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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
Autoren: Eoin Colfer
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Fliegefliegefliege.«
    »Wo bin ich?«, fragte Meg.
    Flit warf die Arme in die Luft. »Wo? Tunnel, Mädchen. Im Tunnel. Leben … Tunnel … Jenseits.«
    Meg seufzte. Genau, wie sie es befürchtet hatte. Also war sie doch tot. »Und wer bist du?«
    »Früher Mann«, seufzte das Wesen. »Böser Mann. Darum jetzt Wurm. Tunnelkratzer. Flits Strafe. Mädchen gucken.«
    Flit hievte einen Weidenkorb aus einer Wandnische hervor.
    »Seelenreste. Verstopfen Tunnel.«
    Meg spähte hinein. Der Korb war mit leuchtenden Steinen gefüllt. Blau natürlich. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber sie hätte schwören können, dass die Steine sangen.
    Zärtlich streichelte Flit über die Seelenreste. »Zweihundert Körbe. Dann Himmel.«
    Meg nickte. Klang ganz vernünftig. Anscheinend eine Art himmlischer gemeinnütziger Arbeit.
    »Das ist es also? Ich bin jetzt auch ein … Wurm?«
    Das fand Flit sehr erheiternd. »Mädchen? Wurm? O nein, nein, negatori. Mädchen ist ganz was Besonderes. Lila Spektralschweif.«
    »Ich verstehe ni–«
    Flit versetzte Meg eine Kopfnuss. »Ohren auf, Mädchen! Blauer Schweif, Himmel. Roter Schweif, Hölle. Lila Schweif, halbe-halbe.«
    Meg blickte hinaus in die Weite des Tunnels. Frisch Verstorbene sausten an dem Vorsprung vorüber, manche so dicht, dass sie die Fassungslosigkeit in ihren Augen erkennen konnte. »Was für ein Spektralschweif? Ich kann keinen –«
    Flit fuhr mit seiner blauen Hand vor ihren Augen her, und dann sah sie es. Jede Seele zog eine leuchtende Spur hinter sich her. Blutrot oder himmelblau. Die mit dem roten Schweif wurden aus dem Strom herausgefischt und in die Hölle hinuntergeschleudert. Meg starrte auf ihre Hände. Um ihre Fingerspitzen tanzten violette Funken.
    »Siehst du, Mädchen? Lila. Gut und Böse. Gleichstand. Fifty- fifty.«
    Allmählich ging Meg ein Licht auf. »Und was passiert jetzt?«
    »Kein Himmel. Keine Hölle. Zurück.«
    »Zurück?«
    Das Wesen, das einst ein Mann gewesen war, nickte.
    »Zurück. Schlimme Dinge wieder gutmachen.«
    »Schlimme Dinge?«
    »Mädchen dummer Papagei«, schimpfte Flit. »Lernen richtig sprechen! In Erdenleben schlimme Dinge getan. Also zurück, zurückfliegen. Gutmachen. Dann Spektralschweif schön blau.«
    Megs Geisterherz schlug schneller. »Ich darf noch mal zurück? Wieder lebendig sein?«
    Flit lachte keckernd und klatschte amüsiert in die Hände.
    »Lebendig? Nein. Geist – buh! Helfen, wem Böses getan. Seelenreste benutzen.«
    Es war nicht leicht, dieser Unterhaltung zu folgen. Flit hatte schon so lange den Kontakt zu den Menschen verloren, dass sein Wortschatz nur noch das Allernötigste umfasste. Soweit Meg es sich zusammenreimen konnte, blieben ihr zwei Möglichkeiten: entweder hier auf dem Vorsprung bleiben oder zurückgehen und versuchen, die Sache mit dem alten Lowrie auszubügeln. Tolle Alternativen. Ein faselnder Zwerg oder ein faselnder Alter. Außerdem, wie machte man überhaupt eine Sünde rückgängig? Was erwartete man von ihr?
    »Mädchen beeilen«, riet Flit. »Zeit tickt, ticketicketick. Gut wird weniger.«
    Meg sah hinunter auf ihre Aura. Kleine rote Strahlen durchzogen das Lila. Sie schluckte. Sobald ihre Geisterenergie verbraucht war, würde sie unten bei Belch landen. Sie spürte förmlich, dass die Hölle sie zu sich hinzog, wie der Nordpol einen Eisensplitter. Fetzen ihrer Aura brachen ab und wurden in den Abgrund gerissen wie Fusseln in einen Staubsauger.
    »Wie komme ich denn zurück?«
    Das blaue Wesen zuckte die Achseln. »Flit nicht sicher. Noch nie passiert. Flit nur hören von anderen Würmern.«
    »Und, was hat Flit gehört?«
    Er zeigte auf die marmorne Wand. »Durchgehen.«
    »Hab ich schon versucht«, sagte Meg und rieb sich die Stirn.
    »Hat nicht funktioniert.«
    Flit runzelte die Stirn. »Nicht denken Wand. Denken Loch.« Das klang für Meg ganz schön abgefahren. »Bist du dir sicher?«
    »Nein«, gab der Tunnelwurm zu. »Crank mir gesagt.«
    Crank? Wahrscheinlich noch so ein blaues Wesen mit begrenztem Wortschatz. Meg bemühte sich, ihre Gedanken zu ordnen. Loch, dachte sie. Loch, Loch, Loch. Die Vorstellung erfasste ihr Gehirn und begann darin herumzuwirbeln wie ein Minitornado. Bald dröhnte das Wort in ihrem Kopf, im gleichen Rhythmus wie ihr Puls. Loch, Loch, Loch. Was geschah mit ihr? Sie hatte sich doch noch nie in ihrem Leben auf eine Sache konzentrieren können. Nun, vielleicht war genau das der Punkt. Das Leben konnte sie jetzt nicht mehr ablenken.
    Sie streckte eine
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