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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer
Autoren: Ann Eriksson
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du«, flüsterte er, »was bedeuten würde, dass ich ihr...« Er wühlte sich durch sein ausgekühltes Hirn, um den nächsten logischen Gedanken in der Gedankenfolge zu fassen. »Was bedeuten würde, dass ich ihr...«
    Doch er wurde abgelenkt von etwas, das sich plötzlich vor ihm auftat, von einem Licht in der Ferne, das warm erglühte, auf der anderen Seite der dunklen Nacht.
    »Die Hütte!«, rief er aus und stach mit seiner Taschenlampe in die Luft. »Wir sind da, Carlos, wir sind da.«

24

    Als Trevor den Truck passierte und mit dem Abstieg ins alte Flussbett begann, verschwand der Kojote in die Nacht; das Leuchten seiner Schwanzspitze war das Letzte, was von dem Tier zu sehen war. Jenseits der Schlucht wanden sich Rauchwolken aus dem Schornstein, die vom Wind in die Höhe getragen wurden, und der Duft von brennenden Holzscheiten verhieß eine warme, trockene Zuflucht. Er quälte sich das Ufer empor und hinauf auf die Veranda, blieb zögernd vor der Tür stehen. Was, wenn sie nicht allein war? Sein Magen verknotete sich bei dem Gedanken, und er blickte zurück in die dunkle, eisige, kojotenschwangere Nacht. Seine Finger schmerzten, und der große Zeh an seinem linken Fuß war taub. Bevor er klopfen konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Angela stand im Türrahmen. Lampenlicht erstrahlte hinter ihr in einem Karree.
    »Trevor?«, stammelte sie.
    »Hi«, gab er zurück und vergrub seine Hände in den Jackentaschen.
    »Was treibst du hier, in Gottes Namen? Ich habe Schritte gehört.« Sie trug einen Anorak über ihren langen Hosen und einen Pullover. Trevors Magen entknotete sich um eine Schlinge, da er jetzt sicher wusste, dass sie nicht mit einem anderen im Bett lag.
    »Ich bin bei deinen Eltern vorbeigefahren. Sie sagten, du seist bei Bjorne. Ich sah die Reifenspuren und... Kann ich mit dir reden?«
    »Nein.« Sie schaute hinter sich. »Es ist... keine gute Zeit.«
    Der Knoten zog sich wieder fest zu. Man muss was riskieren. Man muss was riskieren. »Es kann nicht warten«, sagte er.
    Sie blickte ihn finster an; das Licht glitzerte auf den Schneeflocken in ihrem offenen Haar. »Ich habe Nein gesagt.« Sie rieb sich mit den Händen über die Arme. »Geh zurück zu Mom und Dad. Es ist eiskalt hier draußen. Wo steht dein Wagen?«
    »Steckt etwa auf halbem Weg in einer Schneewehe fest. Ich gehe nicht weg«, blieb Trevor stur. »Im Übrigen ist da draußen ein Kojote.«
    »Wo?« Angela lugte um ihn herum in die Nacht. »Der wird dir nichts tun. Bist du zu Fuß gekommen?«
    »Ich will mit dir reden.«
    »Großer Gott!«, stöhnte Angela und trat zurück. »Komm rein, bevor du dir eine Lungenentzündung holst.«
    Trevor betrat das Zimmer, in dem es nur um wenige Grad wärmer war als in dem tiefen Frost draußen. Doch stand die Brennkammer des Ofens offen, im Inneren knisterte das Holz und versprach, dass es bald warm werden würde. Angela drückte sich an ihm vorbei, warf zwei zerhackte Holzscheite in die Flammen und schloss das schmiedeeiserne Türchen, dass es schepperte. Sie schob eine Teekanne aus Aluminium und einen Stieltopf auf die heiße Herdplatte, bevor sie sich ihm zuwandte.
    »Nun?«, fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Seine Augen schweiften durch den Raum. Ein Wanderrucksack lehnte an der Wand, auf dem Holzbrett stand ein Durcheinander aus Kartons und Dosen, und von der Ecke des Hochbetts baumelte das Fußteil eines Schlafsacks. Das für Angela so typische Chaos — der Tisch vollgepackt mit Büchern und Papieren, der Fußboden übersät mit Kleidungsstücken — war nicht gerade erst angerichtet worden, es war Tage älter als eine Stunde. Und sie war allein.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Das habe ich dich gefragt.« Es begann zu brutzeln in dem Stieltopf, und Angela rührte mit einem Holzlöffel in ihm herum. »Was machst du hier?«
    Jetzt, da er vor ihr stand und Gelegenheit hatte, seinen Fall vorzutragen, war Trevors Hirn wie festgerostet, und er fand keine Worte.
    »Also?«
    »Ich... ich muss dir erklären, was es mit dem Loch in Trevor-Form auf sich hat«, brach es aus ihm heraus, »und wie das mit dem Mond ist, und wie der Mond hineingehört in das...«
    »Was redest du denn da für einen Blödsinn?« Sie baute sich vor ihm auf mit dem Holzlöffel in der Hand, Soße tropfte auf den Fußboden.
    »Carlos«, murmelte er. Wasser spritzte auf seine Socke, und er blickte nieder, um festzustellen, dass der Schnee am Saum seiner Jacke zu schmelzen begann.
    »Carlos? Der Kojote? Woher
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