Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maxi "Tippkick" Maximilian

Maxi "Tippkick" Maximilian

Titel: Maxi "Tippkick" Maximilian
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
kam von weit her, doch sie kam ganz schnell näher, ja, und dann verstand ich sie gut.
    „Ich war genauso wie du!“, sagte mein Vater und ich konnte es einfach nicht glauben. „Ich bin ganz genauso gewesen. Ich habe auch nie was gesagt.“
    Schlotterbein und Tarzanschrei! Das konnte nicht sein!
    Aber es tat auch gut. Es machte mir Hoffnung! Mein Vater war genau so gewesen wie ich und er war nicht verstummt. Er konnte reden! Verdammmich noch mal! Doch damit war meine Freude auch schon wieder vorbei. Mein Vater war nicht verstummt! Doch ich, ich brachte keinen Ton mehr heraus. Auch jetzt nicht, obwohl ich es mir nur zu sehr wünschte. Mehr als alle Weihnachtswünsche der Welt. Mehr als die Hallen-Stadtmeisterschaft und die Weltmeisterschaft 2006.
    „Ich würde dir so gerne helfen!“, sagte mein Vater. „Du musst mir nur etwas sagen. Bitte, sag doch was!“
    Ich würgte und würgte, doch ich schaffte es nicht. Ich presste nur Tränen aus meinen Augen hinaus.
    „Bitte, Maxi, sag, was ist mit dir los? Ich will doch auch nicht, dass du ins Internat gehen musst.“
    Das war der letzte Satz meines Vaters. Danach verstummte auch er. Wir starrten ins Feuer. Jeder für sich, und obwohl ich auf seinem Schoß saß, waren wir ganz weit voneinander entfernt. Schließlich schliefen wir ein. Ich gegen die Brust meines Vaters und mein Vater gegen einen Pfeiler gelehnt. Wir schliefen ganz fest, so als wären wir sicher zu Hause. Ja, und deshalb war ich fest davon überzeugt, dass ich träumte.
    Es hörte sich an wie das Krabbeln und Rascheln von Käfern. Von riesigen, braunen und fetten Käfern. Kakerlaken nennt man sie sonst, doch in diesem Fall waren es die Unbesiegbaren Sieger.
    Sie krochen aus den Schatten und den Ritzen hervor und sie hatten sich prächtig geschmückt. Krake hatte sein Spinnentattoo mit Leuchtfarbe nachgemalt und sein Irokesenhaarschnitt stand ihm in spitzen, pechschwarzen Stacheln vom Kopf. Fettauge zierte eine Augenklappe mit einem zerlaufenen Glibberauge darauf. Dampfwalze hatte sich den Schädel bis auf den Pony rasiert. ,Glatze mit Vorgarten‘ nannte er das. Der finstere Mähdrescher trug einen Eishockeyhelm mit Wikingerflügeln wie Hagen von Tronje und Sense hatte seine Fahrradkette gegen Stacheldraht eingetauscht. Kong, der monumentale Chinese, stützte sich auf einen Spazierstock aus einem Stück Straßenbahnschiene und der Dicke Michi trug seine Säge wie eine Winchester im Arm.

    So kamen sie jetzt auf uns zu. Ganz langsam und selbstsicher! Wie ein Schwarm Haie umkreisten sie uns. Ich hörte ihre schweren, schlurfenden Schritte und da war ich plötzlich wieder hellwach. Schlotterbein und Tarzanschrei! Das war überhaupt gar kein Traum! Das war Wirklichkeit, und mein Vater schlief immer noch fest. Ich rüttelte und schüttelte ihn. Doch er wurde nicht wach.
    „Lass mich. Bitte!“, murmelte er und Krake äffte ihn nach.
    „Bitte! Bitte! Lass mich!“, spottete er und zog seinen Kreis um uns herum enger.
    Die anderen machten es nach. Sense hob seine Stacheldrahtkette über den Kopf und wirbelte sie durch die Luft, dass es jaulte.
    „Hey, Michi!“, hauchte er wie durch Schmirgelpapier. „Und was passiert jetzt?“
    Die anderen Mistkerle grölten und heulten. Senses Frage erweckte ihre Gehirne zum Leben, als schütte man Benzin in ein Feuer hinein.
    WUUUHSCH!, machte es und in meinem Kopf fuhren die Ängste Achterbahn mit einem neunfachen Looping. Da hob der Dicke Michi die Arme und breitete sie ganz langsam aus.
    „Pst!“, sagte er. „Pst! Nicht alle auf einmal. Wir haben die ganze Nacht Zeit.“
    Danach war es still.
    Knochenbrecherisch still, und damit mir das klar wurde, knackte Kong mit seinen Fingergelenken, als würden im Urwald Bäume gefällt.
    Selbst die Wilden Kerle , die sich zusammen mit Willi über uns im Dachstuhl versteckten, hielten die Luft vor Schreck an. Keiner von ihnen wusste, was jetzt noch passiert. Sie hatten den Drachen geweckt. Sie hatten ihn aus den Graffiti-Burgen zu sich geholt und ihn um Hilfe gebeten, doch damit war jede Kontrolle verwirkt. Jetzt tat der Drache nur noch das, was er wollte und er kam mit sieben Köpfen direkt auf mich zu.
    „Hey, Michi! Wie war das noch mal?“, krächzte Sense schon wieder. „Wer von den beiden muss leiden und wer guckt nur zu?“
    „Der Junge guckt zu!“, hauchte der Dicke Michi und nahm mich ins Visier.
    „Kanalrattenschweinefurz!“, fluchte Sense. „Ich hab noch nie einen Bankdirektor gequält!“
    „Und das wirst du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher