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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume
Autoren: Jude Deveraux
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Meilen die Stunde, was auf diesen engen Straßen lebensgefährlich war.
    Dougless richtete sich kerzengerade auf. Irgendwie wußte sie instinktiv, daß der Mann dem Bus direkt vor den Kühler laufen würde. Dougless begann zu rennen. Als sie kurz vor der Friedhofsmauer war, kam der Vikar aus dem Garten hinter der Kirche, sah, was Dougless tat, und begann ebenfalls zu laufen.
    Dougless erreichte den kostümierten Mann zuerst. Sie verwendete ihren besten fliegenden >Bodycheck<, den sie beim Football-Spiel mit ihren Vettern gelernt hatte, packte ihn um die Taille, und dann schlitterten sie beide auf seiner Rüstung über den kiesbestreuten Vorplatz der Kirche, als säßen sie in einem kleinen Ruderboot. Der Bus machte im letzten Moment einen Schlenker und verfehlte sie nur um wenige Zentimeter.
    >Haben Sie sich auch nichts gebrochen?« fragte der Vikar, der Dougless die rechte Hand hinstreckte, um ihr wieder auf die Beine zu helfen.
    »Ich ... ich glaube nicht.« Dougless stand auf und klopfte sich den Rock ab. »Sind Sie okay?« fragte sie den Mann im Harnisch, der noch auf dem Boden lag.
    »Was für ein Streitwagen war denn das?« fragte er zurück. »Ich habe ihn nicht kommen hören. Er hatte keine Pferde.«
    Dougless wechselte einen Blick mit dem Vikar.
    »Vielleicht sollte ich Ihnen ein Glas Wasser holen«, sagte der Vikar.
    »Wartet!«, sagte der Mann in der Rüstung. »Welches Jahr habt Ihr jetzt?«
    »1988«, erwiderte der Vikar, und als der Mann in der Rüstung sich wieder auf dem Boden ausstreckte, als wäre er zu erschöpft, um aufstehen zu können, blickte der Vikar Dougless zum zweitenmal an. »Ich hole das Wasser«, sagte er und ließ sie dann allein.
    Dougless bot nun ihre Rechte dem Mann am Boden an; aber er weigerte sich, sie zu ergreifen, und sprang auf die Beine.
    »Ich denke, Sie sollten sich dorthin setzen.« Dougless deutete auf eine eiserne Bank an der Innenseite der niedrigen Friedhofsmauer. Er wollte nicht vorangehen, sondern folgte ihr durch das Tor; dann wollte er auch nicht eher Platz nehmen, bis sie das getan hatte; aber Dougless drückte ihn einfach auf die Bank nieder. Er sah blaß und verwirrt aus.
    »Sie sind gefährlich, wissen Sie das? Hören Sie - Sie bleiben jetzt hier sitzen, und ich werde einen Arzt holen. Sie scheinen krank zu sein.«
    Sie wandte sich von ihm weg; aber seine Worte hielten sie mitten im Schritt an.
    »Ich glaube, es wäre möglich, daß ich tot bin.«
    Sie blickte auf ihn zurück. Wenn er Selbstmordabsichten hatte, wollte sie ihn nicht alleinlassen. »Kommen Sie mit mir«, sagte sie leise. »Wir werden schon jemand finden, der Ihnen hilft.«
    Er rührte sich nicht von der Stelle. »Was für ein Transportgerät war das, das mich fast umgerissen hätte?«
    Sie ging zur Bank zurück und setzte sich neben ihn. Wenn er tatsächlich ein potentieller Selbstmörder war, würde es ihm vielleicht am meisten helfen, wenn er sich bei jemandem aussprechen konnte. »Woher stammen Sie? Sie sprechen zwar englisch; aber mit einem seltsamen Akzent.«
    »Ich bin Engländer. Was war das für ein Streitwagen?«
    »Schön«, erwiderte sie seufzend. Warum sollte sie ein Spielverderber sein? »Das war ein Transportgerät, das die Engländer >coach< nennen. In Amerika nennt man so etwas einen Minibus. Er fuhr natürlich viel zu schnell; aber meiner Meinung ist das einzige, was die Engländer aus dem zwanzigsten Jahrhundert übernommen haben, die Geschwindigkeit von Automobilen. Was ist Ihnen sonst noch unbekannt? Flugzeuge? Eisenbahnen? Hören Sie - ich muß jetzt wirklich gehen. Lassen Sie uns deshalb in die Pfarrei gehen, damit der Vikar einen Arzt für Sie bestellt. Oder vielleicht rufen wir auch Ihre Mutter an.« Sicherlich war dieser Verrückte, der in einem Brustharnisch herumlief und so tat, als hätte er noch nie eine Armbanduhr oder einen Bus gesehen, in diesem kleinen Ort kein Unbekannter.
    »Meine Mutter«, sagte der Mann, und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. »Ich würde meinen, daß meine Mutter ebenfalls tot ist.«
    »Das tut mir aber leid. Ist sie erst vor kurzem verstorben?«
    Er blickte zum Himmel hinauf. »Vor ungefähr vierhundert Jahren.«
    Dougless machte Anstalten, sich von der Bank zu erheben. »Ich werde jemanden holen.«
    Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Ich saß ... in einem Raum am Tisch und schrieb meiner Mutter einen Brief, als ich eine Frau weinen hörte. Der Raum wurde dunkel, mir schwindelte der Kopf, und dann stand ich über eine
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