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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
Autoren: Eoin Colfer
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ich nicht mehr gesehen, seit …«
    »Seit dem Rock’n’Roll-Sänger mit der Haartolle.«
    »Genau. Und du weißt ja, was das für ein Chaos gab, als er zurückging.«
    Petrus schwieg einen Moment lang. »Das ist eine schwierige Sache, Bub. Wegen so was brechen Kriege aus.«
    »Ich weiß. Eine einzelne Seele kann plötzlich eine große Bedeutung bekommen.«
    »Wir müssen die Finger davon lassen, Beelzebub. Ein Unruhestifter auf der Ebene der Sterblichen ist genug.«
    »Natürlich«, sagte Beelzebub besänftigend. »Es liegt jetzt nicht mehr in unseren Händen. Überlassen wir das Mädchen seinem Schicksal. Diese Meg Finn ist es nicht wert, einen Seelenfänger loszuschicken.«
    »Hmm.« Petrus kam Beelzebubs Einlenken verdächtig vor.
    »Ich hoffe nur, wir beide haben uns verstanden.«
    »Absolut«, zischte der Dämon und legte auf.
    Petrus steckte das Handy zurück in die Tasche. Die Geschichte war noch nicht zu Ende. Dazu hatte Bub zu aalglatt geklungen. Garantiert hatte er vor, einen Dämon zur Erde zu schicken, um die verlorene Seele zurückzuholen. Einen Seelenfänger. Wegen eines irischen Mädchens riskierte er unabsehbare Folgen für die Ebene der Sterblichen. Wer war diese Meg Finn? Und warum war sie auf einmal die begehrteste Seele im ganzen Universum?
    Beelzebub streckte die Nase aus seiner dunklen Ecke. Die Luft war rein. Dieses Finn-Mädchen musste also zurück. Nun, aber nicht für lange, dafür würde er schon sorgen. Gerade lange genug, um ihrer Minusliste ein paar Punkte hinzuzufügen. Dann hätte Luzifer seine kostbare Seele. Und er selbst würde seinen Job behalten – zumindest bis zur nächsten Krise.
    Gut, er hatte Petrus belogen, aber was machte das schon? Schließlich war er ein Dämon. Was erwartete dieser weiß gekleidete Tugendbolzen denn?

Kapitel 3
Kein Happy End
    M eg traute sich nicht, die Augen zu öffnen. Solange sie liegen blieb und sich hinter ihren geschlossenen Lidern versteckte, konnte sie sich eine Geschichte ausdenken, um die Ereignisse der letzten Minuten zu erklären. Genau. Sie würde einfach liegen bleiben und nicht einen einzigen Blick auf das werfen, was außerhalb ihres Kopfes war.
    Nun gut: Die Schmerzen in ihrem Körper kamen nicht von ihrem Aufprall gegen die Wand eines himmelblauen Tunnels, sondern von der Explosion des Gastanks. Das erklärte auch, warum sie lag. Bestimmt war sie im Krankenhaus, schwer verletzt, aber am Leben. Und die Halluzinationen waren wahrscheinlich eine Folge der Schmerzmittel. Sie hätte gelacht, wenn ihr die Seiten nicht so fürchterlich wehgetan hätten. War doch vollkommen klar. Und auf jeden Fall sehr viel logischer als die andere Version der Geschichte. Hundejungen und riesige Tunnel, also wirklich!
    Meg fand ihre neue Theorie so überzeugend, dass sie es wagte, ihre Augen einen Spalt weit zu öffnen. Das Erste, was sie sah, war Blau. Jede Menge Blau. Aber keine Panik, Blau kam in Krankenhäusern oft vor. Eine beruhigende Farbe.
    Doch dann blinzelten sie aus dem heiteren azurfarbenen Himmelspanorama ein Paar körperlose, blutunterlaufene Augen an, und ihre Hoffnungen auf ein Happy End brachen mit lautem Getöse in sich zusammen.
    Unterhalb der Augen erschien eine Reihe rußgeschwärzter Zähne.
    »Noch nie gesehen, so was«, sagte der Phantommund.
    In Anbetracht eines solchen Gegenübers erschien Meg die Liegen-bleiben-und-Augen-zu-Taktik plötzlich recht zweifelhaft. Hastig rappelte sie sich auf und wich zurück, bis sie mit dem Rücken an der Tunnelwand stand. Ja, wieder der Tunnel. Damit hatte sich ihre Krankenhaustheorie wohl erledigt.
    »Spektralschweif«, fuhr der Mund fort, ohne sich um Megs Unbehagen zu kümmern. »Blau, rot, lila. Ujujuiih.«
    Rund um die grabsteinartigen Zähne wurden flirrend Gesichtszüge und Körperteile sichtbar. Vor ihr, auf einem Vorsprung, der aus der Tunnelwand herausragte, stand ein eigenartiges Wesen. Menschenähnlich, aber winzig. Seine blau getönte Haut passte genau zu der Wand. Die perfekte Tarnung.
    »Was bist du?«, krächzte Meg.
    »Was bin ich, fragt Mädchen«, schnaubte das Wesen. »Was bin ich? Ich bin Einwohner. Du bist Eindringling. Keine Begrüßung? Kein Glückwunsch? Nur Unwissenheit und Grobheit.«
    Meg überlegte, was sie tun sollte. Das Ding war ziemlich klein, vielleicht konnte sie es mit einem Stein niederschlagen und über den Vorsprung entkommen. Aber wohin?
    Das Wesen kratzte sich am spitzen Kinn. »Vergeben Flit, junge Dame. Hat nie Gesellschaft. Fliegen vorbei.
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