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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble
Autoren: Hen Hermanns
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Wald in Big Sur als lächerliche Figur herumzuliegen. Ich hatte nichts dabei gehabt, was man klauen konnte. Abgesehen von meinen Klamotten natürlich, meiner Uhr und meinem Zimmerschlüssel. Die Uhr war noch da, und sie sagte mir, daß ich für gut eine Stunde außer Gefecht gewesen sein mußte. Der Zimmerschlüssel allerdings war weg.

    Heute war wieder der Mexikaner an der Reception und ich sagte ihm, daß ich meinen Zimmerschlüssel aus Versehen im Zimmer liegengelassen hätte. Er ging mit mir raus und schloß mir die Tür auf. Draußen stand noch mein Ford, und ich hoffte, daß im Handschuhfach noch meine Magnum lag. Der Mexikaner stieß die Tür auf, und ich ging rein. »Sie haben nicht zufällig einen Jogger in dunklem Trainingsanzug gesehen?« fragte ich. Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Sir. Ich habe TV gesehen.«
    Mir tat auch alles leid. Der Mann im dunklen Trainingsanzug war in meinem Zimmer gewesen und hatte sein kleines Spielchen weitergespielt. Den Autoschlüssel hatte er mir freundlicherweise dagelassen, aber meine Kreditkarte und mein Bargeld waren verschwunden. Der Mann hatte offensichtlich noch was Nettes mit mir vor. Das einzige, was mir jetzt noch blieb, war, dieses beschissene Spiel mitzuspielen. Im Hotel hatten sie meine Kreditkarte schon durch einen Automaten gejagt, und ich hatte einen Wisch unterschrieben, so daß sie mir beim Check-out nur noch eine Quittung geben würden. Im Tank war noch genügend Benzin, um bis nach San Francisco zu kommen, und da würde ich mich in einem Visa-Büro um alles weitere kümmern. Das Frühstück würde heute zwar ausfallen, aber ich kam wenigstens problemlos hier weg. Es war zu spät, jetzt noch die Cops einzuschalten. »Löse Probleme dann, wenn sie noch klein sind«, sagen die Taoisten. Und dann geben sie Leute wie mich als warnendes Beispiel an.

23.

    Ich checkte aus und fuhr los. Es regnete wieder ziemlich heftig, und nach dem letzten Mord schien sich außer mir keiner mehr auf den Highway zu trauen. Die meisten machten jetzt sicher einen Umweg und benutzten den parallel im Landesinneren laufenden Highway 101. Mir war es recht so. Irgendwas würde auf meiner Fahrt nach San Francisco passieren, denn der Typ, der Wachsmuth umgebracht und mir die Federn in den Mund gesteckt hatte, konnte kein Interesse daran haben, daß ich hier lebend rauskam. Das meinte der kleine Mann im dunklen Hinterzimmer meines Hirns auch. »Paß jetzt bloß auf, du taube Nuß«, sagte er. Ich paßte auf, und ich mußte auch gar nicht lange warten.

    In meinem Rückspiegel tauchte ein roter Toyota-Jeep auf. Jeeps und Pickup-Trucks sind die amerikanische Antwort auf deutsche BMW-Fahrer. Mit entsprechender Geschwindigkeit kachelte der Typ den Highway herunter. Er fuhr dicht auf, und ich fragte mich, warum er nicht überholte. Die Antwort war einfach. Er wollte eben nicht. Er knallte mir statt dessen voll hinten rein, und mein lahmer Ford beschleunigte unfreiwillig. Er machte einen Hopser nach vorn, und ich verlor sofort die Kontrolle über die Scheißkarre und war auf einmal auf der linken Spur. Immerhin schaffte ich es, nicht sofort die Klippen runterzugehen und sogar noch einen Blick in den Rückspiegel zu werfen. Der Toyota war jetzt auch auf der linken Spur und immer noch dicht hinter mir. Hinter dem Steuer saß ein grinsender Kerl mit verspiegelter Sonnenbrille und dunkler Jacke. Er rauschte zum zweiten Mal in das Hinterteil des Fords. Ich trat das Gaspedal durch, und die lahme Kiste beschleunigte auch ein bißchen, aber das war ein Fehler. Der Jeep ging sofort auf die rechte Spur und zog nach vorn, so daß wir auf gleicher Höhe lagen. Dann knallte er gegen meine rechte Seite. Ich geriet wieder ins Schleudern, aber ich tat ihm immer noch nicht den Gefallen, in den Pacific zu stürzen. Ich hielt mit schweißnassen, verkrampften Händen das Lenkrad fest und blieb auf der Spur. Und dann hoffte ich plötzlich, schon längst im Pacific gelandet zu sein, denn jetzt sah ich ein riesiges Wohnmobil auf uns zukommen. Der Jeep blieb stoisch an meiner Seite und gab mir keine Chance, auf die rechte Seite auszuweichen. Der Wohnmobilfahrer konnte sich aussuchen, in welchen Wagen er hineinrasen wollte. Wahrscheinlich würde er meinen nehmen, weil er gegen den mehr Chancen als gegen den Jeep hatte. Ich spielte gerade mit dem Gedanken, ob ich nicht lieber freiwillig über die Klippen gehen sollte, als auf der linken Seite eine Einbuchtung auftauchte.
    Ein Vistapoint für Touristen. Ich
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