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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume
Autoren: Jude Deveraux
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Kleidung, die Ihr da tragt?«
    »Natürlich ist das eine Uhr, und was ich anhabe, ist mein Reisekostüm für England. Konservativ. Keine Jeans oder T-Shirts. Nette Bluse, netter Rock. Sie wissen schon — brav wie Miss Marple.«
    Er sah sie noch immer finster an. »Ihr redet ungewöhnlich fremdartig. Was für ein Typ von Hexe sein Ihr?«
    Dougless warf verzweifelt die Hände in die Höhe und stand von der Bank auf. Er war ein tüchtiges Stück größer als sie, hatte schwarze geringelte Haare, die bis zu dieser steifen kleinen Halskrause hinunterreichten, einen schwarzen Schnurrbart und einen spitzen kurzen Knebelbart.
    »Ich bin keine Hexe und auch keine Figur in Ihrem Elizabethanischen Drama. Ich werde jetzt gehen, und wenn Sie versuchen sollten, mich mit Ihrem Schwert daran zu hindern, werde ich so laut schreien, daß die Fenster herausfallen. Hier haben Sie Ihr Taschentuch wieder. Leben Sie wohl, und ich hoffe, Ihr Stück bekommt großartige Kritiken.« Sie drehte sich auf den Absätzen herum und verließ die Kirche. »Wenigstens kann mir heute nicht noch etwas Schlimmeres passieren«, murmelte Dougless, als sie durch das Friedhofstor ging.
    An der nächsten Straßenecke, in Sichtweite der Kirchentür, befand sich eine Telefonzelle. Es mußte jetzt früher Morgen in Maine sein, und eine verschlafene Elizabeth meldete sich am anderen Ende der Leitung.
    Ausgerechnet sie, dachte Dougless bei sich. Sie hätte lieber mit jedem anderen Menschen auf dieser Welt geredet als mit ihrer perfekten älteren Schwester.
    »Dougless, bist du das?« fragte Elizabeth. »Geht es dir gut? Du steckst doch nicht etwa wieder in einer Klemme, wie?«
    Dougless knirschte mit den Zähnen, »Natürlich nicht. Ist Dad da? Oder Mam?« Oder ein Fremder von der Straße?, dachte Dougless bei sich. Jeder war besser als Elizabeth.
    Elizabeth gähnte. »Nein, sie sind in die Berge gefahren. Ich hüte das Haus und arbeite gerade an einem Papier.«
    »Glaubst du, daß du damit den Nobelpreis gewinnen wirst?«
    Elizabeth ließ eine kurze Pause verstreichen. »Schön, Dougless - was ist passiert? Hat dein Orthopäde dich irgendwo ausgesetzt?«
    Dougless lachte verlegen. »Elizabeth, du kommst auf die komischsten Ideen. Robert, Gloria und ich verleben eine herrliche Zeit. Hier gibt es so viele Dinge zu sehen und zu tun. Erst heute morgen haben wir uns ein mittelalterliches Stück angeschaut. Die Darsteller waren so gut.«
    Wieder legte Elizabeth eine Pause ein. »Dougless, du lügst. Ich kann das bis hierher hören. Was ist passiert? Brauchst du Geld?«
    Dougless brachte es nicht fertig, ein >Ja< mit den Lippen zu formen. Ihre Familie erzählte nur zu gern, was sie als Dougless-Anekdoten bezeichneten. Die Geschichte, wo Dougless, nur ein Handtuch um den Bauch gewickelt, aus ihrem eigenen Hotelzimmer ausgesperrt wurde. Oder die Geschichte, als sie in die Bank ging, um einen Scheck einzureichen, und sich am Schalter Bankräubern gegenübersah, die sie mit Spielzeugpistolen in Schach hielten.
    Nun stellte sie sich vor, wie Elizabeth lachend allen Montgomery-Vettern und -Kusinen berichtete, wie die komische kleine Dougless nach England fuhr, dort ohne Geld in einer Kirche von ihrem Liebhaber zurückgelassen und anschließend dort von einem verrückten Shakespeare-Darsteller mit einem Schwert attackiert wurde.
    »Nein, ich brauche kein Geld«, antwortete Dougless schließlich. »Ich wollte nur alle zu Hause aus England grüßen. Ich hoffe, deine Arbeit wird auch fertig. Wir sehen uns.«
    »Dougless .. .«, begann Elizabeth wieder; aber da hatte Dougless bereits aufgelegt.
    Dougless lehnte sich gegen die Kabinenwand. Die Tränen flossen wieder. Sie hatte den Stolz der Montgomerys geerbt, aber keinen Grund, auf etwas stolz zu sein. Sie hatte drei ältere Schwestern, durchweg Musterbeispiele für erfolgreiche Karrierefrauen: Elizabeth war Chemikerin in einem Forschungslabor; Catherine Professorin für Physik; Anne Anwältin für Strafsachen. Dougless schien der Familennarr zu sein, eine unerschöpfliche Quelle der Heiterkeit für die ganze Montgomery-Verwandtschaft.
    Während sie nun mit in Tränen schwimmenden Augen an der Zellenwand lehnte, sah sie den Mann in dem Ritterkostüm die Kirche verlassen und den Pfad zum Friedhofstor herunterkommen. Er betrachtete ohne großes Interesse die alten Grabsteine und setzte dann seinen Weg zum Tor fort.
    In diesem Moment kam einer dieser kleinen englischen Busse die Landstraße herunter, fuhr wie üblich seine fünfzig
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