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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble
Autoren: Hen Hermanns
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noch?«
    »Klar Freddie. Woher rufst du an? Hollywood? Ich kann dich gut hören. Wie spät ist es jetzt bei euch?«
    »Du bist immer noch der alte Sprüchemacher, Max.«
    Ich kannte Freddie Bruhns aus meinen alten Werbefuzzie-Zeiten. Sie zahlten einem da für Sprüche ziemlich viel Geld, aber Geld war schließlich nicht alles. Freddie Bruhns war Filmproduzent und wir hatten ein paar Werbespots zusammen gemacht und uns immer ordentlich einen gebrannt, wenn wir mal wieder von einem Produktmanager dazu genötigt worden waren, den Namen seines Produkts in einem 30-Sekunden-Spot 99mal aufsagen zu lassen.
    »Nix mit Hollywood«, sagte Freddie, »immer noch die alte Masche. Aber ich hab ein Problem, Max, deshalb ruf ich dich an. Ich muß dich heute noch sehen.«
    »Ist das Problem so groß?«
    »Das kannste wohl sagen. Meine Firma steht sozusagen auf dem Spiel. Mir ist was, ähm, geklaut worden, ich muß dir das in Ruhe erzählen. Kannst du sofort nach Düsseldorf kommen? Wir könnten uns beim >Maaßen< treffen.«
    »Ich komme lieber gleich zu dir ins Studio.«

    Freddies Studio war in einem dieser angesagten Fabrikgebäude im Bilker Hafen, und da bot es sich natürlich an, ins dort gelegene >Maaßen< zu gehen. Da gab es zwar auserlesenes Seefood, aber mittags waren da soviele Art-, Kreativ- und sonstige Direktoren, daß ich mich immer fühlte, als hätte ich eine Haifischgräte im Hals.

    Ich setzte mich in den Volvo, schob eine CD mit von Carlo Bergonzi vorgetragenen Canzone ein und fuhr los. Gerne fuhr ich nicht. Ich kann Düsseldorf nicht ausstehen. Das ist nun mal so, wenn man Kölner ist. Und ganz besonders dann, wenn man wie ich ein Kölner ist, der in Düsseldorf geboren wurde. Einer Stadt, die von Boutiqueschnepfen regiert wird, die Dinge sagen wie »Da hast du aber einen schönen Tisch für uns bestellt, Kleines«, wenn sie beim Stehitaliener in einer schweren Parfümwolke aufeinanderprallen.

    Als ich ins Hafengelände einfuhr, panzerte ich mich mit einem überheblichen Grinsen. Düsseldorf machte hier einen auf TriBeCa, dem Triangel Below Canal Street in New York City. Vielleicht sollten sie es UnAlKri nennen, »Unter aller Kritik.« Aus diesen renovierten Lagerhallen mit den postmodernen Feuerleitern würde jedenfalls niemals ein Lou Reed oder eine Laurie Anderson heraustreten. Noch nicht mal ein Robert de Niro. Das einzige, was man hier erwarten konnte, war die Friseurvisage des typischen Düsseldorfer Steptänzers. Mehr war nicht drin, da konnten sie machen, was sie wollten.

    Freddie Bruhns hatte sich nicht verändert. Er stand immer noch auf ziemlich ordinäre Empfangsdamen. Eine von ihnen führte mich arschwackelnd in eine auf 50er Jahre gemachte Cafeteria, in der gewöhnlich genervte Visagistinnen, schlechtgelaunte Schauspieler, gelangweilte Kameramänner und andere Werbespotopfer herumhingen. Jetzt war die Cafeteria leer, und man sah den Staub auf den Plattentiteln in der Jukebox und die Kaffeeflecken auf der Bartheke, und man roch den Geruch von schleppend eingehenden Aufträgen und unangenehmen Telefongesprächen.
    Freddie begrüßte mich mit der üblichen Frage.
    »Erst mal eine gute Tasse Kaffee?« Das hatte auch schon mal witziger geklungen.
    »Lieber ein Wasser«, sagte ich.
    »Perrier, Badoit oder Pellegrino?«
    »Gerolsteiner Stille Quelle, wenn’s recht ist.«
    »Hab ich nicht, tut mir leid.«
    »Dann lieber einen Grappa.«
    »Now you are talking«, freute sich Freddie und schenkte uns zwei Gläser ein.
    »Also Freddie, was gibt’s?«
    Freddie kippte seinen Grappa runter, zog die Oberlippe hoch und holte scharf Luft. Ich nahm auch einen kleinen Schluck. Mild war das Zeugs nicht gerade. Freddie wirkte leicht aufgeschwemmt. Seine unruhig hin und her huschenden Äuglein ließen darauf schließen, daß es eher eine Art Kummerspeck als das Ergebnis ungetrübten Wohllebens war.
    »Mir ist ein TV-Spot geklaut worden, Max.«
    Ich mußte ziemlich dagegen ankämpfen, Freddie nicht seinen Trester infernale ins Gesicht zu prusten.
    »Entschuldige, Freddie, aber das gibt’s doch nicht. Niemand will Werbespots sehen. Warum sollte also jemand einen Werbespot klauen? Das ist doch sicher ein Versehen.«
    »Spar dir deine Scherze, Max. Das Masterband wurde geklaut. Und es ist Hundertfünfzigtausend wert.«
    »Du hast auch schon kostspieligere Produktionen gemacht.«
    »Das ist teuer genug, wenn du bedenkst, daß ich den Film praktisch auf meine Kosten neu drehen muß, wenn er weg ist. Das macht dann
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