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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau
Autoren: Camilla Läckberg
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Unterton. Erica musterte sie prüfend. Sie sah müde aus. Doch da war noch etwas anderes, das Erica nicht richtig einordnen konnte.
    Â»Mal sehen, was ich tun kann.« Eine Hand stützend am Bauch, stieg Erica schnaufend die Treppe hinauf. Mittlerweile kam sie bei der leisesten Anstrengung aus der Puste.
    Â»Hallo.« Zaghaft klopfte sie an die offene Tür. Christian drehte sich um. Der Bildschirm auf dem Schreibtisch war schwarz. »Du hast uns gestern einen Schreck eingejagt.« Sie ließ sich auf den Sessel in der Ecke fallen.
    Â»Bin ein bisschen überarbeitet«, erwiderte Christian. Seine Augen waren von scharfen Linien umgeben, die Hände zitterten. »Außerdem geht mir die Sache mit Magnus an die Nieren.«
    Â»Bist du sicher, dass da nicht noch etwas anderes dahintersteckt?« Ihr Ton war schärfer als beabsichtigt. »Das hier habe ich gestern gefunden.« Sie zog aus der Jackentasche die Karte, die an dem Lilienstrauß geklebt hatte. »Die hast du wohl verloren.«
    Christian starrte die Karte an.
    Â»Pack das weg!«
    Â»Was hat das zu bedeuten?« Sie warf dem Mann, den sie allmählich für einen Freund hielt, einen besorgten Blick zu.
    Er antwortete nicht. Etwas sanfter wiederholte Erica: »Christian, was bedeutet das? Du hast gestern unheimlich heftig darauf reagiert. Tu nicht so, als wärst du bloß überarbeitet.«
    Er schwieg weiterhin. Plötzlich stand Sanna in der Tür und durchbrach die Stille.
    Â»Erzähl ihr von den Briefen.«
    Sie blieb auf der Schwelle stehen und wartete, bis ihr Mann etwas sagte. Nach einer ganzen Weile zog Christian seufzend die unterste Schublade auf und warf ein Bündel Briefe auf den Tisch.
    Â»Die bekomme ich schon seit einiger Zeit.«
    Erica nahm die Briefe und blätterte sie vorsichtig durch. Schwarze Tinte auf weißem Papier. Ohne Zweifel handelte es sich um die gleiche Handschrift wie auf der Grußkarte, die sie mitgebracht hatte. Auch die Worte kamen ihr bekannt vor. Es waren andere Formulierungen, aber dasselbe Thema. Laut las sie aus dem obersten Brief vor:
    Â»Sie ist an Deiner Seite und begleitet Dich. Du hast kein Recht auf Dein Leben. Das hat sie.«
    Erstaunt blickte Erica auf. »Was ist damit gemeint? Verstehst du das?«
    Â»Nein.« Die Antwort kam prompt und entschieden. »Ich habe keine Ahnung. Ich kenne niemanden, der mir Schaden zufügen will. Denke ich zumindest. Ich weiß auch nicht, wer sie ist. Ich hätte die Briefe wegwerfen sollen.« Er wollte sie wieder an sich nehmen, doch Erica machte keine Anstalten, sie herzugeben.
    Â»Du solltest zur Polizei gehen.«
    Christian schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin sicher, dass sich da jemand auf meine Kosten amüsiert.«
    Â»Wie ein Scherz hört sich das aber nicht an. Und du scheinst das Ganze auch nicht mehr lustig zu finden.«
    Â»Das habe ich auch gesagt«, meldete sich Sanna zu Wort. »Ich finde das unheimlich, vor allem wenn ich an die Kinder denke. Stell dir vor, das ist ein Verrückter, der …« Sie starrte Christian an. Erica begriff, dass sie diese Diskussion nicht zum ersten Mal führten. Doch er schüttelte starrsinnig den Kopf.
    Â»Ich will keine große Sache daraus machen.«
    Â»Wann ging das los?«
    Â»Als du mit dem Buch angefangen hast.« Sanna erntete einen verärgerten Blick ihres Mannes.
    Â»Ungefähr zu der Zeit«, räumte er ein. »Vor anderthalb Jahren.«
    Â»Könnte da ein Zusammenhang bestehen? Kommt im Buch eine reale Person vor oder ein Ereignis, das tatsächlich stattgefunden hat? Fühlt sich irgendjemand dadurch bedroht?« Erica sah ihn unverwandt an. Christian schien sich äußerst unwohl zu fühlen. Das Gespräch behagte ihm offenbar ganz und gar nicht.
    Â»Nein, es ist ein fiktives Werk.« Er kniff die Lippen zusammen. »Das kann niemand auf sich beziehen. Du hast das Manuskript doch gelesen. Hattest du etwa den Eindruck, es wäre autobiographisch?«
    Â»Das würde ich so nicht sagen.« Erica zuckte die Achseln. »Aber ich weiß selbst, wie leicht man bewusst oder unbewusst die eigene Wirklichkeit in seine Texte einfließen lässt.«
    Â»Ich habe nein gesagt«, schrie Christian. Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Erica sah ein, dass es Zeit war zu gehen, und versuchte, aus dem Sessel hochzukommen, doch da die Schwerkraft gegen sie arbeitete, brachte sie trotz enormer
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