Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Dorothy Gilman Butters
Vom Netzwerk:
verkehren. — Ich nehme Thunfisch auf Toast und Coca-Cola“, sagte sie geistesabwesend zu der Kellnerin, die soeben zu ihnen gekommen war.
    „Ein Schinkenbrot und ein Milchmixgetränk“, bestellte Liz. „Ich fürchte, ich verstehe dich nicht ganz“, lächelte sie dann.
    „Na“, entgegnete Melanie, „du wirst schon wissen, was ich meine.“
    „Ich glaube nicht.“
    Melanie dachte einen Augenblick nach. „Nun, es läßt sich schwer erklären. Jedenfalls kann ich behaupten, daß ich ausgesprochen erleichtert war, als ich dich traf. Vielleicht merkst du daran, worauf ich hinauswill. In gesellschaftlicher Hinsicht und kulturell...“
    Himmel, dachte Liz, ich hoffe, sie sagt nun nicht, was ich vermute, was kommen wird.
    „Du und ich sind nur das Beste vom Besten gewöhnt. Die andern Mädchen auf dem Stockwerk — entschuldige bitte diese Bemerkung — sehen ausgesprochen nach Promenadenmischungen aus. An ihnen ist nichts von Klasse.“
    „Woher weißt du denn, daß ich ,Klasse’ habe?“ neckte sie Liz.
    Melanie strahlte sie liebevoll an. „Oh, das spüre ich; ich merke so etwas sofort.“ Liz mochte zu Anfang etwas verwirrt gewesen sein, aber jetzt hätte sie vor Lachen losprusten können. „Melanie“, rief sie, „ich glaube, du bist ein Snob!“
    Melanie lächelte charmant. „Ich bin nur ehrlich“, sagte sie, „und es stört mich keinesfalls, wenn du mich als Snob bezeichnest. Warte nur ab! Du wirst selbst sehen, daß die andern beiden sich geradezu gewöhnlich entwickeln werden. Ich kenne den Typ. Gib ihnen den kleinen Finger, und sie nehmen die ganze Hand, und schließlich kriegst du sie nicht mehr vom Halse.“
    „Ich will aber gerade viele verschiedenartige Menschen kennenlernen“, gab Liz zu bedenken, und zu sich selbst fügte sie humoristisch hinzu: Olivenstopfer!
    Melanie zuckte die Schultern. „Reichlich seltsam, finde ich. Glaube mir, das Beste ist immer sein Geld wert.“
    Liz hatte erwogen, auf ihrem Standpunkt zu bestehen und ihre Gardinen bei Woolworth zu kaufen, aber die ganze Geschichte interessierte sie nicht genügend, um sich darum zu streiten. So gab sie nach, als Melanie sie zurück zu Wanamaker führte und sie dort zum Kauf von Kord überredete, obgleich Liz Chintz bevorzugt hätte. Sie hatte bereits Kopfschmerzen, als sie ins Heim zurückkehrten. Melanie, entschied sie, ist eine kraftvolle, energiegeladene Person. Vielleicht machte Liz auch der Klimawechsel müde. Sie verabschiedete sich im Flur, flüchtete in ihr Zimmer, warf sich angezogen quer übers Bett und schlief fest bis zum Abendessen.
    Sie sprach an diesem Abend nicht mehr mit ihr, denn Melanie hatte eine Verabredung und ging um halb sieben in einem engen schwarzen Kleid mit Nerzschal weg. Liz war eigentlich froh darüber, denn sie merkte, wie anstrengend Melanie für sie war. In ihr schien es vor Unruhe zu brodeln. Melanie mußte dominieren, beeindrucken, und während Liz sich ganz gerne beeindrucken ließ, spürte sie doch kein Verlangen danach, beherrscht zu werden. Melanie würde darauf bestehen, Verabredungen, Geheimnisse, Schularbeiten und Kleider mit ihr zu besprechen und vermutlich gar auch ihre Kritik an andern Leuten. Nie würde sie Liz’ Verhalten Peter gegenüber verstehen. Liz entschied, daß sie zwar Melanie recht gern sah, daß sie sie aber auf Abstand werde halten müssen.
    Am Sonntag klopfte Liz nach dem Essen an Caras Türe und rief: „Jemand da?“ Keine Antwort, und als sie ins Zimmer schaute, war es leer. Enttäuscht und unbefriedigt biß sie sich auf die Lippen. Nachdem sie den Samstag mit Melanie verbracht hatte, hatte sie nun Cara fragen wollen, ob sie nicht zu zweit die vierte Mitbewohnerin des Stockwerkes besuchen sollten, eine Aufforderung, über die Melanie bestimmt gelacht hätte. Melanie schlief noch nach ihrer Verabredung am Abend zuvor. Nun war Cara nicht da, und Liz spürte, daß ihre Entschlossenheit nachließ. Die Aussicht, den langen Nachmittag allein verbringen zu müssen, war in der Tat ziemlich trübselig. Sie schlenderte zurück in ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett. Von oben klang Musik und Lachen herunter, aber sie verspürte keine Lust, hinaufzugehen und sich vorzustellen. Sie wußte nicht recht, was sie eigentlich wollte, aber es war nicht Zerstreuung, darüber war sie sich im klaren. Sie sehnte sich danach, sich hier heimisch fühlen zu können. Sie wünschte, daß dies Gefühl des Fremdseins verging. Es war nicht so sehr Heimweh, das sie plagte, als vielmehr das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher