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Mayday

Mayday

Titel: Mayday
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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Tonband aufgezeichnet worden. Das scheint Sloan nicht gewußt zu haben. Eigentlich merkwürdig, daß ein Mann wie er in bezug auf Tonbandaufnahmen so leichtsinnig gewesen ist. Offenbar ist er doch kein großer Elektronikspezialist. Jedenfalls hat die Marine anfangs geglaubt, ihn nur wegen Dienstpflichtverletzung und dergleichen vor Gericht stellen zu können. Aber nach Auswertung der Tonbänder ist daraus eine Anklage wegen Mordes geworden.«
    »Was ist mit den beiden anderen Marineoffizieren?«
    »Nach dem Piloten wird noch immer gesucht. Vizeadmiral Hennings ist nicht auf der Nimitz zu finden gewesen. Er scheint über Bord gesprungen zu sein. Aber davon soll möglichst wenig geredet werden. Die Marine will nicht sagen, was die Tonbänder enthalten, aber eines ist zumindest klar: Sloan hat den Piloten und Hennings durch Lügen und Drohungen dazu gezwungen, diesen Vertuschungsversuch mitzumachen. Dabei ist die Katastrophe allein durch seine Nachlässigkeit ausgelöst worden. Nach dem verspäteten Start der Straton hat Sloan wegen eines Defekts keine Meldungen von der Flugsicherung mehr erhalten und sich mit der Annahme zufriedengegeben, wir hätten das Zielgebiet bereits verlassen.«
    »Er scheint wirklich kein Fachmann zu sein. Und was ist mit Edward Johnson und Wayne Metz? Ihr Coup hätte beinahe geklappt, nicht wahr?«
    »Johnson hat ein volles Geständnis abgelegt. Er hat den FBI-Agenten erklärt, er würde es jederzeit wieder tun.«
    »Dieser Schuft!«
    Berry nickte. Aber er verstand – zumindest ein wenig –, warum Johnson die Rückkehr von Flug 52 hatte verhindern wollen. Er dachte an Daniel McVary. Eine Ironie des Schicksals hatte es gewollt, daß er McVary in seinen verzweifelten Plan einbezogen hatte. Indem er dem bewußtlosen Kopiloten seine Schwimmweste angelegt hatte, war Berry in die Lage versetzt worden, die Mörder zu entlarven, und hatte in McVarys Nähe bleiben können, um ihn zu beschützen.
    »Ist bei McVary oder den anderen schon eine Besserung eingetreten?« fragte Crandall, als habe sie seine Gedanken gelesen.
    »Nein, ihr Zustand ist unverändert. In allen Fällen hoffnungslos. Ein Arzt hat mir erzählt, daß sie unheilbar geschädigt sind.«
    »Das habe ich befürchtet«, antwortete sie leise.
    Berry nickte zustimmend. »Ich auch«, bestätigte er. Dann erinnerte er sich an ein ähnliches Gespräch mit Harold Stein. Stein hatte recht gehabt – zumindest in bezug auf seine Familie. Der Zustand der Hirngeschädigten war hoffnungslos. Berry spürte, wie deprimierend diese Erinnerungen waren. Er riß eine Handvoll Gras aus und verstreute sie den Hügel hinunter. Dann zwang er sich dazu, das Thema zu wechseln. »Metz hat bisher nicht viel ausgesagt, sondern stets behauptet, alles sei Johnsons Idee gewesen. Angeblich hat er nicht gewußt, was der andere mit dem Data-Link versucht hat und was mit McVary geschehen sollte.«
    »Unsinn!«
    »Ich weiß, daß er sich darüber im klaren gewesen ist, wohin Johnson mit McVary wollte«, sagte Berry. »Und der Bundesanwalt weiß es auch. Außerdem sind die Fernschreiben aus Lindas Schwimmweste in seiner Jacke gefunden worden. Für einen angeblich Ahnungslosen hat er sich große Mühe gegeben, an diese Beweise heranzukommen.«
    Sie beobachteten Linda, die am Bach einen kleinen Damm baute. Nach einer längeren Pause räusperte Berry sich. »Ich
    habe heute morgen zu Hause angerufen.«
    »Wie geht’s allen?«
    »Danke, gut.« Er stand auf und streckte Sharon die Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
    »Sie können wahrscheinlich nicht erwarten, dich wiederzusehen.«
    Berry überlegte. »Ja, so hat’s geklungen.«
    Crandall runzelte die Stirn. »Warum … warum sind sie dann nicht hergekommen?«
    »Na ja, die Kinder haben Prüfungen, und Jennifer fliegt sowieso nicht gern. Sie ist noch nie mit mir geflogen. Im Urlaub haben wir immer nur Kreuzfahrten gemacht. Ich bezweifle, daß Flug 52 ihr die Angst vorm Fliegen genommen hat.«
    »Das kann ich mir auch nicht vorstellen.« Sie verfolgte einen Möwenschwarm, der über sie hinwegflog. »Wann fliegst du zurück?«
    »Das steht noch nicht fest. Ich muß ein paar Tage lang hierbleiben. Dutzende von Leuten wollen dich und mich noch ausquetschen. Ich habe vier Wochen Urlaub genommen.« Berry zögerte, bevor er fortfuhr. »Ich hab’ den Urlaub sofort gekriegt, aber … es ist irgendwie erniedrigend, nach fast 20 Jahren … um so was bitten zu müssen, verstehst du? Ich meine, sie hätten mir den Urlaub von
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