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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume
Autoren: Jude Deveraux
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Champagner, trank ihn zu schnell aus und hustete. »Ich ... ich habe einen Vetter in Colorado.«
    »So? Wo?«
    »In Chandler.« Ihre Tränen flossen nicht mehr so schnell.
    »Doch nicht etwa die Taggerts?«
    Sie sah zu ihm hoch. Schwarze Haare und blaue Augen. Genauso wie Nicholas. Die Tränen flossen wieder schneller. Sie nickte.
    »Ich pflegte früher zuweilen mit meinem Vater nach Chandler zu fahren, und dort lernte ich die Taggerts kennen. Übrigens - mein Name ist Reed Stanford.« Er streckte ihr die Hand hin, um die ihre zu schütteln, und als sie seine Hand nicht nahm, hob er ihre Rechte hoch und legte sie zwischen seine Hände. »Nett, Sie kennenzulernen.«
    Er hielt ihre Hand, betrachtete sie und sagte nichts mehr, bis Dougless ihm ihre Hand wieder entzog.
    »Entschuldigung«, sagte er.
    »Mr .. . ?«
    »Stanford.«
    »Mr. Stanford«, sagte sie und schniefte. »Ich weiß nicht, was ich getan habe, daß Sie den Eindruck gewannen, ich sei jemand, den man leicht aufgabeln könne, aber ich kann Ihnen versichern, daß das ein Trugschluß ist. Ich denke, Sie sollten jetzt lieber wieder Ihren Champagner nehmen und auf Ihren Sitz zurückkehren.« Sie versuchte, königlich auszusehen, aber da ihre Nase rot war, ihre Augen geschwollen und die Tränen ihr immer noch über die Wangen liefen, mußte dieses Vorhaben wohl kläglich scheitern.
    Jedenfalls nahm er ihr weder das Glas ab, noch räumte er seinen Sitz.
    Er fing an, Dougless in Rage zu bringen. War das etwa ein Perverser, der auf weinende Frauen stand? Was in aller Welt war in seiner Kindheit geschehen, daß er sich von heulenden Frauen stimuliert fühlte? »Wenn Sie nicht sofort gehen, werde ich die Stewardeß rufen müssen.«
    Er drehte ihr das Gesicht zu und sagte: »Bitte, tun Sie das nicht«, und da war etwas in seinen Augen, was Dougless veranlaßte, die Hand wieder zurückzuziehen, die sich bereits auf den Klingelknopf für die Stewardeß zubewegte. »Sie müssen mir glauben. Ich habe noch nie so etwas in meinem Leben getan. Ich meine, ich habe noch nie eine Frau im Flugzeug angesprochen. Übrigens auch noch nicht in einer Bar. Es ist nur so, daß Sie mich an jemanden erinnern.«
    Dougless weinte nicht länger. Da war etwas Vertrautes an der Art, wie er den Kopf bewegte.
    »An wen?« fragte sie.
    Er grinste ein bißchen, und Dougless’ Herz setzte einen Takt lang aus. Nicholas grinste manchmal so. »Sie werden mir nicht glauben, wenn ich es Ihnen sage. Es ist zu weit hergeholt.«
    »Sagen Sie es trotzdem. Ich habe eine große Phantasie.«
    »Also gut«, sagte er. »Sie erinnern mich an eine Lady auf einem Porträt.«
    Dougless hörte nun gespannt zu.
    »Als ich noch klein war, ungefähr elf, glaube ich, flogen meine Eltern, mein älterer Bruder und ich nach England, um dort ein Jahr lang zu wohnen. Mein Vater hatte hier einen Job. Meine Mutter pflegte mich und meinen Bruder damals durch die Antiquitätenläden zu schleppen, und ich fürchte, ich war nicht sehr gnädig, wenn ich dazu aufgefordert wurde. Das heißt, bis zu einem Samstagnachmittag, als ich das Porträt sah.«
    Er hielt inne und füllte Dougless’ leeres Glas nach. »Es war eine Miniatur in Öl aus dem sechzehnten Jahrhundert, und es stellte eine Lady dar.« Er blickte sie an, und trotz ihres verschwollenen Gesichts schien sein Blick sie förmlich zu liebkosen.
    »Ich wollte das Porträt haben. Ich kann das nicht erklären. Es war nicht nur, daß ich es einfach haben wollte - ich mußte es haben.« Er lächelte. »Ich fürchte, ich habe meinen Wunsch damals nicht gerade liebenswürdig vorgetragen. Das Porträt war sehr teuer, und meine Mutter weigerte sich, auf meinen Wunsch einzugehen, aber ich habe nie ein Nein als Antwort gelten lassen. Am darauffolgenden Samstag nahm ich die Untergrundbahn, fuhr zu diesem Antiquitätenladen und legte alles, was ich besaß, als Anzahlung für dieses Porträt auf den Tisch. Ich glaube, es waren ungefähr fünf Pfund.«
    Er drehte ihr das Gesicht zu und lächelte. »Wenn ich daran zurückdenke, habe ich den Eindruck, daß der alte Mann, dem der Laden gehörte, dachte, ich wollte Kunstsammler werden. Ich wollte nicht sammeln, ich wollte nur dieses eine Porträt haben.«
    »Haben Sie es bekommen?« flüsterte Dougless.
    »O ja. Meine Eltern dachten, ich wäre verrückt, und sagten zu mir, eine elizabethanische Miniatur gehöre nicht in die Hände von Kindern, aber als sie feststellten, daß ich Woche für Woche mein Taschengeld in den Antiquitätenladen trug,
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