Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel

Titel: Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
nicht tun können. Die Telefone waren vom Blitz getroffen worden, und das Motorrad wollte nicht anspringen, ganz gleich, wie sehr er geflucht hat, also mußte ich den ganzen Weg in die Stadt runter rennen. Und so hab ich den Orden gekriegt, weil sie sich für mich eingesetzt haben.«
    Johnny drehte die Silbermünze herum. Es hing ein vergilbtes Stück Papier daran. Darauf stand ein Text, schlecht getippt von jemandem, der das Farbband an seiner Schreibmaschine jahrelang nicht gewechselt hatte.
    »Heldenhafte Tat…«, las er, »rettete mehreren Bürgern von Blackbury das Leben…«
    »Nach dem Krieg kamen Leute vom Olympiakomitee zu mir«, sagte Großvater. »Aber ich habe ihnen gesagt, ich will nicht.«
    »Wie hast du das gemacht?« fragte Johnny.
    »Sie haben gesagt, irgendeine Uhr müsse kaputt gewesen sein«, sagte Opa. »Aber davon weiß ich nichts. Ich bin einfach nur gerannt. Um ehrlich zu sein, ist das alles inzwischen ziemlich verschwommen…«
    Er legte den Orden wieder in die Schachtel. Daneben, mit einem Gummiband zusammengehalten, lag ein Kartenspiel.
    Johnny nahm es heraus und entfernte das Band.
    Es waren Flugzeuge drauf.
    Johnny griff in seine Tasche und holte die Pik Fünf heraus. Sie war weniger abgegriffen, aber es bestand kein Zweifel, daß sie zu diesem Spiel gehörte. Er schob sie unter das Band und legte das Spiel wieder ins Nähkästchen.
    Opa und Johnny sahen sich einen Augenblick lang an. Es war still, nur der Regen und das Ticken der Uhr auf dem Kaminsims waren zu hören.
    Johnny spürte, wie die Zeit um ihn herum herabtropfte, dickflüssig wie Bernstein…
    Dann blinzelte Opa, griff wieder nach der Fernbedienung und zeigte damit auf den Fernseher.
    »Na ja, seitdem ist sowieso eine Menge Wasser unter der Brücke durchgeflossen«, sagte er, und das war’s.
    Es klingelte an der Tür.
    Johnny ging in den Flur.
    Es klingelte wieder, diesmal drängender.
    Johnny machte die Haustür auf.
    »Oh«, sagte er finster. »Hallo, Kirsty.«
    Regen hatte ihr das Haar an den Kopf geklatscht.
    »Ich bin von der nächsten Haltestelle aus zurückgelaufen«, sagte sie.
    »Oh. Wieso das denn?«
    Sie hielt ihm eine Silberzwiebel entgegen.
    »Die habe ich in meiner Tasche gefunden, und dann… habe ich mich erinnert. Wir sind zurückgereist.«
    »Nicht
zurück
«, sagte Johnny. »Es ist mehr so was wie
dort
.« Erleichterung stieg in ihm auf wie eine große rosa Wolke. »Komm rein.«
    »Ich erinnere mich an alles. Sogar an die Gurken.«
    »Gut.«
    »Ich dachte, ich sollte es dir sagen.«
    »Danke.«
    »Glaubst du, Mrs. Tachyon wird ihren Kater je wiederfinden?«
    Johnny nickte.
    »Ganz gleich, wo er ist«, sagte er.
     
    Der Sergeant und der Soldat rafften sich auf und stolperten auf die Trümmer zu, wo einmal ein Haus gestanden hatte.
    »Die arme Alte! Die arme Alte!« sagte der Sergeant.
    »Glauben Sie nicht, daß sie noch rechtzeitig rausgekommen ist?« fragte der Soldat.
    »Die arme Alte!«
    »Sie war ziemlich dicht an der Mauer«, murmelte der Soldat hoffnungsvoll.
    »Das ganze
Haus
ist nicht mehr da! Was glauben Sie denn?«
    Sie stolperten über die feuchten Ruinen der Paradise Street.
    »O Gott, das wird vielleicht einen Ärger geben…«
    »Das sagen Sie
mir
? Sie hätten die Stelle nicht unbewacht lassen sollen! Die arme Alte!«
    »Wissen Sie, wieviel Schlaf wir in der vergangenen Woche bekommen haben? Wissen Sie das? Und drüben in Slate haben wir Corporal Williams verloren! Wir haben mal ein paar Minuten gedöst, mitten in der Nacht, das war alles!«
    Vor ihnen lag ein Krater. Etwas blubberte am Boden.
    »Hat sie Verwandte?« fragte der Soldat.
    »Nein. Niemanden. Ist schon seit einer Ewigkeit hier. Mein Dad sagt, er hätte sie schon gesehen, als er noch ein Junge war«, sagte der Sergeant.
    Er setzte den Helm ab.
    »Arme Alte«, sagte er.
    »Das glaubste vielleicht! Essen essen essen essen – «
    Sie drehten sich um. Eine klapprige Gestalt in einem alten Mantel über einem Nachthemd und mit einer Strickmütze auf dem Kopf kam die Straße entlang und lenkte fachmännisch einen Drahtkarren zwischen den Trümmerhaufen hin und her.
    »– essen essen – «
    Der Sergeant starrte den Soldaten an. »Wie hat sie das geschafft?«
    »Keine Ahnung!«
    »– essen essen Batman!«
    In einiger Entfernung spazierte Satan auf seine schräge Weise durch die schmalen Gassen.
    Er hatte einen interessanten Morgen in den Trümmern der Paradise Street verbracht und sich dann den Nachmittag in den Ruinen der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher