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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition)
Autoren: Noelle Mack
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dafür an. Mit Bettzeug beladen, trabte sie neuerlich durch den Flughafen auf der Suche nach etwas Seltenem und Wunderbarem: einer Steckdose. Ohne sie würde der Akku von «Old Faithful» die Nacht nicht überstehen.
    Aha. Hinter einer Säule, wo niemand Staub gesaugt hatte, fand sich eine. Sie holte ihre Sachen hervor, stöpselte das Netzteil ein und dann ihren Laptop.
    Sarah baute sich eine Art Nest, machte es sich mit dem Rücken zur Wand und Old Faithful auf dem Schoß gemütlich. Sie fuhr den Rechner hoch, wartete, betrachtete den Sturmregen, der auf die Fenster eindrosch, und wartete noch ein Weilchen länger. Fast erwartete sie, wieder Gespenster zu sehen, aber die römischen Geister waren offenbar von ruhigerem Wesen.
    Ein leises Summen ließ sie hinunterschauen. Alles klar. Ihre Startseite lächelte sie an. Sie wusste, dass sie sich nicht verrückt machen sollte, aber sie googelte Marco noch einmal, nur, um sein Gesicht zu sehen.
    Da war er, sah schmissig, sexy und elegant aus. Waaahhhhh.
    Sie wollte ihn. Jetzt.
    Du hast deine Entscheidung gefällt und wirst dich daran halten, sagte sie sich streng. Sieh dir nur all diese Frauen an, die an ihm hängen, falls du auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden musst.
    Sie klickte auf das Vorschaubild eines Fotos, an das sie sich von ihrem ersten Recherchegang her nicht erinnerte. Er im historischen Kostüm – Augenblick mal. Sie kannte diese Aufmachung. Sie erkannte die Räumlichkeit in seinem Rücken. Sarah setzte die Zoom-Funktion ein. Das war sie selbst in schwarzem Satin, der bis zur Taille aufgeschlitzt war, gleich hinter ihm. Zum Glück war das Bild verschwommen. Wie hatte er das bewerkstelligt?
    Er ist in dem Foto, sagte sie sich und zoomte so weit hinein, dass sich die Abbildung in kleine Pixelkästchen auflöste. Sie zoomte wieder aus dem Foto heraus und sah unten rechts in der Ecke einen Urhebervermerk: Veronica Suona.
    Sarah hätte es wissen müssen. Noch mehr Zauberei, die zweifellos mit den Augen einer Katze zu tun hatte. Ombra war ein digitales Kätzchen.
    Es war einfach zu viel, um darüber nachzudenken. Sie fuhr ihren Rechner runter und klappte den Bildschirm zu, zog aber nicht den Stecker. Old Faithful musste noch eine Weile länger elektrisch gestillt werden.
    Ein Collegeknabe mit schwerem, schmutzigem Rucksack ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. «Was dagegen, wenn ich …»
    «Nein. Nur zu.»
    Ein Amerikaner. Allmählich fühlte sie sich, als sei sie auf dem Heimweg. Da sie nichts zu tun hatte, sah sie zu, wie er einen mindestens dreitausend Dollar teuren Laptop aus seinem dreckigen Rucksack zog und neben ihr anschloss.
    Er beugte sich vor und legte los, ohne noch ein Wort an sie zu richten. Zwei Stunden später packte er alles wieder ein und trottete davon.
    Die Stunden zogen sich dahin, und sie verbrachte eine ungemütliche Nacht, aus der sie mit Juckreiz und Schmuddelgefühl erwachte.
    Sarah eilte zur Toilette, zerrte ihren neuen Koffer hinter sich her, tat das Notwendige und schaffte es, ihr Haar im Waschbecken zu waschen.
    Niemand warf ihr missbilligende Blicke zu, stattdessen öffneten auch andere Frauen Probefläschchen mit Shampoo, um dasselbe zu tun. Die Toilette sah wie ein Schönheitssalon aus.
    Der Sturm ließ nicht nach. Die Dagebliebenen verfolgten seinen Fortgang – oder sein Verharren, denn das Unwetter hatte sich über Mittelitalien festgesetzt – auf den Bildschirmen über ihren Köpfen. Noch eine gleichermaßen unbequem verbrachte Nacht verstrich.
    Am nächsten Morgen wachte sie auf und sah, dass der Regen nicht länger an der vom Boden zur Decke reichenden Glaswand neben ihrer Lagerstatt hinunterrauschte.
    Sarah kam mühsam auf die Beine, zerrte ihren Koffer vor eine Reihe von Ankunfts- und Abflugsmonitoren und suchte mit müden Augen nach ihrem Flug.
    Ihr Start war freigegeben worden, doch sie wollte Marco. Hätte sie seine Nummer gehabt, hätte sie ihn von einem dieser ulkigen öffentlichen Fernsprecher aus angerufen, die wie Toaster aussahen. Am liebsten hätte sie auch so ein Telefon besessen und nach Hause mitgenommen. Sie sahen wirklich sehr cool aus.
    Nach weiteren Stunden bestieg sie, abgefertigt und blinzelnd vor Erschöpfung, im Gänsemarsch mit vielen ebenso müden Leuten das Flugzeug nach New York. Sie stopfte ihren neuen Koffer, dem sie zuvor Decken und Kissen entnommen hatte, ins Gepäckfach über sich. Nun blieb nichts weiter zu tun, als für die nächsten sieben Stunden ins Koma zu
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