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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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legte die Hände auf das hohe Fußteil. Er sah Peg an und lächelte. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte. Er hatte sich nichts zurechtgelegt. Er wusste nur, dass er das jetzt tun musste. Er lächelte wieder, und dann platzte er einfach heraus: »Ich weiß, dass Sie keine echte Nonne sind.« O Gott, dachte er, das klang schrecklich. Dan schwenkte beide Hände, als wollte er wegwischen, was er gesagt hatte. »Aber das ist kein Problem. Es ist sogar gut, nein, es ist großartig, eh … Herrje, was ich sagen will, ist … Ich fang lieber noch mal von vorne an.«
    Peg hielt sich die Hand vor den Mund, um ihr Lächeln zu verbergen. Dans ängstliches Gestammel erinnerte sie an alle verliebten Jungen, die ihr über den Weg gelaufen waren. Sein Ton und sein freundlicher Gesichtsausdruck beruhigten sie. Er würde sie nicht verpfeifen. »Was wollen Sie mir denn nun sagen, Pater?«
    »Nun, immerhin einiges«, sagte er. Er setzte sich auf den Rand des Bettes. »Erstens bin ich kein Priester. Ich bin der Bruder von Pater Michael, genauer gesagt sein Zwillingsbruder. Ich heiße Dan.« Er erzählte ihr die ganze Geschichte, von Michaels Aufnahme ins Krankenhaus bis zu seiner eigenen Epiphanie am Tag seiner Ankunft im Care Center. Pegs Gesichtsausdruck schwankte zwischen einem gemäßigten »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« und einem äußerst verblüfften »Ich glaub das einfach nicht«. »Es sieht so aus, als sollte ich mich betrogen fühlen«, sagte sie.
    »Ist es so?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie haben Sie das von mir herausgefunden? Durch Monsignore Matthews?«
    »Nein. Josie hat gepetzt. Aber es ist nicht ihre Schuld.« Er deutete die Gegend von Pegs Schenkel. »Ich habe Ihr Tattoo gesehen und habe sie gezwungen zu beichten.« Er erklärte Peg, wie es dazu gekommen war. »Es ist übrigens ein sehr schönes Tattoo.«
     
    Peg fühlte sich nicht direkt gekränkt, aber sie platzte auch nicht vor Stolz. Sie konnte Dan nicht in die Augen sehen. »Denken Sie jetzt schlecht von mir?«
    Dan schüttelte den Kopf. »Nein. Ich war ja auch eine Hure.«
    »Ich war ein Callgirl«, sagte Peg leicht indigniert.
    »Ich bitte um Verzeihung. Callgirl wollte ich sagen«, erwiderte Dan. »Aber ich war schlankweg eine Hure.«
    Peg schwieg einen Augenblick, während sie überlegte, was diese Enthüllungen bedeuteten.
    Dan sah aus, als mache er sich über sich selbst lustig. »Ich habe Werbung gemacht«, sagte er. Peg sah ihn an. »Beweisen Sie es.«
    »Ich soll beweisen, dass ich in der Werbung war?«, fragte er verwirrt.
    »Beweisen Sie, dass Sie kein Priester sind.«
    Dan überlegte eine Sekunde. Dann tat er, was ihm als Einziges dazu einfiel. Er beugte sich vor und küsste Peg, bis sie ihre Nonnenhaube verlor. Der Wahrheit zuliebe muss gesagt werden, dass Peg seinen Kuss ziemlich leidenschaftlich erwiderte. Sie wussten beide, dass damit hinsichtlich Dans Priesterstand gar nichts bewiesen war, aber sie machten sich deswegen keine Sorgen mehr.
     
    Razor Boy und Charlie Freak sind von der Welle der Hilfsbereitschaft insofern hingerissen, als sie sämtliche Autos in den Straßen rings um das Care Center ausrauben konnten. Die beiden sind so beladen mit Diebesgut, dass sie beschließen, ein Auto zu stehlen, um das Zeug wegzuschaffen. Als neben ihnen ein roter Chrysler LeBaron hält und der Fahrer fragt, wo die Spendenaktion stattfinde, grinsen sich die zwei Gangster an.
    » Komm, lass den Blödmann aussteigen « , sagt Charlie Freak. Razor Boy zieht seinen Revolver und reißt die Wagentür auf. » Raus mit dir, Nigger! « , schreit er und zerrt den Mann vom Sitz. Der Fahrer des Wagens trägt einen weißen Baumwollpullover und Dockers, und plötzlich steht die blanke Mordlust in seinen Augen. Es stört ihn, dass dieser braune Idiot ihm eine Waffe vor das Gesicht hält und ihn Nigger nennt.
    » Mach den Schwarzarsch fertig! « Charlie Freak findet, dass der Mann nicht den nötigen Respekt zeigt.
    Razor Boy spannt den Hahn seines 38ers und will gerade einen Gangslogan zischen, als der Dritte-Welt-Mann abdrückt. Sein Schuss führt in Razor Boys Unterleib und durchtrennt den dicken Nervenstrang seiner Wirbelsäule. Razor Boy stirbt gelähmt.
    Für einen Moment ist Charlie Freak ebenfalls wie gelähmt. Dann feuert er einen Schuss ab. Der Schuss trifft den Dritte-Welt-Mann am Kopf und wirft ihn zurück in den Wagen. Stark blutend liegt er da. Seine Augen sind geschlossen. Charlie Freak geht hin, um den Job zu beenden, aber der Dritte-Welt-Mann
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