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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition)
Autoren: Noelle Mack
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Nachricht.

Ich hab es nicht aufgemacht sie war das.
P.s. es war Ausversehen.

    Und wenn schon. Wahrscheinlich hatte Al ihren Schreibtisch geräumt und ihre jämmerlichen Besitztümer hierhergeschickt. Wer den Karton geöffnet hatte, war nicht sehr weit gekommen und hatte das Paket wieder zugeklebt.
    Sarah hob es hoch, ohne es wirklich anzusehen, nahm es mit hinein und ließ es mitsamt ihrer Handtasche auf den Küchentisch plumpsen.
    Sie öffnete den Hängeschrank, wappnete sich innerlich und wählte mit geschlossenen Augen einen Beutel Nudelsuppe. Im College hatte sie einmal den Blindtest mit dieser Marke gemacht – sämtliche Geschmacksrichtungen waren einander genau gleich, egal, was auf der Packung stand.
    Sie ging in die Hocke, zog einen verbeulten Topf aus einem Unterschrank, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn zum Kochen auf den Herd. Ein Armer-Mädchen-Teller kommt sofort.
    In ihrem Fall war der Teller eine weiße Porzellanschüssel. Aber sie fasste eine ganze Packung Nudelsuppe und bot noch Platz für Proteine, falls und wenn sie sich welche leisten konnte.
    Heute Abend jedoch nicht. Ihr Arbeitslosengeld war halbiert worden gemäß einer Verordnung, die sicherstellte, dass hart arbeitende und Steuern zahlende, derzeit aber vom Pech verfolgte Menschen umgehend verhungern und der Regierung nicht länger zur Last fallen würden.
    Sie ließ den Klotz aus gekräuselten Nudeln in das blubbernde Wasser fallen, riss den Aromabeutel auf und ärgerte sich über die marktschreierische Falschschreibung darauf: Flav-Er-Packit.
    Sie würde ohnehin nur ein halbes Packit verbrauchen, und was sollte sie nun mit der anderen Hälfte anfangen? Sie streute ein wenig davon in das siedende Wasser, sah zu, wie es hoch bis an den Rand des Topfs kochte, und drehte das Gas ab. Sie ließ die Nudeln abkühlen, stocherte darin herum und schüttete das Ganze in die weiße Porzellanschüssel.
    Dann fiel ihr Blick auf das Paket. Heiliger Strohsack. Es kam aus Venedig. Der weiße Aufkleber mit dem Strichcode und das Portoetikett hatten sie zu der irrigen Annahme verleitet, es sei, na ja, eben nicht aus Venedig.
    Sarah stellte die Schüssel mit den Nudeln in die Spüle, wo sie sie nicht umstoßen konnte, falls sie zu aufgeregt werden sollte.
    Sie pulte das Klebeband ab, das der Beinahe-Öffner des Pakets benutzt hatte, und stieß auf eine zweite, unversehrte Lage. Diese kratzte sie mit den Fingernägeln ab.
    In dem Päckchen knisterte Seidenpapier. Er hatte sich nicht um ihre dämliche Kontaktsperre geschert und ein Geschenk geschickt. Sarah drückte die inneren Schichten des Papiers ehrfurchtsvoll und behutsam auseinander. Sie erspähte schwarzen Satin … und winzige Haken … und schwarze Rosenknospen aus Satin. Es war ein Korsett. Soweit sie es sehen konnte, ein äußerst elegantes, höchst erotisches Korsett.
    Obenauf lag eine Karte. Sie klappte sie auf und fuhr mit einem Finger über Marcos ausschweifende Handschrift.

Cara mia,
dies ist eine Antiquität, aber eine ungetragene, aus der Sammlung eines Modeschöpfers. Sie müsste dir glänzend passen. Ich kann’s kaum erwarten, dich darin zu sehen. Ich möchte deine nackten Brüste liebkosen und deinen wunderschönen blanken Hintern drücken, wenn du es mir vorführst. Aber ich werde warten.
All meine Liebe,
Marco

    Es war vollkommen. Sie zog es ganz heraus, ließ es vor ihren Augen herumwirbeln und brachte die Strumpfbänder zum Tanzen. Es ihm vorführen? Klarer Fall. Er konnte eine ganze Nacht mit ihr in schwarzem Satin haben. Sarah drückte das hübsche Stück an ihre Brust. Er war ein Engel. Es würde klappen. Sie hatte ein Ticket nach Venedig.
    Und ein paar Rechnungen zu begleichen, erinnerte sie sich und legte das Korsett über den anderen Stuhl, wo sie es anschauen konnte, während sie ihre Nudeln schlürfte. Sie hob die Schüssel aus der Spüle, nahm eine Gabel zur Hand und setzte sich.
    Ein Korsett gab eine nette Gesellschaft ab. Sah gut aus, schwatzte nicht herum, ließ einen an all den Sex denken, den man noch haben würde … Sarah drehte ihre Gabel in den Nudeln um. Unter geeigneten Bedingungen konnten einen selbst Nudeln an Sex denken lassen. Sie gabelte einen heißen, schlüpfrigen Bissen auf und verspeiste ihn grinsend.

    Zurück beim Arbeitsamt am nächsten Tag, war Sarah fest entschlossen, einen mitfühlenden Beamten mit Herzenswärme zu finden. Ihre Beihilfe durfte nicht so niedrig ausfallen. Sie hatte die Unterlagen überprüft, und der Irrtum lag bei
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