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Mayday

Mayday

Titel: Mayday
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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gefahren wurden, und mit Unterstützung von Rettern dahintorkelnden Männer und Frauen ein und näherten sich mit ihr einem abgesperrten Teil des Ankunftsgebäudes.
    Johnson starrte den Bewußtlosen auf ihrer Krankenliege an. Blut aus einer Armverletzung tropfte auf die orangerote Schwimmweste und färbte sie schmutzigbraun. Johnson wußte, daß er Berry ermorden mußte. Er würde ihm mit irgendeinem schweren Gegenstand den Schädel einschlagen und ihn dann wieder zu den anderen legen. Diese Verletzung konnte er bei der harten Notlandung erlitten haben.
    »Wir arbeiten uns immer weiter nach vorn«, stellte Metz mit seltsam unsicherer Stimme fest. »Sollen wir lieber etwas zurückbleiben?«
    »Nein. Wenn wir mit der ersten Gruppe ankommen, haben wir’s um so leichter.« Johnson war sich darüber im klaren, daß er lieber zehn Männer wie Metz als einen wie Berry ermordet hätte. Er betrachtete den vor ihm Liegenden. Du hast Mut. Du würdest in meiner Lage auch nicht anders handeln.
    Die zerlumpte Gruppe schlurfte übers Vorfeld. Die Überlebenden waren erschöpft, ausgelaugt und still; sie hatten keine Angst, aber auch keine Kraft mehr. Einige von ihnen hielten sich an den Händen, andere versuchten immer wieder, aus der Gruppe auszuscheren.
    Sanitäter und Krankenschwestern hielten ihre willig dahintrottende Herde mit sanfter Gewalt zusammen.
    Als die ersten Geretteten das Ankunftsgebäude erreichten, ertönten auf dem Besucherbalkon Freudenschreie. Familienangehörige und Freunde drängten ans Geländer, um nach den sehnlich erwarteten Ausschau zu halten.
    »Beverly! Hier drüben!«
    »Jim! Jim, ich bin’s! Hier oben!«
    »Daddy!«
    Johnson sah weg und hielt den auf ihn gestützten Passagier fester.
    »Daddy! Über dir! Bitte! Bitte!«
    Keiner der Überlebenden zeigte auch nur die geringste Reaktion. Die Gruppe schlurfte zum Abfertigungsgebäude weiter. Die nicht Gehfähigen wurden auf Krankenliegen und in Rollstühlen am Besucherbalkon vorbeigefahren.
    »Bill! Bill, wir sind hier oben!«
    Dann begann die Menge zu verstehen, daß diesen Menschen etwas Schlimmeres als der Tod widerfahren war. Die Begrüßungsrufe verstummten allmählich.
    »Alice, hörst du mich denn nicht?«
    Auf Vorfeld und Besucherbalkon herrschte unheimliches, bedrückendes Schweigen.
    Johnson und Metz bildeten die Spitze der Prozession, die unter dem Besucherbalkon vorbeizog und den Eingang des Gebäudes erreichte.
    »Scheiße!« sagte Johnson halblaut. Zehn Meter vor ihnen waren Fernsehkameras aufgebaut. »Verdammte Aasgeier.« Es schien bereits Tage zurückzuliegen, daß Johnson vor diesen gleichen Reportern gestanden und ihnen mitzuteilen versucht hatte, Flug 52 sei im Pazifik verschollen.
    »Mein Gott, was soll ich ihnen nur sagen?« fragte Metz erschrocken. Der Anblick der wartenden Kameramänner und Reporter hatte ihn sichtlich verwirrt. Sein bißchen Mut hatte
    sich sekundenschnell verflüchtigt.
    »Immer mit der Ruhe, Wayne. Wir kommen schon zurecht.«
    »Ich bin dafür, daß wir umkehren. Wir suchen uns einen anderen Eingang.« Metz war stehengeblieben.
    »Reiß dich zusammen, Arschloch!« knurrte Johnson. »Wir können hier nicht mehr umkehren, verstanden?«
    »Ich schaff’s nicht, Ed.«
    »Doch, du schaffst’s, Wayne. Dir bleibt gar nichts anderes übrig.«
    Metz starrte die Kameras an. »Geh du wenigstens voran«, flüsterte er.
    »Gut, meinetwegen.«
    Metz blieb stehen. Johnson ging an ihm vorbei weiter. Der Mann, den er stützte, lehnte schwer an seiner Schulter.
    »Langsam, alter Freund«, sagte Johnson beruhigend – allerdings mehr für die Mikrophone der Fernsehreporter, die jetzt in Hörweite waren. »Immer mit der Ruhe, wir haben’s gleich geschafft.«
    »Mr. Johnson?« Einer der Reporter hatte den Vizepräsidenten erkannt und vertrat ihm den Weg.
    »Ja?« Johnson ging langsam weiter auf den Eingang zu, der sich fünf bis sechs Meter hinter der Fernsehkamera auftat. Dort hielt ein Polizeibeamter Wache, um Neugierige fernzuhalten. Nur schade, daß Reporter nicht auch in diese Kategorie fielen!
    »Können Sie uns sagen, was dort draußen passiert ist?«
    »Kein Kommentar.« Falsche Reaktion. »Bitte, lassen Sie uns ein paar Minuten Zeit. Ich stehe Ihnen dann wieder zur Verfügung.«
    Aber der Reporter ließ sich nicht so leicht abwimmeln, und die Kamera folgte ihm.
    »Mr. Johnson, die Geretteten scheinen einen Schock erlittenzu haben. Haben die Ärzte sich bereits dazu geäußert?«
    »Nein.« Der Eingang war nur noch drei
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