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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer
Autoren: Ann Eriksson
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mir eines.« Trevor schob seinen Stuhl nach hinten, sodass er nur noch auf zwei Beinen schaukelte, und zwischen seinen Fingern drehte er den Suppenlöffel. »Warum bin ich dann kein psychopathischer Bankräuber und Mörder?«
    »Glück gehabt?«, erwiderte sie. »Oder deinen schrecklichen Onkel und die Tante, die dich davor bewahrt haben, vor deinem fünfzehnten Lebensjahr schon bei zehn verschiedenen Pflegefamilien herumgeflogen zu sein. Und einen Bruder, der dich liebt.«
    Mit einem dumpfen Laut landete Trevors Stuhl wieder auf allen Vieren, und der Löffel fiel auf die Tischplatte. Onkel Pat und Tante Gladys in den Rollen der Retter?
    »Ich weiß, dass es nicht deine Schuld war.« Sie wandte den Blick von ihm und starrte jetzt auf den Tisch.
    »Wie bitte?« Er war in Gedanken immer noch bei seiner neuen, plötzlich gütiger erscheinenden Tante und dem Onkel.
    »Bos Herzinfarkt.« Sie glitt mit der Hand über den Tisch und griff nach seinen Fingern. »Ich weiß, dass es nicht deine Schuld war. Mom und ich hatten vor Weihnachten einen Riesenkrach. Deshalb bin ich in Bos Haus rübergezogen. Dabei wusste ich, dass sie recht hatte.«
    »Warum wolltest du mich denn dann nicht sehen?«, fragte er und spürte bewusst die Hitze, die sich von ihren Fingerspitzen auf die seinen übertrug.
    »Ich bin eine Steffansson. Wir sind alle störrische Esel.« Sie ließ seine Finger los und ihre Hände in den Schoß fallen. »Und wegen dieser blöden Idee, die ich hatte... Dass man, wenn man Menschen nicht an sich heranlässt, keine Angst davor haben muss, dass man sie verliert... oder verletzt wird.«
    Die Worte rutschten wie Korken in die passende Flasche. »Ja«, sagte er kraftlos. »Hört sich vertraut an. Das Problem dabei ist...« Das Knacken und Knistern des brennenden Holzes füllte die Stille, die sein unbeendeter Satz hinterließ.
    »Das Problem dabei ist...?«
    »Das Problem ist... laut Constance, dass du ein Loch in Form eines Trevors in deiner Seele hast, und ein Planet, der ebenso groß ist wie das Loch und die gleiche Form hat, dich umkreist, und du den niemals wieder loswerden kannst.«
    Sie hob die Brauen. »Du und Constance hattet da ja echt happige Themen.« Sie lachte. »Ich glaube, du brauchst etwas Schlaf. Lass uns ins Bett gehen.«
    »Schlaf, richtig.« Er stand auf und stützte sich auf die Rückenlehne des Stuhls. Seine Glieder fühlten sich an wie weich gekochte Nudeln. »Wo hättest du mich denn gern? Ich könnte mich auf die Bank legen, wenn du mir eine Decke oder ein paar Jacken gibst.«
    »Nein.« Sie machte mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung Hochbett. »Da oben bei mir.«
    »In deinem Bett?«
    Sie lächelte. »Wenn Constance recht hat, sieht es ganz danach aus, als käme ich nicht mehr von dir los.«
    Während Angela das Feuer schürte und die Luftklappe des Ofens für die Nacht einstellte, kletterte Trevor mit einer Laterne die Leiter zum Hochbett hinauf, entledigte sich seiner Kleidung und faltete sie zu einem ordentlichen Häufchen zusammen, das er an die Wand legte. Kleidungsstücke, Zeitschriften und ein Sortiment aus Tellern und Bechern übersäten den knappen Platz. Auf Händen und Knien musste er sich zur Matratze vorkämpfen. Er zog den Reißverschluss des Schlafsacks auf und schüttelte ihn aus. Krümel ergossen sich über die Matratze, und er wischte sie herunter, als er plötzlich spürte, dass er von einem Augenpaar beobachtet wurde. Er drehte sich um und erschrak, als er ein Foto von Bjorne sah, das in der Ecke gegen die Wand gelehnt war. Trevor hörte auf zu wischen beim Anblick seines Freundes.
    »Ich denke mal, dass ich mich daran werde gewöhnen müssen«, sagte er zu Bjorne. Er streckte sich auf der Matratze aus und zog sich den Schlafsack über, die Krümel waren erträglich, solange er ganz ruhig lag.
    »Willst du was zum Nachtisch?« Angelas Kopf erschien am Oberrand der Leiter, und sie stellte einen Teller auf den Rand des Hochbetts, während sie die letzten beiden Sprossen erklomm. Sie kroch auf die Matratze, mit dem Teller in der Hand, und hielt ihn Trevor unter die Nase. Die verbliebene Hälfte des Butterbrots mit Erdnussbutter und Käse. »Hier, ich habe dir dein Lieblingsessen mitgebracht.«
    Er lachte leise vor sich hin. »Ich habe...« Angelas Gesicht war völlig ausdruckslos.»... gerade an dieses Butterbrot gedacht. Mich schon gefragt, was aus ihm geworden ist. Du hast meine Gedanken gelesen.«
    Er lehnte seine Schultern gegen das Kissen, griff nach dem Butterbrot und
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