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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel
Autoren: F Schmöe
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und fühlte sich sehr schlecht dabei.
    » Sie brauchen wohl mal Unterricht in Selbstverteidigung
    und Kampfkunst«, schnaubte Uttenreuther. »Halten Sie mir also nicht Unfähigkeit vor. Sie sind selber bescheuert genug!«
    Katinka zog reflexartig den Kopf ein. Die Schimpftiraden des Kommissars klärten ihre Gedanken. Anscheinend waren Fria und Helena wie vom Erdboden verschluckt, sonst würde Uttenreuther sich nicht so aufregen.
    »Im Büro vielleicht? Sie könnten im Gebäude an der Weide 18, an Laubachs Lehrstuhl sein!«
    »Halten Sie mich für hirnamputiert? Dort sind sie nicht. Ich habe gleich jemanden hingeschickt.« Uttenreuthers Handy klingelte, er kauzte einige unwirsche Antworten hinein.
    Katinka ging langsam zur Tür. Wenn sie sich ein klein wenig nach vorne beugte, konnte sie den Schmerz ganz gut unterdrücken.
    »Wo wollen Sie hin!«, rief Uttenreuther ihr nach. Behände war er schon neben ihr.
    »Aufs Klo!«, sagte Katinka matt.
    Er beobachtete scharf, wie sie die Tür zur Damentoilette öffnete. Nebenan hätte Montfort sie vor einer halben Stunde beinahe aus dieser Welt gepustet. Mit ihrer eigenen Waffe. Und Helena und Fria waren verschwunden. Katinka wusch sich ihr Gesicht ab und grinste sich schief im Spiegel an. Die Spuren des Schreckens würde sie so schnell nicht entfernen können. Ihre Brille war verschmiert und saß nicht mehr so symmetrisch wie sonst auf ihrer Nase.
    Wenn Fria und Helena nicht in die Weide 18 gegangen waren … Katinkas Gedanken drehten sich von selbst immer schneller. Helena hatte kein Fahrrad. Sie kam ja von außerhalb! Also waren die beiden entweder mit dem Auto abgehauen oder zu Fuß.
    Katinka kniff die Augen zusammen und blickte selbstkritisch in den kleinen Spiegel über dem verschmierten Waschbecken. Frage dich nach dem Warum, sagte sie sich, nach dem Warum, dann weißt du das Wie. Was bewog die beiden Erzfeindinnen, gemeinsam auszukneifen?
    Katinka beobachtete mit verhaltenem Interesse, wie ihre eigene Gesichtsfarbe heller und gelblicher wurde: Welche von den beiden wollte ihr grausiges Geschäft zum Abschluss bringen?
    Leise schob Katinka die Tür zum Gang auf. Uttenreuther lehnte an der Glastür, die zu den Seminarräumen führte. Er kehrte Katinka den Rücken zu und redete mit einigen Leuten, offensichtlich Tagungsteilnehmern. Zwei von ihnen drückten ihre grauen Mappen an sich, als hielten sie sie für Fetische.
    Katinka ging ganz langsam die Treppen hinunter. Im ersten Stock wurde sie schneller. Stufe um Stufe nahm sie leise, versuchte, den Schmerz in ihrer Seite zu ignorieren, und blieb dann im Erdgeschoss abwartend stehen. Niemand war ihr gefolgt. Jetzt kam es darauf an, dass keiner von Uttenreuthers Leuten hier unten herumlungerte. Hoffentlich sind alle ausgeschwärmt, dachte Katinka fiebrig. Sie nahm die letzten Stufen, die zum Hinterausgang führten, und stand mitten in einem Pulk Fahrräder.
    So entspannt und natürlich wie möglich spazierte sie über den Hinterhof zum Heumarkt. Dort hielt sie an und sah sich um. Es würde nicht lange dauern, bis Hardo ihre Abwesenheit bemerkte. Er würde einen Zornesanfall kriegen und sie überall suchen lassen. Also hatte sie nicht viel Zeit.
    Wenn ich Recht habe mit dem Warum, dachte sie hektisch, dann sind sie irgendwo hingegangen, wo sie alleine sind.
    Welches einsame Plätzchen konnte man von der Innenstadt aus am schnellsten erreichen? Katinka ließ ihre Intuition den Weg wählen. Sie ging zügig zur Markusstraße, von dort aus zur Weide, an dem grauen Gebäude mit der Nummer 18 vorbei, warf einen kurzen Blick in den Hinterhof, wobei ihr auffiel, dass sie weder Waffe noch Handy bei sich hatte. Im Augenblick kam es ihr nicht sonderlich bedeutend vor. Dann lief sie langsam an der Konzerthalle vorbei. Mitten am Tag war man eigentlich nirgendwo alleine. Ständig kamen Jogger, Spaziergänger oder Radfahrer vorbei. Doch sie meinte, einen geeigneten Platz für eine Aussprache zwischen zwei Widersachern am Freitagnachmittag zu kennen.
    Neben der Konzerthalle lag ein Stück Brache, als Parkplatz genutzt, das bald Untergrund für ein Hotel sein würde. Katinka überquerte den Platz in Richtung Fluss. Es wurde sehr schwül. Die aufgetürmten Regenwolken machten jedoch keine Anstalten, ihre Last abzuwerfen. Am Ufer des Kanals standen dicht die Bäume. Katinka pirschte sich heran. Weiter hinten hörte sie Stimmen, dort, wo ein alter Holzsteg, eine Art Anleger, vor sich hinrottete. Sie schärfte all ihre Aufmerksamkeit. Während sie
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