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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: F Schmöe
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Gefängnis. Deine Kinder würden sich auch freuen, dass sie dich los sind.«
    »Fria!«, schrie Katinka, als der Stein niedersauste. Sie wusste nicht, weshalb sie das tat, aber sie packte Helena an ihrem Kostümkragen und riss sie in letzter Sekunde herum. Fria rammte den Steinbrocken in die Erde, genau dort, wo Sekunden vorher Helenas Kopf gewesen war. Der Stein hätte ihr den Schädel gespalten. »Hören Sie auf!«
    Fria war unter der Wucht ihres Schlages selbst ins Wanken geraten. Sie kippte auf die Knie, stand aber gleich wieder auf und schien selbst erstaunt über ihre eigene Kraft.
    Helena rappelte sich hoch.
    Das ist das Ende, dachte Katinka. Helena sprang auf die Füße und rammte Fria den Ellenbogen in den Solarplexus. Fria kippte lautlos um und rollte ein Stückchen die Böschung entlang. Ihre Beine hingen ins Wasser.
    Helena wischte sich die Hände an ihrem Kostümjäckchen ab.
    »Meine Kinder würden sich freuen?« Sie schnaubte voller Verachtung, gab Fria noch einen Tritt, während Katinka mit aller Willensanstrengung die Schwärze vor ihren Augen ignorierte und sich auf die Füße kämpfte. Fria rollte sich einmal um ihre eigene Achse. Ihre verletzte Schulter lag nun im Fluss. Ihr Blut färbte das Wasser rot und trieb in Schlieren davon.
    Katinka hielt sich die schmerzende Seite. Helena rang mit Fria. Offenbar wollte sie ihr den Kopf unter Wasser drücken. Fria war durch den Blutverlust zu geschwächt. Sie versuchte kaum noch, sich zu wehren.
    »Nein!«, schrie Katinka und stolperte vorwärts.
    Helenas Fausthieb traf sie völlig unvorbereitet genau am Kinn. Sie schwankte und sah sich dann selbst zu Boden stürzen, ihr Kopf knallte unsanft auf die Erde. Alles um sie her wurde nass, unangenehm nass, und kalt. Das Nass benetzte auch ihr Gesicht, ihre Haare. Ihre Brille war wer weiß wohin geschleudert worden. Verschwommen sah sie, wie Helena sich in ihrem hellen Kostüm leuchtend gegen den grauen Himmel abhob. Sich zu Fria herunterbeugte. Sie würde Fria ertränken, ohne Erbarmen, ohne mildernde Umstände gelten zu lassen. Sie hatte Henry auf dem Gewissen. Den Mord an ihm als einen Tagungsordnungspunkt im Protokoll geschildert. Katinka kroch ein winziges Stück über den Boden, bis sie eine vertraute Stimme hörte.
    »Katinka!«
    »Bleiben Sie weg!«, brüllte jemand anderes hart.
    Erstaunt hielt Katinka für einen Moment inne, bevor sie beschloss, sich nicht ablenken zu lassen. Um sie her plätscherte und rauschte es. Sie kämpfte sich hoch. Verwundert stellte sie fest, dass sie noch nicht im Fluss dümpelte. Ein Wolkenbruch ging über Bamberg nieder. Verwaschen sah Katinka die Silhouette der Michaelskirche, der Bäume und Häuser am anderen Flussufer.
    Helena würde Fria töten.
    Aber schon war jemand bei Helena. Ein großer, langer, schlaksiger Mann in Grün.
    Katinka sah ungläubig zu, wie Urban Dütsch mit wenigen Griffen Helena in der Gewalt hatte und ihr Handschellen anlegte.
    »Mensch, Katinka!«
    »Britta?«
    »Katinka, bist du o.k.? Sag schon was!«
    Katinka wunderte sich. Brittas Stimme klang ungewöhnlich aufgeregt. Ihre übliche Selbstsicherheit schien verschwunden.
    »Die Polizei ist zur Weide gefahren, um Helena und Fria im Büro zu suchen. Da kamen dann zwei Radfahrer vorbeigeschoben, die meinten, einige Leute würden sich fürchterlich streiten, unten am Fluss«, haspelte Britta.
    »Oh«, machte Katinka. Sie begann zu frieren. Am liebsten wäre sie aus dieser Szenerie getreten wie aus einem Bus.
    »Mir ist kalt«, sagte Katinka.
    »Du bist klatschnass.« Britta, die immerhin in einer Regenjacke steckte, sah nicht weniger durchweicht aus. Der Regen strömte vom Himmel, so dicht und grau, dass Katinka nur mühsam die Umrisse der anderen erkennen konnte. Die Regentropfen warfen Blasen auf dem Boden. Einige Hagelkörner mischten sich dazu.
    »Ich sehe nichts mehr«, sagte sie seufzend, als habe sie sich schon in dieses neue Schicksal gefügt.
    »Du hast deine Brille verloren«, sagte Britta und versuchte ein Grinsen.
    »Palfy? Ist das Ihr Nasenfahrrad?«
    Uttenreuther stand neben ihr, groß wie ein Turm, und hielt ihre Brille hoch. In der durchsichtigen Regenhaut sah sein massiger Körper aus wie in Frischhaltefolie eingeschweißt.
    »Ja, das ist sie«, sagte Britta an Katinkas Stelle. »Du solltest doch mal über Kontaktlinsen nachdenken«, fügte sie hinzu. Uttenreuther reichte Katinka die Brille. Sie war verdreckt und schmierig, aber immerhin konnte Katinka ausmachen, wie Fria weggetragen
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