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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: F Schmöe
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an ihrem Hinterkopf. Sie robbte ein Stück weg und kämpfte sich auf die Beine. Wackelig drehte sie sich zu Helena, sah in ihr wutverzerrtes Gesicht.
    »Denken Sie, Sie sind schlau?«, fragte Helena leise.
    Ihr Gesicht lag im Schatten. Plötzlich war es dunkler und grauer geworden. Schwarzviolette Wolken schoben sich immer dichter über der Stadt zusammen. Am gegenüberliegenden Ufer thronten hoch oben Michaelskirche und -kloster und mühten sich, das drohende Gewitter wegzustemmen. Katinka spürte ihre Beine weich werden. Alles ist Willenskraft, dachte sie schnell. Alles ist Willenskraft.
    »Kommen Sie mit mir zur Polizei«, sagte sie sanft. »Wenn Sie ein Geständnis ablegen, wird das vorteilhaft für Sie sein. Denken Sie doch an Ihre Kinder!«
    Helena fixierte Katinka zornerfüllt: »Das geht Sie nichts an.«
    Eine Bewegung, ein Schatten rechts neben ihr brachte Ka-tinka kurz aus dem Konzept. Fria stand da, taumelnd, die Hände vorgestreckt. Sie ging auf Helena zu, ihre Schritte wirkten wie aufgezogen. Bedächtig, als hätte sie unendlich viel Zeit, setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sie sah gespenstisch aus: Das Gesicht und die Hände wachsweiß, der Pulli blutdurchtränkt, die schwarze Hose voller kleiner Zweige und Blätter.
    »Lassen Sie das, Frau Burgwart!«, sagte Katinka leise und eindringlich. »Lassen Sie es sein.«
    War das die Fria Burgwart, deren souveräner und geschliffener Vortrag sie vor wenigen Stunden noch gefesselt hatte?
    »Och, verderben Sie mir doch nicht den Spaß«, sagte Helena. Sie leckte sich über die Lippen und schleckte den letzten Rest von ihrem aufdringlichen Lippenstift ab.
    »Fria, hör nicht auf die Frau Schnüffelnase. Wir beide rechnen jetzt ab. So wie wir es schon immer wollten. Schon immer.«
    Wie in Zeitlupe sah Katinka die beiden aufeinander losgehen. Kurz flammte vor ihren Augen das Bild der Erinnyen auf, denen Schlangen statt Haare aus dem Kopf wuchsen und Blut aus den Augen tropfte. Genauso erbarmungslos machten Helena und Fria sich kampfbereit. Das Bild der beiden wirbelte durch die Luft und drehte sich vor Katinka wie ein Strudel, immer schneller und schneller. Unter Schmerzen holte sie tief Luft und schüttelte den Kopf, bis sie wieder klar sah. Helena hob den Arm, ließ den Stein in ihrer Hand auf und ab tanzen und holte aus. Der Stein raste genau auf Frias Kopf zu, doch sie wich aus und wankte zur Seite, so dass Helena mit Wucht Frias verletzte Schulter traf. Es knackte böse. Das Geräusch weckte Katinka aus ihrer Lethargie. Sie schoss vor, während Helena erneut ausholte und den Stein weit über ihren Kopf schwang. Mit voller Wucht trat Katinka Helena ins Kreuz. Helena schwankte und kippte ganz langsam nach vorne um, genau auf Fria. Die beiden fielen hin und Katinka rannte, um den Stein wegzustoßen. Sie trat hart an Helenas Hand. Der Stein kullerte ein Stück weit und landete am Wasser, während Helenas Schmerzensschrei unter den Bäumen verhallte.
    Katinka sprang auf ihren Rücken und verdrehte ihr den Arm. Ihr Herz jagte, und sie spürte, wie ihre eigenen Atemzüge immer schneller und flacher wurden. Ein dunkler Schleier wischte durch ihr Gesichtsfeld.
    »Lassen Sie mich«, keuchte Helena und wehrte sich mit solcher Heftigkeit, dass Katinka beinahe das Gleichgewicht verlor. »Lassen Sie mich. Sie machen einen Fehler!«
    Katinka schüttelte gelassen den Kopf und antwortete:
    »Die Fehler haben Sie gemacht, Frau Jahns-Herzberg, und die werden Sie wohl der Polizei erklären müssen.«
    »Verdammt! Sie bringt mich um!«
    Helena schrie so laut, dass Katinka vor Schreck ihren Griff etwas lockerte. Fria war aufgestanden. Gegen den dunklen Himmel gerichtet, die Haare aufgelöst, sah sie mehr denn je wie eine Rachegöttin aus. Kalt und gemein stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Gemächlich hob sie den Stein auf und wog ihn in der Hand.
    »Frau Burgwart, lassen Sie das!« Katinka begann, am Verstand der beiden zu zweifeln. Sie sollte aufstehen, davonlaufen, und die Furien ihrem Schicksal überlassen.
    »Du miese, kleine, beschissene Ratte«, sagte Fria, und ihre Stimme klang ganz tief und rau. »Du miese Ratte. Du wirst kaputtgehen im Knast, und das weißt du. Also …«, sie schwankte und wartete einen Augenblick, um sich wieder zu fangen. Auf Katinka wirkte sie wie volltrunken. »… also wäre es doch überaus nett von mir, wenn ich dich zu deinen Schwestern in den Fluss bugsiere. Dann können dich die Wasserratten anknabbern, und du kommst nicht ins
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