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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition)
Autoren: Noelle Mack
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Fenster heran und unterhielten sich. Sie schienen einander zu hassen. Oder wahnsinnig zu lieben. Weder das eine noch das andere konnte sie mit Bestimmtheit sagen, aber der Anblick gab ihr ein schmerzvolles Gefühl der Einsamkeit. Sie kehrte heim zu … nichts.
    Nicht mal zu einem Meerschweinchen. Sie hätte sich eines zulegen sollen, als «Ye Olde Pette Palace» sie im Sonderangebot hatte. War es zu viel verlangt, einen Freudenquiekser hören zu wollen, wenn sie den Schlüssel im Schloss drehte und die Tür aufstieß?
    Sie ermahnte sich, nicht so rührselig zu sein, rollte ihren Koffer die Straße hinunter und machte im Spätkauf halt für einen halben Liter Milch und ein Paket ihrer fürchterlichen Lieblingsrührkuchen, die wie pralle Titten aussahen. Zur Feier des Valentinstags war die Marshmallow-Glasur grellrosa eingefärbt.
    Der ältere Mann hinter der Theke faltete eine kleine Papiertüte auf und stellte sie vor sich. Sie las den Werbespruch zum Feiertag auf der Verpackung: Ideal für liebevolles Teilen zu zweit!
    Bäh.
    Sarah ging zurück in die Abteilung mit Molkereiprodukten und griff nach einem zweiten halben Liter Milch, damit keiner auf den Gedanken käme, sie würde allein essen.
    Der ältere Mann hinter der Theke nahm eine größere Tüte und packte die beiden Milchkartons und die tittenförmigen Rührkuchen hinein. Er schenkte ihr ein breites Lächeln, während er die Kasse bediente und ihr den Einkauf reichte.
    Wahrscheinlich hatte sie ihn nicht täuschen können. Er war zu nett zu fragen, wieso ein hübsches Mädchen wie sie keinen Kerl hatte.
    Noch immer fiel Schnee, der weiß im Licht der Straßenlaternen funkelte. Sarah war fast zu Hause. Das schmiedeeiserne Geländer mit den angeketteten Mülleimern war von Schnee überzogen. Sie polterte mit dem Koffer die Stufen hinauf, betrat den Eingangsflur und linste durch das Gitter ihres Briefkastens. Sämtliche Umschläge darin schienen weiß zu sein.
    Sie hoffte auf Rot oder Pink, die bezeichnenden Farben für Valentinstagsgrüße. Nicht ein einziger. Aber der Feiertag stand noch bevor, und sie selbst hatte keine Karten verschickt. Sarah kramte nach ihren Schlüsseln, steckte den kleinen ins Schloss des Briefkastens, zog mit einer Hand die gesammelte Post heraus und stopfte sie zu den Rührkuchen in die Tüte.
    Noch ein Stockwerk, und sie war in ihrer untergemieteten Wohnung. Für sich allein.
    Marco fehlte ihr so sehr, dass es wehtat. Er hätte ihren Koffer die Treppe hinaufschweben lassen, einen herrischen Finger auf die kahlen Wände gerichtet, woraufhin sie umgehend mit Nymphen und Satyrn bemalt gewesen wären, und sie dann für Willkommen-daheim-Sex aufs Bett geworfen.
    Reine, sinnenfrohe Lust. Liebe bis zum Äußersten.
    Sarah stellte die Papiertüte auf den Küchentisch und schälte sich aus Mantel und Schal. Die Post konnte warten. Lange weiße Umschläge hatten mehrere Bedeutungen, von denen sie keine im Augenblick interessierte: Ihr war ein zeitlich begrenztes Angebot reserviert worden! Sie könnte Preisvergleiche anstellen, aber sie würde keine niedrigeren Gebühren finden! Die Gelegenheit, jetzt lustige Singles im Pocono-Gebirge kennenzulernen, war gekommen!
    Sie setzte sich auf einen Küchenstuhl und lauschte dem leisen Ticken einer Wanduhr in der Nachbarwohnung. Sarah öffnete einen Milchkarton, gab dieses eine Mal acht und mühte sich nicht an der Seite mit dem Hinweis Zum Öffnen andere Seite ausklappen ab. Sie wickelte die Tittenkuchen aus und drückte einen davon, um festzustellen, ob er frisch war. Mmh. War er. Sie quetschte ihn aus dem Kunststoffförmchen, nahm einen Bissen und spülte einen Schluck Milch hinterher.
    Die Post rutschte vom Tisch zu Boden. Sarah hob sie auf, erkannte den Umschlag der Alitalia an ihrem Logo und bekam leichte Schluckbeschwerden. Das mussten ihre Bonusmeilen sein. Ihr ungeplanter zweitägiger Aufenthalt im Flughafen von Rom hatte dem Brief Zeit gegeben, vor ihr einzutreffen.
    Und wenn schon. Hinein in dein Sammelalbum goldener Erinnerungen, dachte sie düster. Doch sie öffnete den Umschlag und faltete den Briefbogen auseinander.
    Dies ist Ihre E-Ticket-Bestätigung nach … Es war ein Flugschein erster Klasse nach Venedig ohne Rückflug. Im vom Computer ausgefüllten Absenderfeld standen Marcos Name und seine Nachricht:

Komm zurück. Mein Lebensmut sinkt schneller als diese Stadt. Ich liebe dich, und ich brauche dich. Aber ich werde weder anrufen noch mailen, und ich werde dich nicht belästigen. Du
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