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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie
Autoren: 3. Perlen für die Herzogin
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ihren Willen durchzusetzen? Anderer- seits hatte Tante Flora sich bereit erklärt, sie nach Amerika zu begleiten und dort zu bleiben, bis Danielle sich eingelebt hatte. Deshalb war es eigentlich kaum zu viel verlangt, wenn sie ihrer Tante nun den Gefallen tat und noch diese eine, letzte Wohltä- tigkeitsveranstaltung durchstand ...
    Zumal ja auch die Kinder dort sein würden und Danielle so- mit zumindest auf ein paar freundliche Gesichter hoffen konn- te, die ihr helfen würden, den Nachmittag zu überstehen.
    Als es klopfte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Die Tür wurde geöffnet, und Danielles Kammerzofe, Caroline Loon, kam herein.
    Caro lächelte vergnügt. „Lady Wycombe hat nach mir ge- schickt."
    Danielle verdrehte die Augen und dachte, dass sie von Anfang an keine Chance gegen die Pläne ihrer Tante gehabt hatte.
    „Nun, dann werde ich dich mal allein lassen, damit du dich ankleiden kannst", meinte Tante Flora und ging zur Tür. „So- bald du fertig bist, können wir aufbrechen."
    Danielle fügte sich ihrem Schicksal und nickte resigniert. So- bald die Tür sich hinter ihrer Tante geschlossen hatte, begann Caro aus dem Wandschrank ein Kleid für Danielle herauszusu- chen. Caroline Loon war sechsundzwanzig und damit ein Jahr älter als Danielle, sehr groß und schlank, blond, von apartem Aussehen und sehr einnehmendem Wesen.
    Caro war eine junge Dame aus respektablem Hause, deren Eltern unerwartet einem Fieber erlegen waren. Als mittellose Waise war sie vor fast fünf Jahren nach Wycombe Park gekom- men, weil sie verzweifelt nach einer Anstellung suchte.
    Tante Flora hatte sie sofort als Kammerzofe für Danielle eingestellt, doch im Laufe der Jahre hatte sich zwischen den beiden jungen Frauen mehr entwickelt als nur das übliche Ver-

hältnis zwischen Herrin und Dienerin. Die Pfarrerstochter Caroline Loon war Danielles beste Freundin geworden.
    „Wie wäre es mit dem mit Rosen bestickten safrangelben Musselinkleid?", fragte Caro und zog eines von Danielles Lieb- lingskleidern hervor.
    „Das klingt gut." Wenn sie schon zu diesem unseligen Nach- mittagstee musste, dann wollte sie wenigstens etwas tragen, worin sie sich wohlfühlte, und Danielle wusste, dass ihr das Kleid sehr gut stand.
    „Setz dich, damit ich deine Haare aufstecken kann", wies Caro sie an. „Lady Wycombe reißt mir den Kopf ab, wenn sie deinetwegen zu spät kommt."
    Danielle seufzte. „Wie werde ich jemals eine eigene Entschei- dung treffen, wenn ihr beide mir immer alles abnehmt?"
    Caro lachte. „Deine Tante liebt dich und möchte, dass du glücklich bist."
    „Das werde ich sein - wenn ich erst einmal in Amerika bin." Danielle griff nach Caros Hand. „Ich bin dir so dankbar, dass du mit uns kommst."
    „Ich bin auch sehr froh darüber." Caro lächelte leicht. „Viel- leicht können wir beide dort ein neues Leben beginnen."
    Danielle erwiderte ihr Lächeln. „Ja, vielleicht." Sie konnte es nur hoffen, denn sie war es so leid, zurückgezogen auf dem Land leben zu müssen, kaum Freunde zu haben und allenfalls einmal von den Kindern aus dem Waisenhaus besucht zu wer- den. In Amerika, wo niemand jemals von dem Skandal gehört hatte, würde sie sich ein neues Leben aufbauen können.
    Aber bis dahin musste sie noch all ihren Mut zusammenneh- men, um den heutigen Nachmittag zu überstehen.
    Rafael zog einen tannengrünen Gehrock über seine hellbraune Weste, und sein Kammerdiener, ein schmächtiger Mann mit schütterem Haar, der schon seit Jahren in seinen Diensten stand, rückte ihm die Halsbinde zurecht.
    „Das hätten wir, Euer Gnaden."
    „Danke, Petersen."
    „Brauchen Sie noch etwas, Sir?"
    „Erst wenn ich am Nachmittag zurückkomme." Rafe hat- te nicht vor, lange auf der Veranstaltung zu bleiben, sondern wollte nur kurz seine Aufwartung machen und eine Spende von beträchtlicher Höhe überreichen. Die Waisenkinder finan-

ziell zu unterstützen war ihm eine selbstverständliche Bürger- pflicht
    Er versuchte sich einzureden, dass sein Entschluss nichts da- mit zu tun hatte, dass er Danielle Duval dort zu treffen hoffte, denn für diesen Fall war er fest entschlossen, ihr wie schon zu- vor die kalte Schulter zu zeigen.
    Er würde nichts von dem sagen, was er ihr vor fünf Jahren gerne gesagt hätte, und würde sie nicht merken lassen, wie sehr ihr Betrug ihn verletzt hatte. Die Genugtuung zu wissen, dass er am Boden zerstört gewesen war und über Wochen hinweg kaum noch den Wunsch zu leben verspürt hatte, würde er ihr
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