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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble
Autoren: Hen Hermanns
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Hinterzimmer meines Hirns sagte auch nichts. Ich schaltete die Glotze ein und trank den Rest des Bourbons. Diesmal hatte ich noch nicht mal die Kraft, die Glotze vor dem Einschlafen noch auszubeamen.

21.

    Am nächsten Morgen wurde ich von Ray Charles und drei gutaussehenden Sängerinnen geweckt. Sie sangen irgendwas von Aha-aha und dem echten Feeling der Pepsi Cola. Dann kamen die Nachrichten. Vorgetragen von einem blendend aussehenden Paar, das sich mit schmachtenden Blicken ansah und unglaublich gut drauf war. Wesentlich besser als ich jedenfalls. »Stell dir vor, Peter«, sagte die Brünette in dem roten Cocktailkleidchen zu dem schwarzhaarigen Beau im dunkelblauen Blazer, »diese Nacht hat wieder der Highway-Killer zugeschlagen.«
    »Schrecklich, Dorothy«, sagte der Beau entsetzt, »dabei sind doch alle gewarnt worden. Sie sehen jetzt Larry Oaks in der Polizeistation von Carmel.«
    Und dieser Larry erzählte dann, daß in den frühen Morgenstunden ein neues Opfer gefunden worden war, und zwar wieder auf dem Highway Nr. 1. Diesmal in Höhe des Garrapata State Parks, ungefähr 10 Meilen südlich von Carmel. Das Opfer war um die vierzig, männlich, und, da ohne Papiere aufgefunden, nicht zu identifizieren. Wie seinen Vorgängern war auch ihm der Hals aufgeschlitzt worden, und der Tod, das wußte man schon, war zwischen vier und sechs Uhr morgens eingetreten. Dann wurde das Gesicht des Opfers eingeblendet und um Hinweise an die Polizei gebeten. Das Bild war so geschickt angeschnitten, daß man den Hals des Opfers nicht sehen konnte. Aber ich mußte auch nicht den Hals sehen, um ihn identifizieren zu können. Es war Erwin Wachsmuth, und er hatte sogar noch seine Brille auf.

22.

    Ich schaltete die Glotze aus und zog mir die Laufklamotten an. Völlig unbewußt und automatisch. Ich wußte kaum, wie mir geschah, als ich plötzlich auf dem Highway wieder zu mir kam und merkte, daß ich wie ein Wahnsinniger rannte. Ich fürchtete ernsthaft, den Verstand zu verlieren. Ich schaltete ein paar Gänge zurück und versuchte, ein paar klare Gedanken zu fassen. Ich wußte, daß Wachsmuth den Highway-Killer gekillt hatte. Schließlich war ich selbst dabeigewesen. Also kam eine neue Person ins Spiel. Der berühmte dritte Mann. Er hatte Wachsmuth umgebracht und das dem Highway-Killer in die Schuhe geschoben. Und er war jetzt vielleicht sogar noch hier in der Gegend. Sehr intelligent war es nicht von mir gewesen, einfach in die Nikes zu steigen und draufloszurennen. Ich sah mich nervös um. Alles wie gewohnt. Der Pacific tobte, die Möwen kreischten, und die unvermeidlichen Nebelbänke machten sich auf der Straße breit. Und dann sah ich zu meiner Beruhigung jemand, der genauso verrückt war wie ich. Er joggte in meine Richtung und kam langsam näher. Er trug einen dunklen Trainingsanzug, eine Baseballkappe und eine Sonnenbrille, und hatte ein ziemliches Tempo drauf. Der sollte mich ruhig überholen und sehen, daß ich davon wenig beeindruckt war.
    Wenn ich Ihnen jetzt die Zahlenreihe 2-4-6-8-10-? vorlege und Sie bitte, die letzte Zahl einzusetzen, werden Sie die 12 nehmen und das mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung begründen. Kleines naives Leser-Dummerle. Nix mit 12.
    45! rufe ich Ihnen zu. Wieso denn 12? Sie haben nicht den geringsten Beweis dafür. Sie nehmen es einfach an.
    Mir ging es ähnlich wie Ihnen. Vor ein paar Jahren war ich beim Joggen angeschossen worden, und nach meiner persönlichen Wahrscheinlichkeitsrechnung war es sehr unwahrscheinlich, daß mir beim Joggen noch mal so was passieren würde. Ich setzte also auch eine 12 ans Ende der Zahlenreihe und lag daneben. Statt dessen bekam ich voll eins auf die Zwölf und verlor das Bewußtsein.

    Als ich wieder zu mir kam, lag ich irgendwo im Wald und hatte ein komisches Gefühl im Mund. Ich kaute auf etwas hartem, Strohhalmartigem herum. Ich sah alles noch ziemlich verschwommen, und bis ich wieder völlig da war, kaute ich weiter auf diesem Zeugs. Dann nahm ich es aus dem Mund und sah es mir an. Es waren sechs Hühnerfedern.

    Erst war Wachsmuth von einem Highway-Killer getötet worden, der schon vor ihm gestorben war. Und jetzt war ich von einem Wachsmuth überfallen worden, der sich auch schon in den ewigen Jagdgründen aufhielt. Sehr witzig. Da spielte einer Katz und Maus mit mir. Oder Fuchs und Huhn. Die Rolle des Huhns gefiel mir nicht besonders und ich wäre lieber der Fuchs gewesen. Und noch lieber hätte ich jetzt im »Füchschen« gesessen, statt hier in einem
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