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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau
Autoren: Camilla Läckberg
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grünen Stoffrose am Revers und wie immer schwindelerregend hohe Absätze. Trotz ihrer mitunter fast lächerlichen Aufmachung gab es niemanden, der die Chefin des angesagten, neuen Verlags in Schweden nicht ernst nahm. Sie hatte mehr als dreißig Jahre Erfahrung in der Branche, und ihr Verstand war so scharf wie ihre Zunge spitz. Den Fehler, sie zu unterschätzen, beging man kein zweites Mal.
    Â»Heute amüsieren wir uns!« Gaby hielt ihn auf Armeslänge von sich und strahlte ihn an.
    Â»Lars-Erik und Ulla-Lena vom Hotel hier haben Großartiges geleistet«, fuhr sie fort. »Was für wunderbare Menschen! Das Buffet ist eine Augenweide. Dies scheint wirklich der perfekte Ort zu sein, um dein wunderbares Buch vorzustellen. Wie fühlst du dich?«
    Vorsichtig entwand Christian sich ihrem Griff und trat hastig einen Schritt zurück.
    Â»Ich muss gestehen, das Ganze kommt mir etwas unwirklich vor. Ich habe so lange über diesem Roman gebrütet und jetzt … stehe ich hier.« Er schielte zu dem Bücherstapel neben dem Ausgang. Er las seinen auf dem Kopf stehenden Namen und den Titel: Die Meerjungfrau . Er spürte ein Kribbeln im Magen. Das hier war kein Traum!
    Â»Wir haben uns das folgendermaßen vorgestellt.« Sie zog ihn am Ärmel, und er folgte ihr willenlos. »Als Erstes widmest du dich den Journalisten, damit die dir in aller Ruhe Fragen stellen können. Wir sind sehr zufrieden mit dem Presseaufgebot. Göteborgs-Posten, Göteborgs-Tidningen, Bohusläningen und Strömstads Tidning sind gekommen. Das sind zwar keine überregionalen Zeitungen, aber dafür entschädigt uns die überschwängliche Rezension im Svenska Dagbladet .«
    Â»Was steht denn drin?«, fragte Christian, während er auf ein Podest neben der Bühne gezerrt wurde, wo offenbar das Treffen mit der Presse stattfinden sollte.
    Â»Das erzähle ich dir später.« Gaby drückte ihn auf einen Stuhl an der Wand.
    Er versuchte, die Situation in den Griff zu bekommen, aber er fühlte sich, als wäre er in einem laufenden Wäschetrockner eingesperrt. Dass Gaby ihn hier allein zurückließ, verstärkte das Gefühl noch. Kellner liefen hin und her und deckten die Tische. Niemand schenkte ihm Beachtung. Er schloss kurz die Augen und dachte an das Buch, an Die Meerjungfrau und die vielen Stunden vor dem Computer. Hunderte, Tausende von Stunden. Und er dachte an sie, seine Meerjungfrau.
    Â»Christian Thydell?«
    Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er blickte auf. Vor ihm stand ein Mann, der darauf zu warten schien, dass er ihm die Hand gab. Er erhob sich und begrüßte ihn.
    Â»Birger Jansson, Strömstads Tidning .« Der Mann stellte eine schwere Kameratasche ab.
    Â»Herzlich willkommen. Setzen Sie sich doch.« Christian wusste nicht genau, wie er sich verhalten sollte. Unsicher blickte er sich nach Gaby um, doch das quietschrosa Kostüm huschte gerade durch den Eingangsbereich.
    Â»Die lassen sich wirklich nicht lumpen.« Birger Jansson warf einen Blick auf die gedeckten Tische.
    Â»Scheint so«, erwiderte Christian. In der darauffolgenden Stille rutschten sie peinlich berührt auf ihren Sesseln herum.
    Â»Wollen wir anfangen oder auf die anderen warten?«
    Christian sah den Reporter ausdruckslos an. Woher sollte er das wissen? Er hatte so etwas doch noch nie gemacht. Jansson schien das als Aufforderung zu deuten, stellte sein Aufnahmegerät auf den Tisch und schaltete es ein.
    Â»So.« Er sah Christian aufmunternd an. »Das ist also Ihr erster Roman.«
    Christian überlegte, ob mehr als Zustimmung von ihm erwartet wurde. »Das stimmt.« Er räusperte sich.
    Â»Er hat mir außerordentlich gut gefallen.« Birger Janssons barscher Tonfall verriet das Gegenteil.
    Â»Danke.«
    Â»Was wollen Sie damit sagen?« Jansson überprüfte, ob das Aufnahmegerät tatsächlich lief.
    Â»Was ich mit dem Buch sagen möchte? Ich weiß nicht genau. Das ist eine Geschichte, eine Erzählung, die ich im Kopf hatte und die rausmusste.«
    Â»Sie ist extrem düster.« Birger durchbohrte Christian mit seinem Blick, als wollte er bis in den hintersten Winkel seiner Seele vordringen. »Ist das Ihr Bild von der Gesellschaft?«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich mit dem Roman mein Gesellschaftsbild zum Ausdruck bringen wollte.« Fieberhaft suchte Christian nach einem intelligenten Satz. So hatte er sein
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