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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau
Autoren: Camilla Läckberg
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und nun lief eine Sendung für Erwachsene, die Maja nicht im Geringsten interessierte.
    Â»Papa macht das schon.« Er hielt beruhigend die Hände in die Höhe. »Was hältst du von Pippi Langstrumpf?«
    Da Pippi momentan auf der Beliebtheitsskala ganz oben stand, brauchte er die Antwort gar nicht abzuwarten und konnte gleich die DVD einlegen. Als Pippi in Taka-Tuka-Land lief, setzte er sich wieder aufs Sofa und legte den Arm um seine Tochter. Sie schmiegte sich an ihn wie ein warmes kleines Kuscheltier. Fünf Minuten später schlief er.
    Christian schwitzte. Gaby hatte ihm soeben mitgeteilt, dass er bald auf die Bühne musste. Der Speisesaal war zwar nicht annähernd voll, aber immerhin saßen an die sechzig Personen vor reichlich gefüllten Tellern und einem Glas Bier oder Wein. Er selbst hatte außer Rotwein nichts hinunterbekommen. Im Moment schüttete er das dritte Glas in sich hinein, obwohl er wusste, dass er besser nicht so viel trinken sollte. Es machte sicher keinen guten Eindruck, wenn er ins Mikrophon lallte, aber ohne Wein hätte er den Abend nicht überstanden.
    Er ließ gerade den Blick durch den Saal schweifen, als jemand eine Hand auf seine Schulter legte.
    Â»Wie geht es dir? Du siehst etwas angespannt aus.« Erica sah ihn besorgt an.
    Â»Ein bisschen nervös«, gab er zu und verspürte eine gewisse Erleichterung.
    Â»Das kann ich dir nachfühlen«, sagte Erica. »Ich hatte meinen ersten öffentlichen Auftritt auf einer Veranstaltung für Nachwuchsautoren. Danach mussten sie mich vom Fußboden kratzen. Ich habe nicht die geringste Erinnerung daran, was ich auf der Bühne von mir gegeben habe.«
    Â»Mich wird man nachher wahrscheinlich auch vom Boden kratzen müssen.« Christian griff sich an den Hals. Einen Augenblick lang dachte er an den Brief, und Panik ergriff ihn mit voller Wucht. Er schwankte und konnte sich nur dank Ericas beherztem Zupacken auf den Beinen halten.
    Â»Hoppla«, sagte Erica. »Ich fürchte, du hast dir ein bisschen zu viel Mut angetrunken. Bis zum Auftritt solltest du die Finger vom Alkohol lassen.« Behutsam nahm sie ihm das Glas aus der Hand und brachte es zu einem Tisch. »Das wird schon. Am Anfang stellt Gaby dich und das Buch vor, und dann frage ich dich einiges. Das sind wir ja zusammen durchgegangen. Vertrau mir. Das größte Problem besteht darin, mich auf die Bühne zu hieven.«
    Christian ließ sich von ihrem Kichern anstecken. Sein Lachen klang zwar nicht ganz echt und etwas schrill, aber es funktionierte. Die Anspannung ließ ein wenig nach, und er bekam wieder Luft. Den Gedanken an den Brief schob er in den hintersten Winkel seines Bewusstseins. Heute Abend durfte er sich nicht davon beeinträchtigen lassen. Die Meerjungfrau war im Buch zur Sprache gekommen. Er hatte mit ihr abgeschlossen.
    Â»Liebling!« Sanna gesellte sich zu ihnen und sah sich mit strahlenden Augen im Speisesaal um. Er wusste, dass dies ein wichtiger Moment für sie war. Vielleicht sogar bedeutsamer als für ihn.
    Â»Gut siehst du aus.« Wie ein Schwamm saugte sie das Kompliment auf. Sie war wirklich hübsch. Er wusste, dass er glücklich sein konnte, sie gefunden zu haben. Sie ertrug viel mehr, als die meisten anderen Frauen hingenommen hätten. Es war nicht ihre Schuld, dass sie die Leere in ihm nicht ausfüllen konnte. Wahrscheinlich hätte das niemand geschafft. Er legte den Arm um sie und hauchte ihr einen Kuss aufs Haar.
    Â»Ihr seid so süß!« Auf klappernden Absätzen rauschte Gaby heran. »Du hast Blumen bekommen, Christian!«
    Er starrte den Strauß in ihren Händen an. Er war schlicht, aber schön. Nur weiße Lilien.
    Seine Hände zitterten so heftig, dass er den Briefumschlag, der an der Folie befestigt war, kaum öffnen konnte. Die erstaunten Blicke der drei Frauen nahm er nur halb wahr.
    Auch die Karte war schlicht. Dickes weißes Papier, schwarze Tinte und die gleiche schön geschwungene Handschrift wie in den Briefen. Er starrte auf die Zeilen. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.

E twas Schöneres als sie hatte er noch nie gesehen. Sie roch so gut, und ihr langes Haar wurde von einem weißen Band zurückgehalten. Ihr Haar glänzte so stark, dass er die Augen zusammenkneifen musste. Zögernd ging er auf sie zu, unsicher, ob er an all dieser Schönheit überhaupt teilhaben durfte. Ihre ausgestreckten Arme gaben ihm die
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