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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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gesetzten Dollar. Diese Skulptur musste sie haben. »Wie viel?«, fragte sie.
    Ruben las die Frage von ihren Lippen ab. Er lächelte. Dann schrieb er eine Zahl auf ein Stück Papier. »$ 1213.«
    »Gekauft.«
     
    Ruth war oben in ihrem Zimmer. Den größten Teil des Nachmittags hatte sie nur auf ihrem Bett gesessen. Sie kam sich nutzlos vor. Sie hätte gern etwas getan, um das Care Center zu retten … um Dan zu helfen. Aber sie hatte das Gefühl, nur im Weg zu sein. Aber sie wollte helfen. Deshalb öffnete sie den Umzugskarton, der ihre Sachen enthielt. Sie fand die Rasierklinge. Sie hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger, und weil sie unbedingt etwas tun musste, drückte sie die Klinge in ihre Haut.
    Oren Prescott saß deprimiert und leicht betrunken in seinem Haus in Malibu. Er versuchte zu vergessen, dass er keine brauchbare Idee für eine neue Fujioka-Kampagne hatte. Fujioka entglitt ihm. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete seinen 82-Zoll-Fujioka-Plasma-Flachbildschirm ein in der Hoffnung auf etwas Ablenkung.
    Was er sah, war ein Reporter, der inmitten einer anscheinend zigtausendköpfigen Menschenmenge stand und einen Priester interviewte. »Pater, hätten Sie sich diese Reaktion auch nur in Ihren wildesten Träumen vorgestellt?«
    »Es ist fantastisch«, sagte der Priester. »Unglaublich! Ich glaube, wir sind jetzt bei fast einhunderttausend Dollar. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Oren ließ seinen Drink fallen. Diese Stimme hatte er tausendmal gehört. Er sah sich das quer über den Bildschirm gebreitete Riesengesicht näher an. Es war das Gesicht von Orens Retter.
     
    Die Rundfunkreporterin beendete gerade ihr Interview mit Dan, als plötzlich an der vordersten Reporterfront am Eingang des Care Centers ein Tumult entstand. »Was ist los?«, fragte die Reporterin. Der Kameramann machte einen Schwenk und holte das Bild näher heran.
    Jemand rief. »Es ist Schwester Peg!«
    Peg betrat leicht taumelnd und mit einer Hand vor der Stirn den überdachten Vorplatz. Dan fand, dass sie ein wenig zu dick auftrug. Die Reporterin ergriff Dans Arm. »O mein Gott«, sagte sie. »Es ist ein Wunder! Sie ist aus dem Koma erwacht!«
    Dan löste sich von der Reporterin und eilte an Pegs Seite. Er zog sie dicht zu sich heran und flüsterte: »Hören Sie auf, so zu übertreiben, verdammt noch mal. Sie sind aus dem Koma erwacht und nicht von den Toten auferstanden.«
    Ein ohrenbetäubendes Jubelgeschrei erhob sich und setzte sich wellenförmig in der Menge fort. Mrs. Ciocchetti brachte den Totalisator auf den neuesten Stand: 102.900 Dollar.
     
    Der Dritte-Welt-Mann sitzt niedergeschlagen und stark betrunken in seinem Zimmer im Sunset Palm Motor On Inn. Er versucht zu vergessen, dass er den verdammten Priester nicht finden kann. Er ist deprimiert, weil ihn General Garang töten wird, wenn er ohne das Geld zurückkehrt oder ohne den Priester getötet zu haben, der das Geld genommen hat.
    Er beschließt, sich umzuziehen. Der Anzug des Priesters, den er nun vier Tage nacheinander getragen hat, ist reif für die Reinigung. Er zieht einen weißen Baumwollpullover an und Dockers. Er gießt sich einen weiteren Drink ein und stellt den Fernseher an in der Hoffnung, etwas zu finden, das ihn von seinen Sorgen ablenkt.
    Er schaltet eine Minute von Sender zu Sender, bis er eine attraktive Reporterin sieht. Ihm gefällt, wie sie angezogen ist.
    Sie spricht mit einem Priester – und nicht mit irgendeinem Priester. Der Dritte-Welt-Mann lässt sein Glas fallen. Er kann sein Glück kaum fassen. » Allah sei Dank « , sagt er.
     
    Nachdem Dan Peg wieder in ihr Zimmer gebracht hatte, kam er zurück, um der Presse weitere Fragen zu beantworten. Die Interviews waren noch in vollem Gang, als die Eingangstür erneut aufging und Ruth mit blutenden Handgelenken ins Freie torkelte. Sie breitete die Arme aus und stand da, als wäre sie an ein unsichtbares Kreuz geschlagen. Von ihren Händen tropfte Blut.
    Im ersten Moment war Dan entsetzt. Dann zwinkerte ihm seine Mutter kaum wahrnehmbar zu.
    Eine fromme Lateinamerikanerin sah Ruths blutende Wunden und brach ohnmächtig zusammen.
    Dan deutete auf seine Mutter und rief. »Die Wundmale!« Eine andere Frau bekreuzigte sich. »Santa Maria!«, schrie sie und fiel betend auf die Knie. All dies geschah vor der laufenden Fernsehkamera. Dan eilte auf den Vorplatz, wo Ruth theatralisch vor ihm zusammenbrach. Er hob ihren Kopf für die Fernsehkamera etwas an. »Tolle Idee«, flüsterte er ihr
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