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Masken der Lust (German Edition)

Masken der Lust (German Edition)

Titel: Masken der Lust (German Edition)
Autoren: Noelle Mack
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fröhliches – und heterosexuelles – Paar kam mit einer Tüte in der Hand heraus, auf der in fetten schwarzen Buchstaben Toys No Boys stand.
    «Juhu», meinte der Typ. «Los jetzt in den SUV, über die GWB und rein mit der DVD.»
    Würg. Klarer Fall von Vorstadttrottel, der nur in Abkürzungen sprach und jede Menge Pornos hatte, damit er sich beim Vorspiel nicht verausgaben musste. Gerade jetzt sehnte sich Sarah nach ihrem verbindlichen, sinnlichen, gescheiten venezianischen Liebhaber, der stolz darauf war, einer Frau zu geben, was sie wollte. Sie brauchte dringend etwas wie den Euroglide-Kitzel.
    Sie betrat das Toys No Boys und kam fünf Minuten später mit einem Italian Stallion wieder heraus.

    Zwei Wochen später …
    Sarah heftete Rechnungen im rückwärtigen Büro von WetPaint ab. Die Arbeit war stumpfsinnig, und Al Speer hatte ihren Stundenlohn um zwei Dollar siebenundvierzig aufgestockt – eine unerhörte Steigerung für jemanden, die gekündigt hatte und zurückgekommen war.
    Vincent gab vor, eifersüchtig zu sein. Dieser Tage war er der Mann in ihrem Leben, und sie war für die harmlose Gesellschaft dankbar, während ihr Marco fehlte. Mit heterosexuellen Männern wollte sie sich um Gottes willen nicht verabreden. Sie schienen die Bedeutung des Wortes «nein» für reine Auslegungssache zu halten.
    Insbesondere der zum König des Neuen Figurativen Malens gesalbte Colbert Symmons. Colly kam in letzter Zeit ein wenig zu häufig im Laden vorbei.
    Vergangenes Jahr hatte er sie gebeten, Modell für ihn zu sitzen, und Sarah hatte nein gesagt, weil sie seinen Ruf als Lustmolch kannte. Vor ihrem Aufbruch nach Venedig war sie auf einer Party in seinem riesigen Atelier gewesen. An den weißen Wänden dort hingen recht gute, aber im Wesentlichen eintönige Gemälde. Ein Akt folgte auf den anderen, und alle waren weiblich. Und alle hatten einen Gesichtsausdruck, den er anscheinend nicht wegmalen konnte. Sarah würde ihn den Holt-mich-hier-raus-Blick nennen.
    Vincent kam auf der Suche nach einer Rechnung für eine Rahmungsarbeit ins Hinterzimmer. «Hey, Sar. Rate mal, wer vorn ist.»
    «Colly Simmons.»
    «Woher wusstest du das?»
    Sie zog einen Hefter mit der Aufschrift D bis B hervor und fragte sich, weshalb Al Speer alle Akten alphabetisch rückwärts sortierte. «Colly ist ungeheuer berühmt. Sein Glanz dringt durch die Wände. Und ich habe seine laute Stimme gehört.»
    «Er fragte, ob du hier bist.»
    «Sag ihm, dass ich es nicht bin.»
    «Äh, das kann ich nicht tun.»
    «Wieso nicht?»
    «Weil ich ihm schon gesagt habe, dass du hier bist. Ich wusste nicht, dass du ihn nicht leiden kannst. Er ist reich.»
    «Sei nicht so oberflächlich, Vincent.» Reich war auch Marco, wenn es darum ging. Sein Reichtum gab ihr immer noch aus ihrem Blickwinkel einer nicht-vermögenden Frau zu denken.
    «Colly könnte wahrscheinlich seine mit Farbe bekleckerten Jeans verkaufen, wenn er wollte.»
    Sarah schrieb B bis D auf einen neuen Ordner, heftete den Inhalt um und warf den alten weg. «Bring ihn ja nicht auf dumme Gedanken.»
    Vincent strich sich gedankenverloren über den Pferdeschwanz. «Ich vergesse dauernd, dass du dich für Marco aufsparst. Weißt du, den sehe ich irgendwie nicht vorbeikommen.»
    «Nein, er wohnt in Venedig. Schwierig, so einfach mal hereinzuschneien.»
    «Nun, du bekommst keine Blumen von ihm. Wenn ich darüber nachdenke, hast du mir noch nicht mal ein Bild von ihm gezeigt.»
    «Muss ich auch nicht», zischte Sarah erbost. «Ich weiß, wie er aussieht.»
    «Ich finde einfach nicht, dass du in der Zwischenzeit allem entsagen müsstest. Du könntest dich mal verabreden. Mr.   Magic Marco tut es wahrscheinlich auch. Sei realistisch.»
    Sarah warf ihm einen wütenden Blick zu. Sie hatte die Realität bis obenhin satt. Aber die Romantik schien in sehr, sehr weiter Ferne zu liegen.
    Al Speer stürmte ins Büro. «Sarah, komm mit. Ich brauche dich vorne. Die Kassiererin hat Kaffee auf ihre frische Tätowierung verschüttet. Du musst was tun. Sie weint.»
    «Hol den Erste-Hilfe-Kasten, Al», seufzte sie. «Spül den Bereich mit kaltem Wasser ab, reib ihn mit Hydrokortisonsalbe ein und leg einen Verband darum.»
    «Du verstehst nicht, wo diese Tätowierung ist. Der Verband muss von einem Mädchen angelegt werden. Mir könnte sonst ein Verfahren blühen.»
    Sarah legte die Akten beiseite. «Verstanden.»
    Sie ging hinaus nach vorn, gefolgt von Vincent. Die Kassiererin betupfte sich die Innenseite ihres
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