Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble
Autoren: Hen Hermanns
Vom Netzwerk:
Dreihunderttausend.«
    »Wie ist der Film denn geklaut worden? Ich meine, wann hast du gemerkt, daß er weg war?«
    »Gemerkt, daß er weg war?« Freddie goß sich noch einen Grappa ein, und ich winkte dankend ab, als er mir fragend die Flasche entgegenhielt. Er kippte auch seinen zweiten Schnaps unerschrocken runter.
    »Gemerkt, daß er weg war, ist gut. Er ist nicht so einfach geklaut worden. Er wurde sozusagen gekidnappt.«
    »Jetzt mal der Reihe nach. Was denn nun?«
    »Ich habe den Film mit einem Fahrradboten von den >Bike-Devils< zur Agentur geschickt. Auf dem Weg wurde der Bote von einem Auto geschnitten, fiel auf die Fresse, und der Film war weg. Drei Stunden später bekam ich einen anonymen Anruf. Der Typ bot mir an, den Film gegen Fünfzigtausend in bar wieder zurückzugeben.«
    »Stimme erkannt?«
    »Nee.«
    »Polizei verständigt?«
    »Nee. Bist du bescheuert? Ich will den Film, Mensch, und zwar sofort. Die Sendezeiten in der Glotze sind fest gebucht, und die Agentur will ihn haben. Die machen mir die Hölle heiß, verstehst du? Das ist mein Ende in der Branche!«
    »Klar verstehe ich. Was ich noch nicht ganz verstehe, ist meine Rolle in diesem Spiel.«
    »Ich will, daß du die Übergabe für mich machst.«
    »Und das ist alles? Soll ich die Kerle dabei festnehmen oder was?«
    »Nein! Du sollst nur das Geld übergeben und den Film in Empfang nehmen und ihn mir dann sofort bringen. Noch einen Grappa?«
    »Danke, hab noch.«
    Freddie schüttete Numero Drei in sich hinein.
    »Frei raus, Max, ich hab keine Zeit und ich bin fertig mit den Nerven. Gerade, wenn ich mal wieder für ein paar Tage nach Formentera will, dann muß mir so eine Scheiße passieren. Mir reichts, Max. Ich will meine Ruhe. Ich zahl dir zehn Prozent von den fünfzig Riesen, o.k.?«
    »Wo soll die Übergabe stattfinden?«
    »Im Grafenberger Wald. Heute abend um 9 Uhr.«
    Er zog einen Zettel aus der Jackentasche und gab ihn mir. »Steht alles hier drauf.«
    »In Ordnung, ich mach das für dich. Was ist mit diesem >Bike-Devil<-Fahrer? Den würde ich gern mal sprechen.«
    »Max, ich will keine Untersuchung, klar? Ich will den Film. Bitte!«
    »Wie du meinst. Würde dann auch teurer werden. Darf man wenigstens fragen, worum es in diesem Film geht und welche Agentur das ist? Nicht, daß ich nachher noch in irgendeine Pornoaktion oder so was verwickelt bin.«
    »Ich hab dir doch gesagt, spar dir deine Scherze. Es ist ein Diätschoko-Spot, und die Agentur ist Miller&Miller.«
    »Die Miller-Brothers? Ist ja interessant. Das muß ja ein schräger Spot sein.«
    Die Miller-Brothers hießen eigentlich Müller und hatten durch unermüdliches Abkupfern aus internationalen Kreativ-Annuals eine gewisse Berühmtheit erlangt. Abkupfern ist in der Branche durchaus legitim, man kriegt manchmal sogar vom Art Director’s Club eine Goldmedaille dafür.
    »Ist doch egal, was das für ein Spot ist«, sagte Freddie, »also was jetzt? Ja oder nein?«
    »Ja, sag ich doch. Wo ist das Geld?«
    »Moment.«
    Freddie verschwand in einen Nebenraum und kam mit einem Aktenköfferchen zurück und legte es auf die Theke.
    »Und meine fünf Riesen Honorar?«
    Freddie verzog das Gesicht und zauberte fünf Scheine aus seiner Jacke.
    »Woher wußtest du, daß ich keinen Scheck nehme?« fragte ich.
    Freddie reagierte mit einem Achselzucken.
    »Niemand will zur Zeit einen Scheck von mir.«
    Ich stellte den Volvo in einem Parkhaus in der City ab und spazierte zur Königsallee. An einer der kleinen Brücken über dem Kögraben war der Pausentreff der >Bike-Devils<, oder war es jedenfalls vor dreihundert Jahren mal gewesen, als ich noch bei der Team-Werbeagentur arbeitete und hier mittags oft vorbeikam. In der Zwischenzeit war die Werbung nicht besser geworden, und die >Bike-Devils< hatten auch keinen besseren Platz gefunden. Im Moment waren es gerade drei. Sie trugen am Knie abgeschnittene Designer-Jeans, Turnschuhe und rote >Bike-Devil<-Shirts, auf denen sinnigerweise ein radfahrender Teufel abgebildet war. Zwei von ihnen trugen Plastikschutzhelme. Der dritte hatte zu viele Vietnamfilme gesehen und hatte sich ein Tuch um den Kopf gewickelt und arbeitete schwer daran, so martialisch auszusehen, als wären wir hier nicht auf der Königsallee, sondern auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad. Er hatte eine frische Schramme auf der linken Wange.
    »Ich suche den Kollegen von euch, dem sie den Werbespot abgenommen haben«, sagte ich und fuchtelte dabei mit drei Zwanzigern herum.
    »Was willst du von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher