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Mayday

Mayday

Titel: Mayday
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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würde er es schaffen, hier heil rauszukommen.
    Wo, zum Teufel, steckte Metz? Johnson erkannte, daß die Rettungsaktion allmählich zu einem großen Zirkus ausartete, in dem John Berry bald als Star der Manege auftreten würde. Und er war sich darüber im klaren, daß er sich eine unmögliche Aufgabe gestellt hatte: Er wollte einen Unbekannten aufhalten, der das Flugzeugwrack durch ein Dutzend Öffnungen verlassen haben konnte. Johnson wußte nicht einmal, ob Berry in diesem Augenblick etwa mit dem Polizeipräsidenten von San Francisco sprach.
    Johnson wandte sich ab. »Verdammte Scheiße«, murmelte er. Kevin Fitzgerald war keine 20 Meter von ihm entfernt damit beschäftigt, Feuerwehrmännern zu helfen, Überlebende von der Tragfläche wegzuführen. Der Vizepräsident war sich darüber im klaren, daß Fitzgerald der Mann war, vor dem er sich am meisten in acht nehmen mußte.
    Unmittelbar vor Johnson stand ein Löschfahrzeug, das die rechte Tragfläche unter Schaum setzte, bis auch hier kein Rauch mehr aufstieg. Johnson wußte aus seiner Erfahrung mit Flugzeugbränden, daß dieser Brand unter Kontrolle war. Es würde keine Explosion mehr geben, die Berry und die Fernschreiben erledigte.
    »Johnson! Hierher!« Das war Fitzgerald.
    Er ignorierte den Chefpiloten, wandte sich ab und gab vor, nichts gehört zu haben. Daß Fitzgerald ihm über die Schulter sah, hatte ihm gerade noch gefehlt! Johnson ging nach vorn und sah, daß die Notrutsche unter dem Cockpit aufgeblasen war. Scheiße. Daran hätte er früher denken sollen, anstatt in der Nähe des Loches im Rumpf zu bleiben. Berry war bestimmt geistesgegenwärtig genug gewesen, um das brennende Flugzeug so rasch wie möglich zu verlassen, und Crandall hatte gewußt, wie sich der Notausgang öffnen ließ. Johnson setzte sich in Bewegung und rannte auf die Rutsche zu.
    »He, Johnson! Warten Sie doch, verdammt noch mal!«
    Johnson sah sich um. Fitzgerald lief hinter ihm her und holte rasch auf. Der Vizepräsident wußte, daß er den jüngeren Mann nicht abhängen konnte. Er blieb stehen. »Was wollen Sie?« fragte er schroff.
    »Wohin sind Sie unterwegs?«
    »Jetzt ist Essenszeit. Ich gehe zum Mittagessen, wenn’s recht ist.« Johnson bedauerte im nächsten Augenblick, daß ihm nichts Vernünftiges eingefallen war. Er mußte Fitzgerald irgendwie abwimmeln.
    »Hören Sie«, sagte der Chefpilot, ohne auf Johnsons Antwort einzugehen, »diesen Leuten geht es wirklich schlecht. Viel schlechter, als ich mir vorgestellt habe. Sie sind tatsächlich hirngeschädigt. Glauben Sie, daß wir irgend etwas für sie tun können?«
    Fitzgerald beobachtete ihn lauernd, und Johnson bezweifelte, daß er seine Frage ernst meinte. Der andere spielte auf Zeitgewinn oder wollte ihn aushorchen. »Woher soll ich das wissen, verdammt noch mal? Reden Sie doch mit den Ärzten darüber.«
    »Was sagt Ihr Freund, der Rechtsanwalt, dazu?«
    Johnson begriff plötzlich, was hier gespielt wurde. Fitzgerald war mißtrauisch, aber er wußte nicht, was an dieser Sache faul war. Clever, sagte Johnson sich. Aber nicht clever genug. »Er ist kein Anwalt, Kevin. Er ist ein Versicherungsmann. Unser Versicherungsmann. Und wenn ich mir das alles so ansehe, brauchen wir unbedingt einen.« Er sah zur Notrutsche nach vorn. Eben rutschte jemand viel zu schnell hinunter. Im unteren Drittel kippte der Mann über den seitlichen Wulst und schlug hinter der Notrutsche auf die Landebahn auf.
    »Wo ist er?« wollte Fitzgerald wissen.
    »Keine Ahnung.«
    »Haben Sie schon jemand aus dem Cockpit gefunden?«
    »Nein.« Johnsons Stimme ließ keine Gefühlsregung erkennen. »Die melden sich noch früh genug.«
    »Ich versuche inzwischen, Berry zu finden.«
    Johnson wußte, daß Fitzgerald damit seinen größten Köder ausgeworfen hatte. »Wunderbar, dann hören Sie endlich, wie er die Landung geschafft hat – eine tolle Leistung, finde ich.« Die beiden Männer starrten sich wortlos an. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Captain«, fuhr Johnson fort, »gehe ich auf die andere Seite, um zu sehen, wie der Abtransport der Geretteten dort funktioniert.«
    Er marschierte davon und überzeugte sich mit einem Blick über die Schultern, daß Fitzgerald ihm nicht folgte.
    Unter dem Flugzeugbug tauchte Wayne Metz auf.
    »Wo hast du gesteckt, verdammt noch mal?«
    »Ed, ich hab’ sie gefunden! Das Mädchen hat sie bei sich gehabt!«
    »Die Fernschreiben?«
    »Richtig«, bestätigte Metz grinsend. »Mir sind die beiden aufgefallen, als sie
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