Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer
Autoren: Ann Eriksson
Vom Netzwerk:
Susan las weiter, ohne eine Pause zu machen. Er war im Schlafzimmer und packte seinen Koffer mit zusammengefalteter Unterwäsche, als er einen Seufzer vernahm, der viel zu tief war für die zierliche Frau.
    »Ich hatte keine Ahnung«, sagte sie.
    Trevor kehrte zurück ins Wohnzimmer und setzte sich gegenüber von ihr nieder. Susan tupfte sich das Gesicht mit einem frischen Papiertaschentuch ab, die Briefe lagen über die Kissen verteilt.
    »Wir hätten sie zurückgehalten«, sagte sie. »Und Vater war ein Ungeheuer.«
    Trevor umschlang Susans Hand mit seiner. »Sie war eine tolle Frau«, sagte er.
    »Ja, das war sie.« Sie schniefte. »Wussten Sie, dass sie Krebs hatte, Mister Wallace, Gebärmutterkrebs?«
    Trevor schüttelte den Kopf. »Nein, ist sie daran gestorben?«
    »Ja. Sie bekam die Diagnose und wurde ein paar Monate behandelt, bevor sie verschwand.«
    Trevor streckte sich durch. Bevor sie verschwand? Das bedeutete... »Das hat sie mir nie erzählt«, sagte er leise.
    Susan wandte sich wieder den Briefen und den dazugehörigen Umschlägen zu, sortierte sie wieder nach Datum und legte sie, als sie damit fertig war, in einem ordentlichen Stapel mitten auf den Sofatisch. »Ich möchte ehrlich mit Ihnen sein. Meine Brüder und ich haben entschieden herzukommen, um herauszufinden wer Sie sind und welcher Art Ihre Beziehung zu unserer Mutter war, bevor wir Ihnen Ihre sterblichen Überreste überlassen. Offen gesagt, wenn Sie ein Liebhaber gewesen wären, hätten wir wegen der Asche ihr Testament angefochten. Aber... nachdem ich diese Briefe gelesen habe...« Sie steckte ihre jüngere Hand in das Gepäckstück, wie er es Constance mindestens ein Dutzend Mal hatte tun sehen, und zog einen unscheinbaren Pappkarton heraus. »Nun... wir, ich möchte, dass Sie sie haben.«
    »Nein, nein.« Er hob beide Hände, die Handflächen nach außen. »Behalten Sie sie. Sie sind ihre Tochter.«
    Sie stellte den Karton auf seinen Schoß. »Sie wollte es so. Sie sind ihr Freund.«

    21. Dezember 1985
    Mein lieber Trevor,
    da Sie diesen Brief lesen, wissen Sie, dass ich mich auf den Weg in mein bislang größtes Abenteuer gemacht habe. Eines, bei dem es keinen Reiseführer gibt — und meine teuerste Reise; sie hat mich alles gekostet, was ich in meinem Leben gespart hatte. Ich kann Ihnen keine detaillierten Wegbeschreibungen geben, aber eines Tages, davon bin ich überzeugt, werden wir wieder übereinander stolpern.
    Ich entschuldige mich dafür, meinen Krebs für mich behalten zu haben. Ich wollte nicht, dass Sie Mitleid für mich empfinden oder sich Sorgen machen oder mich zurückhalten. Meine Krankheit hat mir den Mut und die Kraft gegeben, Risiken einzugehen. Die meiste Zeit meines Lebens bin ich den Fußstapfen eines Mannes gefolgt. Können Sie sich das Gefühl von Freiheit vorstellen, das ich empfunden habe, als mir klar wurde, dass ich allein durch die Welt kommen kann? Und ich wusste, dass die Konsequenzen meiner Freiheit, all die Schwierigkeiten, in die ich mich möglicherweise bringen würde, nichtig und bedeutungslos waren im Verhältnis zu der Reise, die mir bevorstand und die ich inzwischen angetreten habe. Ich möchte, dass Sie eines wissen, Trevor: Obwohl ich es nicht bis zur Spitze der Pyramide geschafft habe, bin ich glücklich gestorben. Sie haben mir geholfen, so weit zu kommen. Und ich gebe zu, dass es mir gefallen hat, eine Weile einen Mann an meiner Seite zu haben, der mir Starthilfe gegeben hat. Danke!
    Sie fragen sich sicher, warum ich diese letzte Bitte an Sie richte. Dafür gibt es zwei Gründe. Sie haben mir erlaubt, meine Reisen mit einem anderen menschlichen Wesen zu teilen, drei großartige Tage lang und danach durch meine Briefe. Das hat mir viel bedeutet. Ich weiß, dass Sie mich für eine törichte alte Frau gehalten haben, doch haben Sie es niemals ausgesprochen, und dafür liebe ich Sie. Zweitens weiß ich, dass meine Kinder, möge der Himmel sie schützen, mich lieben, doch würden sie sich niemals darauf einlassen, die Aufgabe zu übernehmen, die ich von Ihnen erbitte. Ich weiß, dass Sie mich nicht im Stich lassen werden. Sie sind ein feiner Mensch unter Ihrer dürftigen Rüstung.
    Als Anlage zu diesem Brief finden Sie Anweisungen für das Verstreuen meiner Asche und Geld für die dadurch entstehenden Auslagen. Ich bin sicher, dass Sie, wenn Sie dort ankommen, verstehen werden, warum ich mich für diesen Ort entschieden habe. Ein Nachbar hier in Sooke hat mir davon erzählt, ein ehemaliger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher