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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball
Autoren: Arnold Kuesters
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blitzten wieder.
    »Hey, ich wollte wirklich nur einen Spaß machen.«
    »Mit Schwangeren macht man keine Späße, schwangere Frauen muss man auf Händen tragen.« Lisa sah ihren Freund herausfordernd und zugleich zärtlich an.
    »Tu ich doch. Oder? Fällt mir auch gar nicht schwer, und das hat, äh, nix mit deinem Gewicht zu tun, denn du bist für mich die schönste und begehrenswerteste Frau auf dieser Welt. Für dich tu ich alles.«
    »Das sagst du jetzt noch.« Lisa gluckste verräterisch. »Spätestens, wenn du deinen geliebten MGB abgeben musst, wirst du von deinen Versprechungen nichts mehr wissen wollen. Ich kenn dich doch, Herr Kommissar.«
    »Das ist ganz etwas anderes.« Frank war in der Tat nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass er sich schon bald von seinem geliebten Cabrio würde trennen müssen. Für ein Baby war wirklich kein Platz in dem alten Zweisitzer, das war ihm schon klar. Aber darüber wollte er nicht heute und auch noch nicht in den nächsten Wochen reden. Das hatte noch Zeit. Viel Zeit. »Lass uns ein anderes Mal darüber reden. Welchen Kuchen möchtest du denn? Worauf hast du Lust? Ich geh und bestelle uns was an der Theke.«
    »Geschickt, mein Lieber.« Lisa grinste anerkennend. »Aber du entkommst mir nicht, mein Schatz. Verlass dich drauf. Also, ich hätte gerne erst einmal etwas mit viel Sahne, Schwarzwälderkirsch wäre nicht schlecht. Nee, da ist bestimmt Alkohol drin. Bring mir lieber ein Stück Käsesahne, aber mit einer Extraportion Sahne.«
    Frank sah sie erstaunt an.
    »Nun mach schon, ich brauch jetzt Sahne, viel Sahne.« Lisa lehnte sich in dem alten Gasthausstuhl zurück und strich sich vergnügt über ihren Bauch, der wirklich noch kaum zu sehen war. »Dein Kind, Frank Borsch, braucht jetzt unbedingt Sahne, ich spüre das.«
    Kopfschüttelnd, aber doch vergnügt, machte sich Frank auf den Weg zurück zum Eingang. Dort hatte er vorhin den hohen großen Kühlschrank mit den frischen Kuchen und Torten gesehen. Was Lisa nur hatte, dachte er, als er vor dem wirklich überwältigenden Kuchenangebot stand. Frank lief das Wasser im Mund zusammen. Ihm gefiel es jedenfalls in dem Café. Er fand, es hatte etwas von den leicht plüschigen Wohnzimmern seiner Tanten, bei denen er als Kind sonntags in kurzen Hosen am Kaffeetisch gesessen und sich gelangweilt hatte.
    Keine zwei Minuten später saß Frank wieder bei Lisa am Tisch, die konzentriert in ihrem Kakao rührte. »Hast du dich hier mal umgesehen?«, fragte sie mit gesenkter Stimme. »Wirklich lauter alte Leute. Möchte mal wissen, wo die alle herkommen. Vielleicht hat ja der Verein ›Sport für betagte Bürger‹ einen Ausflug gemacht.« Lisa kicherte wieder und betrachtete nun ungeniert die Senioren an den Nebentischen. Sie waren offenbar auch erst kürzlich angekommen, denn die meisten von ihnen hatten gerade einmal die Hälfte ihrer Kuchenportionen aufgegessen.
    Frank sah sich verstohlen um. Die anderen Gäste sollten ihn nicht für neugierig und damit unhöflich halten. »Wir beide machen in der Tat den Altersdurchschnitt kaputt. Na ja, ist doch auch schön, wenn die Rentner noch etwas mit ihrer Zeit anzufangen wissen und nicht den ganzen Tag in ihrer Wohnung oder im Heim hocken. Und der tägliche Blick in die Todesanzeigen ist auch nicht gerade eine aufbauende Lektüre. Da tut Abwechslung sicher gut.«
    Frank beobachtete, wie eine Frau mit leicht rosa getöntem Haar eindringlich auf ihre Nachbarin einsprach, die dabei ihrerseits vor sich auf ihren Teller sah und nur nickte. Ihr gegenüber saß ein Mann in brauner Cordhose, weißem Hemd und heller Strickjacke. Seinen sonst kahlen Schädel zierte ein schmaler weißer Haarkranz. Der Begleiter der beiden Frauen hielt sich auffällig gerade und drückte beim Auffüllen der Kaffeetassen betont den Rücken durch. Frank hätte zu gerne gewusst, als was der Mann vor seiner Rente gearbeitet hatte. Er stellte sich vor, dass er gut Buchhalter oder Lehrer gewesen sein könnte. Vielleicht hatte er auch bei der Bundesbahn gearbeitet. Möglicherweise hatte er mit an den Kursbüchern gearbeitet und war beispielsweise für die Pünktlichkeit der Züge verantwortlich gewesen.
    Die stattliche Serviererin kam trotz ihres Gewichts auf flinken Füßen an ihren Tisch und brachte die beiden Kuchenteller. Ihr kurz geschnittenes dunkles Haar betonte die vollen Wangen ihres rosigen Gesichts noch mehr. Mit einem freundlichen »Na, dann guten Appetit«, stellte sie die Teller ab und wandte sich den Gästen
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