kirche, und die hohen Wände aus Stein gaben dem Ort etwas feierlich Ruhiges.
    Sie mußte über ihre Lage nachdenken, sich schlüssig werden, was sie tun sollte. Sie würde ein R-Gespräch anmelden und ihren Vater bitten müssen, ihr Geld zu schicken. Sie würde ihm beichten müssen, daß seine jüngste Tochter wieder einmal bei etwas versagt hatte, daß sie nicht einmal eine Urlaubsreise antreten konnte, ohne in Schwierigkeiten zu geraten.
    Tränen traten ihr in die Augen, als sie in Gedanken bereits ihre älteste Schwester, Elizabeth, sagen hörte: »Was hat unser kleiner Wirrkopf Dougless denn diesmal wieder angestellt?« Robert war Dougless’ Versuch gewesen, ihre Familie dazu zu bringen, daß sie stolz auf sie war. Robert war kein streunender Kater< wie die Männer, in die sie sich früher vergafft hatte - er war so respektabel, so passend für ihre Kreise; aber sie hatte ihn verloren. Wenn sie sich doch nur nicht von ihrem Temperament hätte hinreißen lassen, Gloria eine Ohrfeige . ..
    Mit tränenumflortem Blick blickte sie nun zum anderen Ende des Kirchenschiffes. Die Sonne strömte durch die alten Fenster hoch über ihrem Kopf, und scharfe, klare Strahlenbündel beleuchteten die Grabplatte aus weißem Marmor im Seitenschiff zu ihrer Linken. Dougless ging darauf zu. Auf der Grabplatte war als erhabenes Relief in voller Körpergröße ein Mann abgebildet, der einen Brustharnisch trug und ein seltsam aussehendes kurzes Beinkleid - die Fußknöchel gekreuzt, einen Helm unter dem Arm. »Nicholas Stafford«, las sie laut. »Earl of Thornwyck.«
    Sie beglückwünschte sich dazu, daß sie unter so grauenvollen Umständen so viel Haltung bewies, als sie plötzlich alles mit voller Wucht traf und ihr die Knie einknickten. Sie fiel auf den Boden, ihre Hände auf der Grabplatte, ihre Stirn gegen den kalten Marmor gedrückt.
    Sie begann nun ernsthaft zu weinen, bitterlich, aus tiefstem Seelengrund. Sie fühlte sich als Versagerin, als eine totale Niete. Es schien, daß alles, was sie jemals in ihrem Leben angepackt hatte, immer zu einem Mißerfolg geführt hatte. Ihr Vater hatte sie unzählige Male aus irgendwelchen Klemmen herausgeholt. Da war dieser »Junge« gewesen, in den sie sich verliebte, als sie sechzehn war. Der »Junge« entpuppte sich als Fünfundzwanzigjähriger mit einer langen Latte von Vorstrafen. Ihr Verhältnis zerbrach, als er wegen Raubes festgenommen wurde. Da war dieser Prediger, in den sie sich verknallte, als sie zwanzig war. Er entpuppte sich als Betrüger, der Kirchengelder unterschlug, die er für seine Würfelspielleidenschaft in Las Vegas brauchte. Da war dieser. .. Die Liste schien endlos zu sein. Robert schien sich so sehr von seinen Vorgängern zu unterscheiden, wirkte so bieder und respektabel; aber sie hatte ihn dennoch nicht festhalten können.
    »Was stimmt denn nur nicht mit mir?« schluchzte sie.
    Durch einen Tränenschleier betrachtete sie das Gesicht des Mannes auf der Grabplatte. Im Mittelalter wurden die Ehen gestiftet. Als sie zweiundzwanzig war und gerade entdeckt hatte, daß ihr letzter Liebhaber, ein Börsenmakler, wegen Insider-Geschäften verhaftet worden war, war sie bei ihrem Vater zu Kreuze gekrochen und hatte ihn gebeten, ihr einen Mann auszusuchen.
    Adam Montgomery hatte gelacht. »Dein Problem, Kind, ist, daß du Männer liebst, die dich nötig brauchen. Du solltest einen Mann finden, der dich nicht braucht - einer, der dich nur haben will.«
    Dougless hatte geschnieft. »Klar - einen Ritter in schimmernder Rüstung, der auf einem weißen Pferd herbeigesprengt kommt und mich so sehr begehrt, daß er mich auf sein Schloß entführt, wo wir glücklich miteinander leben bis in alle Ewigkeit.«
    »So etwas Ähnliches. Eine Rüstung ist okay; aber wenn er eine schwarze Lederkluft trägt, Dougless, und auf einem Motorrad reitet oder nachts geheimnisvolle Anrufe
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