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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
Autoren: Eoin Colfer
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Hand aus. Die Wand wirkte jetzt weniger massiv. Irgendwie flüssig, als wäre sie nichts als eine langsame Welle, die mit kaum wahrnehmbarem Schwung vorwärtsrollte. Ihre Finger strichen über die Oberfläche und sanken ein. Um die Berührungspunkte tanzten silberne Funken.
    »Siehst du!«, rief das Wesen triumphierend aus.
    Hastig zog Meg die Hand zurück und bewegte vorsichtig die Finger. Schien alles noch zu funktionieren. Nicht übel für ein totes Mädchen.
    »Los, Mädchen – gehen!«, drängte Flit. »Hölle hier stark.« Meg nickte. Je eher sie von diesem Ort wegkam, desto länger würde ihr Spektralschweif halten. Und sie würde jeden Funken Energie brauchen, der in ihrem Restkörper noch vorhanden war, um zum alten Lowrie McCall zu gelangen.
    »Okay, ich verschwinde. Ich hoffe nur, was du sagst, stimmt. Wehe, wenn das nur eine Abkürzung zur Hölle ist.«
    »Nein, nein. Flit sicher. Direkt nach Hause.«
    Es hatte keinen Sinn, länger zu bleiben und es hinauszuschieben. Ab durch die Wand und fertig. Ihr Leben lang hatte sie keine Angst vor irgendwas gehabt. Und jetzt im Jenseits würde sie nicht damit anfangen. Sie holte tief Luft und …
    »Mädchen, warten!«
    »Was ist?«, stotterte Meg erschrocken.
    »Hier.«
    Flit drückte ihr etwas in die Hand. Zwei kleine Steine aus seinem Korb. Blau mit silbernem Schimmer.
    »Seelenreste. Ersatzbatterien.«
    »Danke, Flit«, sagte Meg und schob die Steine tief in die Tasche ihrer Armeehose. Steine. Super, genau das, was sie brauchte. Sie würde sie trotzdem lieber nicht vor den Augen des kleinen Wesens wegwerfen. Es könnte ihn verletzen.
    »Mädchen jetzt gehen! Schnell. Schnell wie Roadrunner.«
    »Beep, beep«, sagte Meg nervös.
    Erneut durchstieß sie mit der Hand die Marmorwand. Funken tanzten erst um ihr Handgelenk, dann um ihren Ellbogen, und schließlich war sie verschwunden.
    Myishi fummelte in Belchs Gehirn herum.
    »Und?«, fragte Beelzebub ungeduldig.
    »Drängen Sie mich nicht«, grummelte der kleine Asiate, ohne den Blick von der grauen Masse vor ihm zu wenden.
    »Die Zeit rennt mir davon, Myishi. Lohnt es sich, ihn zu retten, oder nicht?«
    Myishi richtete sich auf und schüttelte sich den Matsch von den Fingern. »Nicht in diesem Zustand. Der ist am Ende. Die Verschmelzung mit dem Hundehirn hat ihm buchstäblich das Licht ausgeblasen.«
    Von Beelzebubs Klauen stoben die Funken. »Verfluchtes Höllenfeuer! Ich brauche Hintergrundinfos über das Mädchen!« Das Computergenie lächelte selbstgefällig. »Kein Problem, Beelzebub-san. Ich kann ihn verlinken.«
    Computer waren für den stellvertretenden Höllenchef ein Buch mit sieben Siegeln. »Verlinken?«
    Myishi grinste durchtrieben. »Auf der Erde kollidierten meine Methoden etwas mit der Berufsethik, aber hier …«
    Er brauchte den Satz nicht zu beenden. Im Hades waren Menschenrechte kein Thema. Myishi holte ein wenig Vertrauen erweckendes Gerät aus seiner Trickkiste hervor. Es sah aus wie ein kleiner Bildschirm auf einem Metallstab. Ohne zu zögern, rammte der Programmierer ihn in den Morast von Belchs Gehirn.
    Beelzebub verzog das Gesicht. Myishi war schon ein unheimlicher Kerl. Neben ihm wirkte Doktor Frankenstein wie ein Schuljunge.
    »Der Gehirnspieß. Meine Lieblingserfindung. Angetrieben von den elektrischen Impulsen des Gehirns. Genial, wenn ich so sagen darf.«
    »In der Tat«, stimmte Beelzebub mit einem flauen Gefühl in der Magengegend zu.
    Myishi zog eine Fernbedienung aus der Tasche seines Designeranzugs, wobei er die Seide mit Gehirnmasse bekleckerte. »Na, dann wollen wir mal schauen, was diese Kreatur gesehen hat.«
    Der kleine Bildschirm belebte sich, und die beiden Dämonen starrten sich selbst ins Gesicht, so wie Belch sie vor sich hatte. Sehr verwirrend, das Ganze. Wenn man darüber nachdachte, bekam man nur Kopfschmerzen.
    »Das nützt doch nichts, Sie Trottel.«
    Myishi biss sich auf die Unterlippe, um sich jede Entgegnung zu verkneifen. Beelzebub entging das nicht. Den Kerl musste er im Auge behalten. Wurde langsam arrogant.
    »Ich spule mal zurück.«
    Das Bild verzerrte sich und wechselte dann auf Rücklauf. Belch flog durch den Tunnel und wurde wiedergeboren. Natürlich nur in seinem Kopf.
    »Gut. Ab hier.«
    Auf dem Bildschirm erkannte man Belch, wie er auf den schmerzgekrümmten Rentner hinuntergrinste.
    »Der Junge gefällt mir«, bemerkte Myishi. »Der hat Talent.«
    »Ein Schwachkopf«, sagte Beelzebub abfällig. »Okay, anhalten!«
    Myishi drückte auf einen Knopf,
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