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Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Titel: Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel
Autoren: Terry Pratchett
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wenn ich ihnen die Zeitung zeige, sagen sie nur: »Ja, der Typ da sieht ein bißchen wie Wobbler aus. Und, was soll’s?«
    Weil sie hier leben. Sie haben immer hier gelebt. Auf eine bestimmte Weise.
    Wenn man in der Zeit reiste, geschah das wirklich, aber es war wie eine kleine Schleife auf einem Band. Man brachte die Schleife hinter sich, und dann ging es weiter wie zuvor. Und alles, was sich verändert hat, ist einfach Geschichte geworden.
    »Du bist so still«, sagte Kirsty.
    »Ich hab nur nachgedacht«, sagte Johnny. »Ich hab gedacht, wenn ich den anderen dieses Foto zeige, werden sie nur sagen: Ja, der Typ da sieht wie Wobbler aus, aber was soll’s?«
    Kirsty beugte sich zu ihm.
    »Ja«, sagte sie. »Und? Er sieht tatsächlich ein bißchen wie Wobbler aus. Und?«
    Johnny starrte aus dem Fenster.
    »Ich meine«, sagte er, »das
ist
doch Wobbler, dort in der Zeitung. Erinnerst du dich nicht?«
    »An was soll ich mich erinnern?«
    »Na ja… gestern!«
    Sie runzelte die Stirn.
    »Waren wir nicht auf einer Art Party?«
    Johnny zuckte resigniert die Schultern.
    Es setzt sich alles, dachte er. Das ist so schrecklich am Zeitreisen. Man kommt an einen veränderten Ort zurück. Man kehrt nicht an den Ort zurück, von dem man weggegangen ist. Es ist nicht
dein
Ort.
    Denn
hier
war niemand in der Paradise Street gestorben. Also ist das hier nicht der Ort, an den ich zurückkehren wollte. Und ich bin es auch nicht. Die anderen auch nicht. Als das Foto gemacht wurde, waren wir dort, in der Vergangenheit. Aber jetzt sind wir wieder hier, und wir sind nie weggewesen. Daher erinnern sie sich auch nicht, weil es nichts gibt, an das sie sich erinnern könnten. Hier haben wir was anderes getan. Irgendwo abgehangen.
    Hier erinnere ich mich an Dinge, die nie geschehen sind.
    »Deine Haltestelle«, sagte Kirsty. »Ist alles in Ordnung?«
    »Nein«, sagte Johnny und stieg aus.
    Es regnete, aber er ging hinters Haus und sah nach, ob der Einkaufswagen noch dort stand, wo er ihn abgestellt hatte. Selbstverständlich nicht. Aber vielleicht war er auch nie dort gewesen.
    Als er in sein Zimmer ging, konnte er hören, wie der Regen aufs Dach trommelte. Er hatte die vage Hoffnung gehabt, daß er in dieser Welt ein anderer Mensch sein würde, aber nein: Das Zimmer war dasselbe, das Durcheinander, das Space Shuttle an den roten Wollfäden. Und das Zeug für sein Projekt auf dem Schreibtisch.
    Er setzte sich aufs Bett und sah eine Weile dem Regen zu. Er konnte die Schatten in der Luft spüren, wie sie in den Ecken des Zimmers hockten.
    Irgendwo hatte er Mrs. Tachyons Zeitung verloren. Das wäre ein Beweis gewesen. Aber nun würde ihm niemand glauben.
    Er konnte sich an alles erinnern – an den Regen auf dem Moor, das Gewitter, das Stechen in seinem Körper, als sie durch die Zeit gerannt waren – und es war nicht passiert! Eigentlich nicht. Das normale, langweilige, alltägliche Leben hatte wieder angefangen.
    Johnny suchte in seinen Taschen. Wenn er nur etwas behalten hätte…
    Er fand ein Stück Pappe…
    Der Klang australischer Stimmen von unten verkündete, daß sein Opa zu Hause war. Johnny ging nach unten ins Wohnzimmer.
    »Opa?«
    »Ja?« sagte sein Großvater, der sich
Cobbers
ansah.
    »Du weißt doch, der Krieg – «
    »Ja?«
    »Du hast doch erzählt, bevor du beim Militär warst, wärst du eine Art Flugzeugbeobachter gewesen?«
    »Ich hab sogar einen Orden dafür gekriegt«, sagte Großvater. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus, was er sonst nie tat. »Hab ich ihn dir nie gezeigt? Ganz bestimmt.«
    »Ich glaube nicht«, sagte Johnny so diplomatisch wie möglich. Früher hatte Großvater immer nur gesagt, er wolle vom Krieg nichts mehr hören.
    Jetzt griff er in das alte Nähkästchen neben seinem Sessel, das einmal Johnnys Großmutter gehört hatte. Das Kästchen war schon lange nicht mehr für Garn und Nadeln benutzt worden; jetzt war es voll mit Zeitungsausschnitten, Schlüsseln, die in kein Schloß im Haus mehr paßten, Briefmarken der alten Währung und all dem anderen Zeug, das sich in einem Haus ansammelt, das schon so lange bewohnt wird. Nach ausführlichem Gegrunze zog Großvater schließlich eine kleine Holzschachtel heraus und klappte sie auf.
    »Sie haben gesagt, sie hätten keine Ahnung, wie ich es geschafft habe«, sagte er stolz. »Aber Mr. Hodder und Captain Harris haben sich für mich eingesetzt. O ja. Es mußte irgendwie möglich gewesen sein, sagten sie, sonst hätte ich es ja wohl
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